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Viel weniger Kunden

Zahl an Corona-Tests bricht durch Kostenpflicht in Pforzheim ein

Die Betreiber der Corona-Testzentren in Pforzheim registrieren seit Montag viel weniger Kunden – und sehen die neue Maßnahme kritisch.

Ein Mann führt per Nasenabstrich einen Corona-Test bei einem anderen Mann durch.
Einer von wenigen Kunden: Auch an der Teststation am Leopoldplatz macht sich die neue Kostenpflicht deutlich bemerkbar. Foto: Vincenzo Termini

Stephan Skaletzka steht mit einem Helfer am großen Corona-Testzentrum auf dem Messplatz in Pforzheim Hier standen im Frühjahr die Autos bis ans Ende des Platzes Schlange. Doch nun herrscht gähnende Leere.

Seit Montag sind offizielle Corona-Testnachweise mit wenigen Ausnahmen kostenpflichtig. In der Regel beläuft sich der Preis auf 15 bis 25 Euro. Dass das nicht so gut bei den Menschen ankommt, wissen Marcus Mörle und Robin Stephan.

Die Betreiber des Testzentrums am Messplatz konnten die Lage schnell einschätzen und vermerken einen Einbruch von 80 Prozent im Vergleich zu den Vortagen. Statt 100 Tests die Stunde waren es am Montag bis 10.30 Uhr nur fünf kostenpflichtige. Von denen, die zum Test kommen, drehen einige wieder ab, als sie bemerken, dass die Tests jetzt etwas kosten.

Ich komme mir schon fast unverschämt vor den Leuten das Geld abzunehmen.
Marcus Mörle, Betreiber des Testzentrums am Messplatz

„Ich komme mir schon fast unverschämt vor, den Leuten das Geld abzunehmen“, äußert Mörle seine Meinung zur Kostenpflicht. Zumal die Betreiber das Problem nicht nur bei den Ungeimpften sehen.

Dass geimpfte Infizierte durch die hohe Testdichte auffallen, bleibt ihrer Ansicht nach durch die Preise nun aus. „Es wird ziemlich ungebremst jetzt in der kalten Jahreszeit wieder losgehen“, beurteilt Mörle die Situation. Seiner Meinung nach kommt die Kostenpflicht verfrüht.

Stattdessen befürchtet er nun: „Wer sich nicht impfen lassen wollte, wird sich auch weiterhin nicht impfen lassen und dann nach anderen Mitteln suchen.“

Einen Konkurrenzkampf der Preise sieht Kaya Külbag kommen, der eine Teststation am Leopoldplatz betreibt. Auch er befürchtet, dass nun zu wenig getestet wird. Er macht Angebote für zwölf Euro. „Auf die Zahlen der kostenlosen Bürgertests werden wir nie wieder kommen“, sagt er. Er befürchtet, seine Teststation womöglich schließen zu müssen, würde die Zahl der Tests so niedrig bleiben.

Eveline Eggeler, die sich für einen Ausflug nach Ludwigsburg hat testen lassen, hält kostenpflichtige Tests nicht für gut, aber gerechtfertigt, da ein kostenloses Impfangebot für alle besteht. Sie selbst ist geimpft, wenn auch noch nicht vollständig, sah den Anreiz zum Impfen jedoch nicht bei den Kosten der Tests.

Auf die neue Kostenpflicht reagierte das kleine Testzelt in der Fußgängerzone. Dort wurden Anfang der Woche Schnelltests für „symbolisch“ einen Euro in Form einer kleinen Aktion angeboten.

„Wir unterstützen den Ausschluss der Menschen vom öffentlichen Leben nicht“, erklärt Mischa Dannheim und hinterfragt die Kostenpflicht. „Impfen und Testen ist toll, aber es braucht Kontrolle“, meint er und befürchtet eine Steigerung der Dunkelziffer bei den Infizierten. Schon am Dienstag war von dem Testzelt, das lange in der Fußgängerzone aufgebaut war, nichts mehr zu sehen.

Das Ein-Euro-Angebot begrüßte eine Frau aus Pforzheim, die nicht namentlich genannt werden möchte. Sie ist nicht geimpft und sieht es auch nicht ein, sich für hohe Summen testen zu lassen, hält diese sogar für diskriminierend gegenüber Ungeimpften. Sie würde sich nur testen lassen, wenn es unbedingt nötig ist, wie etwa beim Friseur. Auf den Rest versuche sie lieber zu verzichten.

Fitnessstudios wie das Michael K in Pforzheim überlegen, kostenlose Tests anzubieten, um einen Verlust ihrer Mitglieder zu verhindern, die sich jeden Tag testen lassen müssten. Ganz schwer wird es die Gastronomen treffen, erwartet zumindest Giuseppina Fretto vom „Al Bacio“ in der Jägerpassage.

Nach den Lockdowns sieht sie das Ganze als weitere Herausforderung. „Es geht um unsere Existenz und wir müssen versuchen zu überleben und da wird es schwierig“, schildert sie ihre Situation.

„Du lässt dich nicht für 15 Euro testen und kommst dann für sieben oder acht Euro essen“, sagt Fretto und erwartet, dass vor allem der Mittagstisch unter den Tests leiden wird. Die Terrasse lässt sie jedenfalls offen und hofft auf Gäste, die sich für eine Jacke nicht zu schade sind.

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