
„Ab Montag wird ganz Deutschland zu einem olympischen Dorf“, sagt Pforzheims Inklusionsbeauftragter Mohamed Zakzak und lacht. Über 200 Kommunen in Deutschland empfangen Sportler mit geistiger und körperlicher Behinderung aus aller Welt und bereiten sie ein paar Tage lang auf die „Special Olympics World Games“ vor. Die Weltspiele starten am 17. Juni in Berlin.
Gastgeber beim „Host-Town-Projekt“ sind auch Pforzheim und der Enzkreis. Die Stadt betreut ab Montag 16 Besucher aus Vietnam, der Enzkreis empfängt eine Delegation mit 116 Gästen aus Bangladesch.
Die Vorbereitungen befinden sich in der heißen Phase.Mohamed Zakzak, Inklusionsbeauftragter
„Die Vorbereitungen befinden sich in der heißen Phase“, erzählt Zakzak, der das Projekt auf der Pforzheim-Seite koordiniert. Er steht im Austausch mit den Koordinatoren im Enzkreis. Aileen Di Maggio und Paul Renner haben rund ein Jahr lang das Programm für den Besuch aus Bangladesch geplant und organisiert. Di Maggio arbeitet im Amt für Bildung und Sport in der Geschäftsstelle für schulische Inklusion. Renner ist Sachgebietsleiter im Jugendamt und Jugendhilfeplaner.
Während die Gäste aus Vietnam für drei Nächte im Ibis Hotel in der Bleichstraße wohnen, kommt die Delegation aus Bangladesch im Best Western Queens Hotel in Niefern unter. Beide Gruppen treffen allerdings erst beim Sommerfest am Mittwochabend in den Enzgärten in Mühlacker aufeinander. Hier gibt es unter anderem ein Auftritt von Mountainbike-Weltmeisterin Nina Reichenbach sowie bengalische und vietnamesische Darbietungen.
Viel Sport und Kultur steht für die Gäste in Pforzheim und Enzkreis auf dem Programm
Zuvor stehen für die beiden Gruppen viel Kultur und Sport auf dem Programm. Die 15 bis 25 Jahre alten Athleten mit geistiger Behinderung trainieren in sieben Sportarten in Niefern: Volleyball, Badminton, Fußball, Schwimmen, Handball, Leichtathletik, Basketball und Boccia. Höhepunkt dürfte am Dienstag das Fußballturnier gegen Schüler der Gustav-Heinemann-Schule auf dem Buckenberg werden.

Ebenfalls auf dem Buckenberg bestreitet die Delegation aus Vietnam am Mittwoch eine Olympiade auf dem Sportgelände gegen eine Schulklasse und Teams von Caritas, Lebenshilfe und Auenhof. Am Abend zuvor gibt es eine Veranstaltung im Reuchlinhaus mit Ehrungen und Drohnenschau ab 23 Uhr auf dem Waisenhausplatz.
Beteiligt sind am Projekt auch Vereine, Dolmetscher und freiwillige Helfer – 80 Personen insgesamt im Enzkreis und 20 in Pforzheim. Finanziert wird das Projekt von Sponsoren, Spenden und Förderern. Im Enzkreis kommen Kosten von rund 80.000 Euro zusammen, 30.000 Euro sind es in der Stadt.
Ziel des Projekts: Vereine sollen für Inklusion sensibilisiert werden
Der Inklusionsbeauftragte Zakzak sieht das „Host-Town-Projekt“ als Chance, die Pforzheimer Vereine dafür zu sensibilisieren, Menschen mit Behinderung im Sportbereich einzubeziehen: „Wir wollen nicht nur feiern und dann nach Hause gehen. Das Projekt soll nachhaltig wirken und Inklusion keine Eintagsfliege sein.“
Ich freue mich auf die Tage. Es ist viel Herzblut in die Planung und Organisation geflossen.Aileen Di Maggio, Koordinatorin
Das sieht Enzkreis-Koordinatiorin Di Maggio genauso: „Ich freue mich auf die Tage. Es ist viel Herzblut in die Planung und Organisation geflossen.“ Wichtig sei, dass der Effekt des Host-Town-Projekts auch nach den vier Tagen nicht verpufft. Inklusion solle in Vereinen stärker verankert werden. Das Programm eigne sich dazu, Berührungsängste abzubauen. Das sei der erste Schritt in diese Richtung, so Di Maggio.
Pforzheimer CfR hat die größte Inklusions-Abteilung in Deutschland
Ein Verein, in dem die Teilhabe von Menschen mit Behinderung schon lange vorbildlich gelebt wird, ist der 1. CfR Pforzheim. Hier wurde vor acht Jahren eine Behindertenfußballgruppe gegründet, sie hat inzwischen rund 70 Mitglieder aus Pforzheim, Enzkreis und Karlsruhe. Sie gilt als größte Inklusions-Abteilung deutschlandweit, sagt Gruppenleiter Steffen Bähr. Am 15. Juli findet im Kramski-Arena im Brötzinger Tal der „5. CfR-Cup“ statt. Außerdem hat sich kürzlich die 1. Inklusionsliga im Nordschwarzwald gegründet. Auch wenn das Thema Inklusion noch nicht überall angekommen sei, ist Bähr optimistisch. „Es bewegt sich schon viel und tut sich einiges.“