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Projekt „Schlau essen“

Kinder in Pforzheim lernen am Kochrad nachhaltige Ernährung

Wie sieht Mangold aus? Wie schmeckt er? Und was mache ich daraus? Nachhaltige Ernährung ist ein großes Thema bei der Stadtranderholung in Pforzheim. Dabei kommt auch eine besondere Innovation zum Einsatz.

Kinder und Erwachsene bereiten an einem Kochrad mit frischen Kräutern aus der mobilen Hydroponikanlage Kräuterpfannkuchen-Rouladen für die Stadtranderholung vor. Im Vordergrund steht die Anlage, aus der Mangold wächst.
Am Kochrad bereiten (von links) Adrian, Floyd, Viridiana, Frank Metz, Boran und Daniel Pfannkuchen-Rouladen mit frischen Kräutern zu. Diese stammen aus der mobilen Hydroponikanlage. Foto: Birgit Metzbaur

Raus aus den eigenen vier Wänden, Spiel und Spaß in freier Natur – das steht im Vordergrund bei der Stadtranderholung des Stadtjugendrings (SJR) in der Ammerau in Würm. 60 Kinder nehmen daran teil. Jeden Morgen stellen die zehn Betreuerinnen und Betreuer den Jungen und Mädchen spannende Aktivitäten zur Auswahl vor.

Am Donnerstag konnten die Kinder wählen zwischen einem Besuch mit der Försterin im Wald, um einen kleinen „Wald im Glas“ zu erstellen, Säge- und Bastelarbeiten, Tischtennis bei einem „Europameister-Schüler“ sowie Tanzen. Und auch das Thema Essen stand auf dem Programm.

Ganz ohne Zeigefinger und ohne Dogma.
Frank Metz
Mobile Kinderangebote

„Schlau essen“ heißt das neue Projekt unter Leitung von Frank Metz vom Team der Mobilen Kinderangebote (MOKI). Das Projekt beschäftigt sich kindgerecht mit der Frage, wie Lebensmittel nachhaltig produziert werden können und wie man sich gesund ernährt. „Ganz ohne Zeigefinger und ohne Dogma“, betont Metz.

Vier Kinder haben sich am Donnerstag für die Mitarbeit am mobilen Kochrad entschieden, um „eine andere Art von Schulfrühstück“ zuzubereiten: Kräuterpfannkuchen-Rouladen. „Die Idee ist, die Kinder selbst zu ermächtigen, sich gesund zu ernähren“, erläutert Metz.

Am mobilen Kochrad bei der Pforzheimer Stadtranderholung werden die Kinder in alle Arbeitsprozesse eingebunden

Die Kinder lernen durch das Tun, wie einfache, aber nachhaltige Speisen zubereitet werden. Dabei werden sie in alle Arbeitsprozesse eingebunden. Auch das Gemüseschneiden will gelernt sein: „Scheiben, Streifen, Würfel“, erklärt Metz. Gekocht wird in der Regel vegetarisch, das hat im Sinne der Nachhaltigkeit nicht nur den Vorteil, dass der Fleischkonsum reduziert wird, sondern auch, dass für vegane Bolognese oder vegane Burger keine Kühlmöglichkeit gebraucht wird.

Neu in diesem Jahr ist, dass die Pflanzen ganz frisch vor Ort geerntet werden können. Möglich macht das die mobile Hydroponikanlage. Sie gibt den Kindern so ganz nebenbei Einblicke in alternative Anbaukonzepte. Hydroponik ist die Wissenschaft und die Kunst sowie die praktische Anwendung des Anbaus von Kulturpflanzen ohne Erde. Die Pflanzen wachsen in mit Nährstoffen angereichertem Wasser. Das macht ihre Aufzucht so einfach.

Anfangs habe man mit Urban Gardening experimentiert, doch das habe nicht so richtig geklappt, berichtet Metz. Über den Hersteller des Kochrads, die p3-Werkstatt, sei er auf das Thema Hydroponik aufmerksam geworden.

Der Anbau ohne Wasser eigne sich besonders gut für das mobile Ernten. Ermöglicht wurde die Hydroponik-Anlage durch die finanzielle Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung und der Heidehof Stiftung innerhalb des Projekts „Nachhaltigkeit lernen“. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt.

Jetzt kann schon die dritte Charge von Mangold geerntet werden.
Frank Metz
Mobile Kinderangebote

Den Mangold für die Pfannkuchen ernten die Kinder in Pforzheim frisch von der Hydroponikanlage

Im April fingen die Kochrad-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter an, erste Pflanzen anzusetzen. „Jetzt kann schon die dritte Charge von Mangold geerntet werden“, berichtet Metz und freut sich. Mangold wird gerne mit Zwiebeln, Knoblauch und Schafskäse als Strudel (Börek) zubereitet.

Neben Mangold waren diese Woche Petersilie, Basilikum, Schnittlauch, Liebstöckel und Zitronenmelisse erntereif. Daraus bereiten die Kinder auch frische Kräuter-Smoothies zu.

Ein Riesenvorteil der Hydroponik neben der mobilen Ernte sei, dass die Pflanzen nur ein Zehntel des Wasserbedarfs von in Erde ausgesäten Pflanzen benötigen. Neben den Nährstoffen im Wasser brauchen die Pflanzen jedoch teilweise auch Kunstlicht zum Gedeihen. Das Wasser wird mithilfe eines Akkus und einer Pumpe umgewälzt.

Ein warmes Essen am Tag ist keine Selbstverständlichkeit.
Rainer Hopfgarten
Geschäftsführer des Stadtjugendrings Pforzheim

„Wir haben die Erfahrung gemacht“, berichtet Geschäftsführer Rainer Hopfgarten bei einem Pressegespräch vor Ort, „dass ein warmes Essen am Tag keine Selbstverständlichkeit ist“. Essen sei daher ein großes Thema in den SJR-Einrichtungen. Deshalb seien alle Einrichtungen mit Küchen ausgestattet.

Über das Thema Essen sei die Idee des mobilen Kochrads und schließlich des nachhaltigen mobilen Erntens entstanden. Die Erfahrung zeigt, dass es die Kinder stolz macht, wenn das selbst Gekochte gemeinsam verspeist wird und auch noch schmeckt. „Wir hoffen, dass sie sich so auch in Zukunft mit dem Thema nachhaltiges Essen beschäftigen und es an künftige Generationen weitergeben“, sagt Hopfgarten.

Beim Kochrad und dem Projekt „schlau essen“ erstmals mit dabei war auch Viridiana, eine „Bufdiline“, wie Hopfgarten sie im „SJR-Jargon“ liebevoll betitelt. Sie kommt aus Mexiko und absolviert beim SJR einen Bundesfreiwilligendienst (Bufdi). Noch spricht die junge Frau nur englisch. Aber beim Schnippeln mit den Kindern am Kochrad gibt es keinerlei Kommunikationsprobleme.

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