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Höhenflug hält an

Rekordnachfrage nach Gold: Edelmetallbranche zieht in Pforzheim Bilanz

Nach mehreren Rekordjahren verzeichnet die Edelmetallbranche einen wirtschaftlichen Rückgang. Dennoch gibt es Grund für Optimismus.

Franz-Josef Kron (von links), Vorsitzender York Alexander Tetzlaff und Thomas Weiß
Goldige Aussichten: „Vorsichtig optimistisch“ ist die Edelmetallbranche, was das Geschäftsjahr 2024 angeht. Die Mitglieder der Fachvereinigung Edelmetalle, Franz-Josef Kron (von links), Vorsitzender York Alexander Tetzlaff und Thomas Weiß, sind auch mit 2023 zufrieden. Foto: Torsten Ochs

In unsicheren Zeiten haben Edelmetalle weltweit Konjunktur. Das hat die Fachvereinigung Edelmetalle (FVEM) auch im vergangenen Jahr festgestellt.

Zwar mache sich nach Rekordjahren in Deutschland eine wirtschaftliche Abkühlung bemerkbar, dennoch sei die Edelmetallindustrie mit dem Geschäftsjahr 2023 zufrieden, sagte York Alexander Tetzlaff, Geschäftsführer der Fachvereinigung, beim Jahrespressegespräch in Pforzheim.

Edelmetalle seien darüber hinaus wegen ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften Schlüsselprodukte für Innovation und die Energiewende, so Tetzlaff. Zum Einsatz kommen sie etwa in Generatoren für Windkraftanlagen und Elektromotoren für E-Autos. „Deshalb gewinnt das Recycling von Gold, Silber und Platingruppenmetallen zur Rohstoffsicherung zunehmend an Bedeutung.“

Die Edelmetallwirtschaft in Deutschland kühlte 2023 spürbar ab.
Franz-Josef Kron
Vorstandsvorsitzende der Pforzheimer Agosi AG

„Die Edelmetallwirtschaft in Deutschland kühlte 2023 aus unterschiedlichen Gründen spürbar ab“, bestätigt Franz-Josef Kron. Der Vorstandsvorsitzende der Pforzheimer Agosi AG und Vorsitzender des Arbeitsausschusses Edelmetallwirtschaft sieht trotzdem Positives: Die Nachfrage der internationalen Luxusmarken nach Edelmetallen sei ungebrochen.

Hinzu komme die stabile Nachfrage für industrielle Anwendungen. Deshalb sei die Branche mit dem vergangenen Jahr zufrieden, so Kron.

Weltweite Nachfrage nach Gold rekordverdächtig

Eine Rekordzahl vermeldete der stellvertretende Ausschuss-Vorsitzende Thomas Weiß: Die Nachfrage nach Gold stieg weltweit auf 4.899 Tonnen – so viel wie nie. In die Gesamtnachfrage sind aber auch sogenannte außerbörslich abgewickelte Transaktionen miteingerechnet. Käufer seien hier vor allem institutionelle Investoren und internationale Zentralbanken gewesen – allen voran die Türkei mit einem Plus von 88 Prozent, so Weiß.

Als Folge der geopolitischen Krisen sei auch der Goldpreis gestiegen – um circa 15 Prozent. Zum Jahresende lag er mit 2.078 US-Dollar pro Feinunze auf Rekordniveau. Und der Höhenflug hält an: Derzeit liege er bei über 2.290 US-Dollar. Als Folge davon hätten viele deutsche Anleger ihre Münzen und Barren verkauft. Goldhändler berichteten von massiven Rückkäufen, so Weiß.

Präsidentschaftswahl in den USA könnte sich auf Goldnachfrage auswirken

Er schätzt, dass die weltweiten Krisen und sinkenden Geldmarktzinsen das hohe Niveau stützen. Auch die Präsidentschaftswahl im November in den USA könnte Einfluss auf die Nachfrage nach Gold haben.

Der hohe Preis habe sich aber auch im Bereich des Edelmetallrecyclings ausgewirkt. Das Volumen stieg 2023 auf 90 Tonnen Feingold. Der Grund sind größere Anlieferungen von Altschmuck aus privatem Besitz und Recyclingmengen aus der Schmuckproduktion.

Trauringgeschäft hat etwas nachgelassen

Die Nachfrage nach Schmuck sei wie in den vergangenen Jahren stabil geblieben, sagte Weiß, der Geschäftsführer der Pforzheimer Scheideanstalt Heimerle+Meule GmbH ist. Das Trauringgeschäft habe 2023 aber etwas nachgelassen, was vor allem daran lag, dass viele Paare 2022 ihre wegen Corona verschobenen Trauungen nachgeholt hätten.

Die Entwicklung des Trauringgeschäftes bezeichnete Weiß dennoch als „robust“. Und: Der Trend zu Platin im Schmuckbereich ist als Ersatz für die teureren Weißgoldlegierungen ungebrochen.

Keramik statt Gold im Dentalbereich

Ähnlich sieht es im Dentalbereich aus: Auch hier gibt es eine Abkehr vom teureren Edelmetall. Vollkeramikstoffe hätten sich als günstigere Alternative zu Goldlegierungen durchgesetzt. Weiß geht davon aus, dass sich der Trend auch in den kommenden Jahren fortsetzt.

Die Nachfrage nach Silber sei dagegen weltweit um zehn Prozent zurückgegangen. Und das, obwohl die industrielle Nachfrage – etwa für den Einsatz in Photovoltaikanlagen – eher zugelegt habe. Weiß rechnet durch den Ausbau von E-Mobilität und grüner Energie weiterhin mit einer „soliden Nachfrage“.

Die Nachfrage aus den Abnehmerbranchen hält sich auf stabilem Niveau.
Thomas Weiß
Geschäftsführer der Pforzheimer Scheideanstalt Heimerle+Meule 

Und wie sieht der Ausblick auf die Edelmetallmärkte 2024 aus? Thomas Weiß gibt sich „vorsichtig optimistisch“: „Die Nachfrage aus den Abnehmerbranchen hält sich auf stabilem Niveau. Das lässt uns hoffen.“

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