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Aufklärung in der Corona-Pandemie

Pforzheimer Ärzte werben für die Impfung für Schwangere

Sie müssen auch gegen Fakenews kämpfen: Pforzheimer Ärzte wollen beim Thema Impfen Aufklärung betreiben. Dieses Mal ging es um Schwangere. Was hier zu beachten ist:

Auch Schwangere können sich bedenkenlos impfen lassen. Dafür werben Hilde Neidhardt, Markus Haist, Kathrin Kadura, Ingo Thalmann und Brigitte Joggerst (von links)
Auch Schwangere können sich bedenkenlos impfen lassen. Dafür werben Hilde Neidhardt, Markus Haist, Kathrin Kadura, Ingo Thalmann und Brigitte Joggerst (von links) Foto: Stefan Friedrich

Ob man sich impfen lassen will oder nicht, das werde weiterhin die Entscheidung eines jeden einzelnen Bürgers selbst sein, stellt die Erste Landesbeamtin und Leiterin des Corona-Verwaltungsstabs im Enzkreis, Hilde Neidhardt, bei einem Pressegespräch klar. Die Behörde wolle aber fürs Impfen werben und vor allem aufklären.

Unter anderem in den sozialen Medien behaupteten sich weiterhin viele Falschmeldungen, die manchen davon abhalten, sich den Piks zu holen. Deshalb hat das Landratsamt eine Reihe initiiert, die zu verschiedenen Themen Antworten geben will. In diesem Fall standen „Frauen und Corona“ im Mittelpunkt.

Ob beispielsweise eine Impfung Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hat, respektive ob es Risiken während einer Schwangerschaft oder beim Stillen gibt, darüber klärten „60 Jahre Praxiserfahrung“ (Neidhardt) auf – vertreten durch Markus Haist, Facharzt für Frauenheilkunde/Geburtshilfe mit Praxis in Pforzheim sowie Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Frauenärzte, Kathrin Kadura, Fachärztin für Frauenheilkunde/Geburtshilfe mit Praxis in Illingen und Ingo Thalmann, Chefarzt der Frauenklinik am Siloah St. Trudpert Klinikum Pforzheim.

Diskussion um Corona-Impfung für Schwangere

„Das Thema brennt uns so ein bisschen auf den Nägeln“, räumte Haist ein. „Weil wir tatsächlich auch in der Praxis Diskussionsbedarf haben.“ Mittlerweile werde die Impfung zwar spätestens ab dem zweiten Drittel der Schwangerschaft empfohlen; er und seine Kollegen werden aber oft mit der Frage konfrontiert, was sie denn vom Impfen halten.

Es leben alle noch, und es ist noch keinem ein grünes Tentakel aus dem Kopf gewachsen oder sonst irgendwas.
Markus Haist, Facharzt für Frauenheilkunde

Wenn er von Patientinnen darauf angesprochen wird, dann antwortet Haist gerne: „Ich halte zumindest so viel davon, dass in meiner Familie alle durchgeimpft sind. Es leben alle noch, und es ist noch keinem ein grünes Tentakel aus dem Kopf gewachsen oder sonst irgendwas.“ In solchen Fällen helfe, einmal aufzuklären, wie die Impfung überhaupt funktioniert.

Oftmals sei es ja die Entstehungsgeschichte, die als „nebulöse Sache“ angesehen werde, „nach dem Motto: Es kam da auf einmal aus dem Nichts ein Impfstoff.“ Tatsächlich haben sich die Forscher seit langem damit befasst, im Zusammenhang mit der Krebsforschung, und konnten das dabei erlangte Wissen gut auf den Impfstoff übertragen.

Schwangere sind nicht per se vor Covid-Infektion geschützt

„Wogegen wir massiv kämpfen müssen, sind die bewusst gestreuten Falschnachrichten, die uns im Internet mehr Sorgen als Nutzen bringen, weil sie die Leute massivst verunsichern“, betonte Haist.

Das betrifft nicht zuletzt Informationen über Schwangere, ergänzte Thalmann. Es sei eben nicht so, dass Schwangere per se vor einem schweren Verlauf geschützt sind, wie viele glauben. Aus allen Frauenkliniken höre man inzwischen von solchen schweren Fällen. Daher würde er „kategorisch“ empfehlen: „Auch Schwangere sollten sich impfen lassen“, so Thalmann.

Anfängliche Gerüchte, dass gerade auch die Mitarbeiter im Gesundheitswesen Vorbehalte haben und sich nicht impfen ließen, seien ohnehin ohne Grundlage gewesen. „Bei allen Kliniken, die ich kenne, war die Impfbereitschaft sehr sehr hoch“, weiß Thalmann nicht nur vom Siloah St. Trudpert Klinikum. Selbst in den Bereichen, wo man nur am Rande mit Corona-Patienten zu tun hatte, sei das so gewesen.

Wenn es eine Schwangere trifft, kann man sie nicht so gut behandeln.
Kathrin Kadura, Fachärztin für Frauenheilkunde

„Wenn es eine Schwangere trifft, kann man sie nicht so gut behandeln“, gab Kadura in dem Zusammenhang zu bedenken. „Man hat nicht so viele Medikamente und kann sie auch nicht in Bauchlage beatmen.“ Sie selbst spricht Schwangere inzwischen aktiv an. Vereinzelt hat sie Erfolg, „aber es ist noch nicht die große Masse, die sich impfen lässt.“

Noch immer bestehen Ängste, dass sich eine Impfung schädlich auswirken kann in ihrer Situation. Eine Studie aus den USA mit 35.691 Teilnehmern, die geimpft worden sind und sich hinterher zufällig als schwanger herausstellten, habe eines aber klar gezeigt: „Weder die Rate an Fehlgeburten, noch die Rate an Fehlbildungen hat das sonst übliche Maß überschritten.“

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