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Geburtstag in Pforzheim

Pforzheimer Rot-Kreuz-Präsident Wolfgang Kramer wird 75 Jahre alt

Der Familienmensch, ehemalige Pforzheimer Chefchirurg und Rot-Kreuz-Präsident Wolfgang Kramer feiert seinen 75. Geburtstag. Im Gespräch mit dieser Redaktion gibt er Einblicke in sein Engagement.

Ein Mann sitzt neben einer übergroßen Playmobil-Spielfigur
Am Samstag feiert er seinen 75. Geburtstag: der Mediziner Wolfgang Kramer. Foto: Birgit Metzbaur

Er blickt auf ein spannendes Leben zurück; die Zukunft liegt ihm am Herzen: Wolfgang Kramer, der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Pforzheim-Enzkreis, ein Mensch voll Elan, Engagement und Optimismus. „Mit größter Freude und Leidenschaft“ war er 15 Jahre lang, bis 2004, Chefarzt für Chirurgie am Pforzheimer Krankenhaus St. Trudpert. An diesem Samstag, 25. November, wird er 75 Jahre alt. Seinen Geburtstag will er bei einer Pasta-Party mit der Familie feiern.

Das Medizinstudium war nicht vorgesehen. Kramer stammt aus einer „alten Handwerker- und Bauernfamilie“, erzählt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Sein Abitur machte er nach Volksschule und Ausbildung auf dem zweiten Bildungsweg. Eigentlich wollte er katholischer Priester werden. Priester, Apotheker und der Arzt waren im Dorf die großen Vorbilder. Kramer entschied sich dann doch für die Medizin.

Mit Arthur Fischer entwickelt der Pforzheimer in Tübingen „Dinge zum Schrauben in Knochen“

Im Kreiskrankenhaus lernte er zu operieren, bevor er an die Universitätsklinik Tübingen ging und mit Arthur Fischer „Dinge zum Schrauben in Knochen“ entwickelte. Gerne erinnert er sich an die Zeit am Trudpert, wo die Oberin es sich nicht nehmen ließ, an Weihnachten mit Christkind und Engel zu den Patienten zu gehen. Auch zu dem frisch Operierten auf der Intensivstation, der angesichts der Engel dachte, er habe das Zeitliche gesegnet, erinnert sich Kramer schmunzelnd.

Der Mediziner war als Notarzt und Schiffsarzt tätig und erlebte als Flugarzt für Rückholflüge Verletzter aus dem Ausland so manches Abenteuer. In Tansania bestand die Landebahn für die Propellermaschine nur aus einer Graspiste. Vor dem Landen mussten Weidetiere mit Besen weggescheucht und der Patient auf einem Holzbrett festgebunden werden. „Damals habe ich gelernt, zu improvisieren. Als Chirurg muss man Regeln haben, aber manchmal darf man nicht dran festhalten“, erklärt Kramer.

Der Präsident wurde einst auf der Straße als DRK-Mitglied geworben

Vor 64 Jahren wurde Kramer „auf der Straße als DRK-Mitglied geworben“. Erste Aufgaben übernahm er als Bereitschafts- und Kreisverbandsarzt. Seit 2011 ist er Landesarzt des Roten Kreuzes. Er wirkte maßgeblich an der Entwicklung des Rettungsdienstes mit, weg vom reinen Transportunternehmen hin zum Einsatz von Notfallsanitätern. Notfallsanitäter sind befähigt, heilkundliche Maßnahmen bis zum Eintreffen eines Arztes oder bis zur Weitergabe an ein Krankenhaus durchzuführen. „Ein Riesenfortschritt“, seufzt Kramer glücklich über das Erfolgsmodell.

In Pforzheim habe er sich im Jahr 2001 die Übernahme des Kreisverbands für vier Jahre „abringen lassen“. Er folgte mit seiner Präsidentschaft auf den ehemaligen Oberbürgermeister Joachim Becker. Kramer sagt, er wollte einen Beitrag leisten, Gutes zu tun – und tut es noch heute. Kramer packte Baustellen, organisatorische und inhaltliche Herausforderungen an.

Rettungsdienst ist teuer.
Wolfgang Kramer
DRK-Präsident und -Landesarzt

Die Ansprüche in der Bevölkerung, auch an die Rettungsdienste, seien gewachsen. Viele Menschen wüssten sich heute nicht mehr zu helfen und riefen sofort den Rettungsdienst. „Der Rettungsdienst ist teuer“, weiß Kramer. Deshalb setzt er sich mit dem DRK dafür ein, die Hilfe zur Selbsthilfe zu fördern. Ein Beispiel sind die Helfer vor Ort, gut ausgebildete Ersthelfer aus der Nachbarschaft, die im Ernstfall die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken. Ehrenamtlich. Tausend Helfer vor Ort gibt es bereits in Kramers Kreisverband.

„Das DRK hat einen Namen. Man kann darauf vertrauen, dass kein Profitbegehren, sondern die Unterstützung der Menschen im Vordergrund steht“, erklärt Kramer. Der DRK-Kreisverband (KV) ist ein Wirtschaftsunternehmen mit 400 Mitarbeitenden, mit einer Vielfalt an Aufgaben vom Rettungsdienst bis zu Aufgaben der Wohlfahrts- und Sozialpflege zur Unterstützung der Menschen.

Allein im KV Pforzheim-Enzkreis zählt das DRK 17.000 fördernde Mitglieder. „Das zeigt die Bedeutung des Vereins“, konstatiert der Präsident stolz. Trotz aller bereits erreichten Erfolge ist Kramer die Zukunft ein großes Anliegen. Er möchte, dass junge Menschen beim DRK lernen, für andere da zu sein.

Viel Egozentrik hinter Radau und Pöbeleien

Hinter Radau und Pöbeleien, mit denen Rettungsdienste zunehmend konfrontiert werden, sieht Kramer „viel Egozentrik“, durch die der Zusammenhalt der Gesellschaft leide. Er setzt sein Credo dagegen, die Fragen: „Ist das, was ich sage, wahr?“ und „Ist das, was ich tue, etwas, das anderen nutzt?“ Allergisch reagiert er auf „Dumpfbacken“, die aus mangelnder Geschichtsbildung und Gesinnungspolitik Antisemitismus und anderes „Laberzeug“ in die Welt setzen.

Der Familienmensch liebt es, wenn der ganze Stall voll ist

An seinem Geburtstag kommt die Familie in Kämpfelbach zusammen. Kramer liebt es, „wenn der ganze Stall voll ist“. Er ist ein ausgesprochener Familienmensch und leidenschaftlicher Opa von sieben Enkelkindern. Seit 1980 ist er mit seiner Frau Mara verheiratet, unterstützt mit ihr seit Jahrzehnten ein Waisenhaus in Indien für „Unberührbare“, um den Kindern Bildung bis zum Studium zu ermöglichen. Sie haben zwei Söhne, die Medizin studierten und eine Tochter, die Pädagogin ist.

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