Ob ein mittlerweile zehn Jahre alter Gemeinderatsbeschluss umgesetzt wird oder ob Pforzheim in „einer wenig schmeichelhaften Behausung“, der Siedlung Eutinger Tal, für obdachlose Menschen die Zukunftslösung sieht: Das bewegt Caritaschef Frank-Johannes Lemke.
Dies macht er in einem Schreiben an Pforzheims Stadträte deutlich. Darin rügt er, dass die Verwaltung „dem Auftrag ein Alternativkonzept zu erstellen, nicht nachkam“.
„Zumindest hat es die Stadtverwaltung geschafft, mit der nett gestalteten Zurschaustellung dieser Siedlung im Rahmen einer Begehung mit den Ausschussmitgliedern für Soziales die eigentlichen Probleme, die mit dieser organisierten Ausgrenzung eines nicht sehr gut gelittenen Personenkreises einhergehen, geschickt zu kaschieren“, schreibt Lemke in einer Pressemitteilung zu seinem erneuten Engagement gegen „die Herausbildung einer Subkultur“ im Eutinger Tal.
Caritas-Chef fordert Wohnraum mit Begleitung für obdachlose Menschen in Pforzheim
„Soziologisch und sozialpolitisch sind aber derartige Entwicklungen nicht zu befürworten“, legt er den Pforzheimer Stadträten dar. Ziel müsse sein, „auch sozial schwächere Personen in unsere Mitte zu nehmen, weil dadurch am ehesten Ausgrenzung, soziale Notstände, Kriminalität und anderes vermieden werden können“.
Lemke fordert, dass Pforzheim auf dezentralen Wohnraum für obdachlose Menschen mit fachlicher Begleitung setzt. Anzustreben sei eine vollständige Reintegration. Außerdem rät der Caritaschef zu dezentralen Wohngruppen für Frauen und Männer mit Trainingscharakter für Lebenspraxis. Im Eutinger Tal würde er nur noch eine Wohnheimat für eine begrenzte Zahl von Menschen einrichten, bei denen keine Chance besteht, dass sie den Weg zurück in die Gesellschaft finden können.
Mit Blick auf die anstehende Entscheidung im Gemeinderat, „ob Pforzheim gezielt und bewusst einen Ort der Ausgrenzung und Stigmatisierung beibehält oder durch neue Wohnkonzepte ablöst“, appelliert Lemke an das Gewissen der Stadträte.