Wellendorff „interveniert“ im Schmuckmuseum. In Pforzheim ist das ein Grund, groß zu Feiern. Das zeigt der Andrang bei der Eröffnung einer Ausstellung in der Ausstellung.
Das Pforzheimer Ausnahmeunternehmen durfte 13 Preziosen zwischen die bis zu 5.000 Jahre alten Stücke der historischen Sammlung platzieren. Das führt nicht nur zu interessanten Begegnungen mit Schlangen, Brillanten und bester Handwerkskunst. Es krönt den Rückblick auf 130 Jahre Firmengeschichte mit internationalem Ruf.
Ein außergewöhnlicher Botschafter für Pforzheim in der Welt.Sibylle Schüssler, Bürgermeisterin
Prächtige Juwelen für Königshäuser stehen am Anfang. Bürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne) macht mit diesem Hinweis deutlich, dass schon Ernst Alexander Wellendorff, der die Firma 1893 gründete, erfolgreich war.
Die ungewöhnliche Verbindung von Schmuckmuseum und Pforzheimer Manufakturgeschichte über vier Generationen habe allerdings einen anderen Grund: „Beide haben einen internationalen Ruf und beide sind weltweit bekannt.“ Wellendorff sei „ein außergewöhnlicher Botschafter für Pforzheim in der Welt“.
Senior Hanspeter Wellendorff übernimmt es selbst, an den goldenen Fäden des Erfolgs zu ziehen, die er ab seinem Firmeneintritt 1960 geknüpft hat. Der 88-Jährige lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er damals mit edlen Steinen, schwerem Gold und perfekter Verarbeitung alleine nicht weitergekommen wäre.
Auf Hochglanz polierte Präzision
Ein Jugendstilcollier und ein Siegelring mit Familienwappen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit symbolisieren in der Ausstellung das Erbe, das der damals 26-Jährige antrat. Dass er heute mit Stolz auf ein „umarme mich“ – einen Armschmuck aus federndem Gold – blicken kann, basiert auf einer damals mutigen Weichenstellung.
Der Firmenerbe mit einem Abschluss in Business Administration and Management am MIT in Boston hat auf Markenbildung gesetzt. Dadurch konnte er sich mit seiner Schmuckkunst preislich absetzen vom rein aufs Material fixierten „Goldrausch“, den er für die deutsche Nachkriegszeit beschreibt.
Ergebnis ist zuerst das goldene W mit dem Brillanten als Qualitätssymbol an jedem der 40 Schmuckstücke pro Tag, die heute die Produktion am Turnplatz verlassen. Ein auf den Zehntelmillimeter genauer Lernprozess bei Uhrenfabrikanten in der Schweiz habe fast zeitgleich eine bis dato nicht gekannte Präzision gebracht.
Die auf Hochglanz polierte Genauigkeit ebnete den Weg zu den „Ikonen“. Hanspeter Wellendorff spricht von den drehbaren Ringen und der geschmeidigen Seidenkordel, die an diesem feierlichen Abend „viele Hälse schmückt“. Er nennt sie die im Zuge von Plagiatsprozessen per Gericht bestätigte „Spezialität“ der Marke Wellendorff.
Verbindung zu den großen Momenten des Lebens geschaffen.Georg Leicht, Pforzheimer Juwelier
Offenheit für strategische und auch technische Entwicklungen wie CNC-Maschinen und Laser sind gut für den wirtschaftlichen Erfolg, öffnen normalerweise allerdings nicht die Hallen, in denen Pforzheim sein identitätsbildendes Erbe bewahrt. Hier zähle allein das Besondere der Kunst, macht Museumsleiterin Cornelie Holzach deutlich.
Sie zeigt an eben jenem Armschmuck, der jetzt bis zum 1. Oktober neben einem Ohrgehänge aus Trojanischer Zeit ausgestellt ist, die Ausnahmestellung des Unternehmens. „Es gibt diese Armreife auch sonst, aber sie haben einen anderen Kern, der sie federn lässt“, erläutert Holzach. Pures Gold hat diese Fähigkeit normalerweise nicht. „Es bleibt in der Form, die man ihm gibt“, sagte Hanspeter Wellendorff.
„Der wahre Grund für den Erfolg ist das Motto“, setzt dem Juwelier Georg Leicht noch etwas drauf. Mit dem Slogan „aus Liebe das Beste“ habe Wellendorff eine „gelungene Verbindung geschaffen zu den großen Momenten des Lebens“.
Dass dazu auch eine ganz persönliche Hinwendung gehört, durften die rund 200 Gäste bei der Eröffnung in der Ausstellung erleben. Die Familie erläuterte selbst, was das ganz Besondere an den Stücken ist, die 5.000 Jahre Schmuckgeschichte schlaglichtartig in die Jetztzeit katapultieren.