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Veranstaltungsprogramm

Kultur in Pforzheim: „Gelungen“ ist im Gemeinderat kein Argument für mehr Geld

Titel und Kostenangaben sind dem Pforzheimer Gemeinderat zu wenig, wenn er über rund 1,6 Millionen Euro fürs Kulturprogramm in den kommenden zwei Jahren entscheiden soll. Nun startet eine neue Beratungsrunde.

Ein Auftritt beim Schlosspark Open 2019
Gut besucht: Das Schlosspark Open steht im Juni 2024 wieder auf dem Veranstaltungsprogramm des Pforzheimer Kulturamts. Der Gemeinderat will genauer wissen, was das für die Stadt und ihre Bewohner bringen soll. Foto: Jürgen Müller

Ehrenrunde für die „Langfristige Kultur- und Veranstaltungsplanung“: Was im Gemeinderat normalerweise mit etwas Gemurre wegen der Kosten wie eine Formsache verabschiedet wird, muss in diesem Jahr zurück in den Kulturausschuss. Insbesondere CDU, Grüne Liste und FDP-Sprecher Janis Wiskandt wollen mehr sehen als Projekttitel mit Kostenvoranschlägen.

Für Cornelie Holzach kommt das einer Enttäuschung gleich. Die Leiterin des Schmuckmuseums inszeniert mit den vier Ausstellungen, die jetzt zur Debatte stehen, ihren Abgang. Sie geht in Ruhestand. Geradezu symbolhaft tischt sie Mitte 2025 dazu exquisiten Tafelschmuck auf.

Kulinarische Weltreise zum Abschied vom Schmuckmuseum

Die „kulinarische Weltreise“ entlockt Pforzheims Lokalpolitikern allerdings kein Wort in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Hier geht es wie üblich bei der Kultur- und Veranstaltungsplanung um Ausgabenkritik. Schließlich stehen insgesamt 1,6 Millionen Euro zur Disposition. Außerdem pochen die Fraktionen nachhaltiger als sonst darauf zu erfahren, mit welchen Zielen die Angebote verknüpft werden.

„Wir würden einfach gerne wissen, ob zum Beispiel ‚Hip Hop Iced Up-Schmuck‘ für junge Zuschauer gedacht ist“, präzisiert Axel Baumbusch das Anliegen der Grünen Liste. „Das könnte Nachwuchsförderung sein und womöglich weniger Besucher bringen.“ Mit „Mogulschmuck“ könne das Schmuckmuseum durchaus eine Zielgruppe mit Migrationshintergrund ansprechen. Ob das so ist, „wollen wir einfach wissen“.

Verwaltung soll klar sagt, welche Grundlagen das Budget hat.
Philipp Dörflinger, CDU-Stadtrat

Zahlen und Zielsetzungen jenseits des pekuniären fordert auch die CDU ein. Die Fraktion interessiert, „nach welchen Kriterien das Kulturamt von ‚sehr gelungen‘ beziehungsweise ‚gelungen‘ spricht“, sagt Philipp Dörflinger. Er hat im Gemeinderat den Antrag zur erneuten Debatte gestellt und aus keiner politischen Richtung einen Widerspruch dazu gehört.

Die Union hat vor allem das Jugendformat „Schlosspark open“ vom 20. Bis 24. Juni 2024 im Blick bei der Forderung. Es ist mit 55.000 Euro bedacht und hat sich aus Sicht der Pforzheimer Kulturverwaltung „bewährt“.

Jugendgemeinderat Leon Meyer findet, „der Erfolg ist gut nachvollziehbar, wenn man es erlebt hat“. Die Details, die etliche Stadträte in der Sitzungsvorlage vermissen, ersetzt aber auch dieses positive Statement nicht. Dörflinger will, „dass die Verwaltung klar sagt, auf welcher Grundlage sie sich das Budget vorstellt“. Mit einer persönlichen Kritik oder sonst etwas sei das nicht verbunden.

Kinder- und Jugendkultur ist kein Anhängsel der Erwachsenenkultur.
Axel Baumbusch, Grüne-Liste-Stadtrat

Mit einem Langzeitwunsch verbindet die Grüne Liste ihren Kommentar zum Zweijahresplan des Kulturamts. Die Gruppierung fordert seit Jahren, dem Thema Kinder- und Jugendkultur einen separaten Auftritt im Gemeinderat zu gewähren. „Das ist kein Anhängsel der Erwachsenenkultur“, verdeutlicht Baumbusch. Kinder und Jugendliche bildeten immerhin rund 20 Prozent der Stadtgesellschaft.

Im Kulturplan, der weniger langfristig als auf den nächsten Doppelhaushalt bezogen ist, gehört neben dem „Schlosspark open“ die Veranstaltungsreihe „Junge Kultur“ zum Angebot für den Nachwuchs. Dazu gehören ebenso die Hype-Reihe und die Junge Galerie der Jugendarbeit Stadtteile, wie Filme im Koki, Hip-Hop-Jams im Kupferdächle, das Kinder-Marktplatzfest, Urban Art und einiges mehr. Im Veranstaltungsetat sind dafür jährlich 55.000 Euro ausgewiesen.

So das Kulturamt liefert, wie von Bürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne) im Gemeinderat versprochen, beginnt die neue Beratungsrunde über Inhalte und finanzielle Ausstattung des Kulturprogramms am 4. Juli im Kulturausschuss. Zustimmung vorausgesetzt, könnte der Gemeinderat dann am 25. Juli – also noch vor der Sommerpause – einen Knopf unter die Sache machen.

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