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Artefakte-Reihe

Riesiges Interesse: Letzte Generation ist zu Gast an der Hochschule Pforzheim

Bei der Artefakte-Reihe unterhielt sich Robert Eikmeyer am Dienstagabend in der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim mit einem Sprecher der Letzten Generation.

Wollen Klartext reden: Robert Eikmeyer (links) von der Hochschule Pforzheim spricht mit Markus Ott. Der Student ist Sprecher der Letzten Generation Süddeutschland. Immer wieder müssen neue Stühle aufgestellt werden, da so viele Besucher an der Veranstaltung am Dienstagabend teilnehmen wollen.
Wollen Klartext reden: Robert Eikmeyer (links) von der Hochschule Pforzheim spricht mit Markus Ott. Der Student ist Sprecher der Letzten Generation Süddeutschland. Foto: Stefan Friedrich

Sie kleben sich auf Straßen fest und treiben Autofahrer zur Verzweiflung: die Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation. Unlängst ging der Dresdner Klimaaktivist Christian Bläul in einer Dokumentation des „Sachsen-Fernsehens“ sogar so weit zu erklären, er sei „mental immer darauf vorbereitet, dass in unseren Staus jemand stirbt“.

Die Organisation selbst fing dieses Statement kommunikativ sofort wieder ein und distanzierte sich von Bläul. Seine Aussage ging im vergangenen März durch die Medien. Knapp vier Monate vorher, im November, wurde eine Radfahrerin von einem Betonmischer eingeklemmt und starb, nachdem ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr zum Anheben des Lkw aufgrund der Straßenblockade im Stau stand und nicht zur Unfallstelle durchkam.

Die Feuerwehr erklärte, die Rettung der Frau habe sich dadurch verzögert. Laut der Notärztin hingegen hatte der Stau keinen Einfluss auf die medizinische Versorgung.

Hochschule Pforzheim lädt Vertreter der Letzten Generation ein

Die Hochschule Pforzheim sah Gesprächsbedarf und lud am Dienstagabend Markus Ott, Sprecher der Letzten Generation Süddeutschland, in die Fakultät für Gestaltung ein, um Klartext zu reden – eingebettet als Veranstaltung in die Artefakte-Reihe. Eine Begrenzung der Besucherzahlen wäre an diesem Abend offenkundig nicht die schlechteste Idee gewesen, denn das Format, das der Letzten Generation eine Bühne bieten sollte, stieß auf reges Interesse.

Immer wieder musste nachbestuhlt werden und doch schien es nie zu reichen, weil immer mehr Studenten kamen und suchten, wo sie in diesem ohnehin schon dicht gefüllten Raum doch noch ein Plätzchen finden können. Nicht allen gelang es. Und wer ganz hinten stand, musste schon genau hinhören, denn die Akustik war hier phasenweise bescheiden, als sich Robert Eikmeyer mit Ott unterhielt, den er als Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg vorstellte.

Passend dazu wurde zur Einstimmung erst einmal ein Video der Aktivisten unterlegt mit eigenem Song gezeigt, das in den von Eikmeyer zitierten Kommentaren zwischen Danksagung und vernichtender Kritik pendelte.

Im Vorfeld der Veranstaltung, in der Klartext gesprochen werden sollte, hatte sich Eikmeyer auch mit den klassischen Talkformaten im Fernsehen befasst und geschaut, wie Moderatoren wie Anne Will oder Markus Lanz mit den Vertretern der Letzten Generation umgehen.

Da sitzen dann versierte Politgrößen wie Jürgen Trittin in der Runde „und geben väterliche Tipps, meistens jovial“, erzählte er, während die Vertreter der Letzten Generation bei solchen Anlässen „relativ neutral“ wiedergeben würden, was ihre Anliegen sind. Das wollte Eikmeyer an diesem Abend ganz anders angehen. Es gab nur einen Talkgast, der die vorgestellten Aktionen der Letzten Generation erläutern und kommentieren durfte, ehe das Publikum im Anschluss selbst Fragen an Ott stellen konnte.

Organisation bildete sich aus Teilnehmern eines Hungerstreiks

Dass die Organisation selbst noch gar nicht so alt ist und doch längst ein breites Medienecho gefunden hat, thematisierte Eikmeyer in diesem Rahmen. Sie hat sich 2021 aus Teilnehmern eines Hungerstreiks gebildet. Zwei Aktivisten von damals sind heute nicht mehr dabei, sagte Ott, der sich der Letzten Generation selbst erst später angeschlossen hat.

Während des Studiums habe er davon erfahren und am Ende keine andere Alternative gesehen, etwas zu bewegen, als diese. Eine Aussage, die mit Blick auf vielfältige politische Beteiligungsmöglichkeiten verblüffte. Der Weg zur Meinungsbildung führt für die Aktivisten anscheinend nicht mehr über die Parteien.

Anfangs sei er selbst noch kritisch gewesen, erklärte der Sprecher der Letzten Generation. Freunde hätten aber bei Straßenblockaden mitgemacht. „Ich habe mir das drei Monate angeschaut.“ Danach ist er zu dem Schluss gekommen: „Ich finde es nicht geil, aber etwas Besseres fällt mir auch nicht ein.“

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