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IHK-Konjunkturbericht

Ernüchternde Ergebnisse: Trübe Stimmung bei der Wirtschaft im Raum Pforzheim

In Pforzheim gab es besonders viele Insolvenzanträge, und im Nordschwarzwald berichten deutlich mehr Unternehmen von einer schlechten Geschäftslage. 

Hauptgeschäftsstelle der IHK Nordschwarzwald an der Dr.-Brandenburg-Straße
Trübe Stimmung: Die IHK Nordschwarzwald, hier die Hauptgeschäftsstelle in Pforzheim, hat 250 Unternehmen in der Region befragt. Foto: Herbert Ehmann

Die Stimmung in der Wirtschaft in der Region Nordschwarzwald hat sich zuletzt deutlich eingetrübt. Das geht aus dem aktuellen regionalen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald hervor. Die IHK hatte im September und Oktober rund 250 Unternehmen aus Pforzheim und den Landkreisen Enzkreis, Calw und Freudenstadt befragt. Die Ergebnisse sind mitunter ernüchternd.

Aktuell berichten demnach nur noch 19 Prozent der regionalen Unternehmen von gut laufenden Geschäften. Im Frühsommer lag der Wert noch bei 37 Prozent, also doppelt so hoch. Von einer schlechten Geschäftslage berichten mittlerweile gut 20 Prozent. Das sind viermal so viele wie noch im Frühsommer.

Die meisten Industrieunternehmen verzeichnen weniger Aufträge

„Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die aktuelle Wirtschaftslage ist spürbar angespannt“, bewertet Tanja Traub, Hauptgeschäftsführerin der IHK Nordschwarzwald, die neuesten Konjunkturdaten. Die regionalen Zahlen würden dem bundesweiten Trend entsprechen.

Beispiel Industrie: Hier berichtet knapp ein Viertel der befragten Unternehmen von gut laufenden Geschäften, gut die Hälfte noch von einer befriedigenden Situation. Die Kapazitätsauslastung ist in einem Jahr von 87 Prozent auf 80,5 Prozent gesunken. Sieben Prozent der Unternehmen verzeichnen zunehmende Aufträge, bei 37 Prozent ist die Lage gleichgeblieben – doch 56 Prozent verzeichnen weniger Aufträge als vor einem Jahr. Stabiler ist die Stimmung laut IHK in den Bereichen Tourismus sowie Handel und Dienstleistungen.

„Die relativ gute Lage im Dienstleistungssektor und das vorausschauende und nachhaltige Engagement unserer regionalen Ausbildungsbetriebe, die eine Steigerung der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 17,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen, geben uns Grund zur Hoffnung. Dies ist ein starkes Signal unserer Unternehmen“, so Traub.

Die Unternehmen der Region würden weiterhin in großem Umfang investieren. Doch geopolitische Entwicklungen in Osteuropa und im Nahen Osten tragen ebenso wie innenpolitische Unsicherheiten, Stichwort Heizungsgesetz, zu großer Verunsicherung bei, erläutert Traub.

Es gilt, Vertrauen in die Politik und damit auch in den Wirtschaftsstandort Deutschland zurückzugewinnen.
Tanja Traub
Hauptgeschäftsführerin der IHK Nordschwarzwald

„Hier befindet sich die Bundespolitik in einer Vertrauenskrise, die auch Auswirkungen auf die Geschäftserwartungen der Unternehmen hat“, sagt Traub. Es sei an der Zeit, dass zumindest innenpolitisch Stabilität einkehre. „Es gilt, Vertrauen in die Politik und damit auch in den Wirtschaftsstandort Deutschland zurückzugewinnen“, so Traub. Zu den Problemen zählt die IHK außerdem die Inflation und den Fachkräftemangel sowie die hohen Energie- und Rohstoffpreise. 

Der IHK-Konjunkturbericht über die eingetrübte Stimmung folgt nur wenige Tage auf eine Mitteilung des Statistischen Landesamts, die Pforzheim bei den Insolvenzanträgen in den ersten sieben Monaten des Jahres landesweit auf Rang zwei sieht.

Insolvenzen: Nur Mannheim steht noch schlechter da als Pforzheim

Von Januar bis Juli wies die Stadt 5,9 Insolvenzanträgen je 1.000 ansässigen Unternehmen auf. Nur in Mannheim mit 6,1 waren es mehr. In beiden Stadt­kreisen waren insbesondere Unternehmen im Dienstleistungsbereich von Insol­venz betroffen.

Auf Rang drei folgt die Stadt Karlsruhe mit 3,9. Der Landesdurchschnitt lag bei 2,6. Der Enzkreis liegt mit 2,5 darunter, ebenso die Kreise Freudenstadt (2,3) und Calw (1,2).

Auf die Pforzheimer Insolvenzzahlen hatte die Bundestagsabgeordnete Katja Mast (SPD) besorgt reagiert. „Galeria und Klingel – das sind nur zwei Unternehmen, die vor Ort ihre Türen schließen. Dahinter stecken zahlreiche Beschäftigte, die ihre Arbeit verlieren – auch viele Frauen.“

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