Skip to main content

Juwel der Pop-Kultur

Ü-Eier und Bond: Sieben goldige Fabergé-Facts, die kaum einer kennt

Ostern steht bald wieder vor der Tür. Für gehobenen Smalltalk beim Eiersuchen gibt es diese sieben Fakten über Fabergé – die geheimnisvollsten Eier der Welt.

James Bond (Roger Moore) muss in „Octopussy“ wieder einmal die Welt retten. Wichtige Rollen spielen dabei ein echtes und ein gefälschtes Fabergé-Ei.
James Bond (Roger Moore) muss in „Octopussy“ wieder einmal die Welt retten. Bedeutende Rollen spielen dabei ein echtes und ein gefälschtes Fabergé-Ei. Foto: Eon Productions Ltd.

Das nächste Osterfest kommt gewiss: Für gehobenen Smalltalk beim Eiersuchen und am Festtagstisch eignen sich diese sieben Fakten über die legendäre Luxusmarke Fabergé und ihre Querverbindungen von Sankt Petersburg bis nach Baden sowie zwischen dem Zarenreich und der Pop-Kultur.

1. Die teuerste Eier-Auktion

Das teuerste Fabergé-Ei, das jemals auf einer Auktion verkauft wurde, ist das Rothschild-Ei, obwohl es „nur“ ein Auftragswerk von vermögenden Privatleuten beim Juwelier des Zaren war und nicht für die Zarenfamilie selbst gefertigt wurde. Bei einer Auktion von Christie’s in London im Jahr 2007 ging das lange unbekannt gebliebene Uhren-Ei aus einem Familienbesitz für 12,5 Millionen Euro über das Auktionspodest.

Das Ei machte seinen neuen Eigentümer schlagartig bekannt. Allerdings erst, nachdem sich der vermögende, aber ziemlich zwielichtige Russe Alexander Ivanov als Käufer zu erkennen gab. Ersteigert hatte er das Ei noch als anonymer Bieter.

Später eröffnete Ivanov das weltweit erste „Fabergé-Museum“ – und das ausgerechnet in Baden-Baden. Dort wurde das Super-Ei ausgestellt, bis es Ivanov 2014 aus nicht völlig geklärten Gründen an den Kreml verschenkte. Ebenfalls ungeklärt sind die Gründe, warum britische und deutsche Steuerfahnder damals das Museum durchsuchten. Angeblich ging es um Unstimmigkeiten zur Mehrwertsteuer auch der Rekord-Ersteigerung. Heute ist das Rothschild-Ei in der Eremitage in Sankt Petersburg.

Das „Rothschild-Ei“ bei der Auktion 2007 in London. Das Ei der Superlative wurde ab 2009 in Baden-Baden ausgestellt.
Das „Rothschild-Ei“ bei der Auktion 2007 in London. Das Ei der Superlative wurde ab 2009 in Baden-Baden ausgestellt. Foto: Andy Rain/ dpa

2. Schrotthändler im Glück

Ein amerikanischer Schrotthändler machte 2014 den Fund seines Lebens. Für umgerechnet 10.000 Euro kaufte er auf einem Antiquitätenmarkt ein schnörkelig verziertes Ei und hoffte auf einen kleinen Gewinn. Doch dann recherchierte er im Internet und stieß auf einen Artikel über ein verschollenes kaiserliches Fabergé-Ei, das seinem Fund verdächtig ähnlich sah. Er kontaktierte die Experten des Londoner Juwelierhauses Wartski, welche die Echtheit des Eis bestätigten.

Das dritte kaiserliche Ei galt seit 1922 als verschollen. Nachforschungen ergaben, dass das „Uhr-Ei“ war schon 1964 in New York versteigert worden war, ohne dass man es als Fabergé-Ei erkannt hatte. Es besteht aus Gold mit geriffelter Oberfläche. Das Oberteil öffnet sich durch das Betätigen eines diamantenbesetzten Druckknopfs. Im Inneren des mit Saphir und Rosendiamant verzierten Eis befindet sich eine Uhr von Vacheron Constantin mit weißem Emaille-Zifferblatt. Der Schätzwert soll bei 20 Millionen Euro liegen. Seit 2021 ist es in London im „Victoria and Albert Museum“ zu sehen.

3. Das Ei als Filmstar

Für den Eingang der Fabergé-Eier in die Pop-Kultur hat niemand so viel getan wie James-Bond-Darsteller Roger Moore. Schon bevor er 1973 Sean Connery als Agent mit der Lizenz zum Töten beerbte, ging der Schauspieler eine Kooperation mit Fabergé ein, damals ein Duft- und Kosmetikunternehmen. Berichten zufolge kam man sich 1970 während eines Abendempfangs im Buckingham Palace näher. 1983 eroberte der Bond-Film „Octopussy“ die Kinos.

Obwohl der Titel einer Bond-Geschichte von Ian Fleming entnommen ist, geht es im Film um etwas anderes als in der Vorlage: um ein gefälschtes und ein echtes Fabergé-Ei. Bei Fabergé ist man bis heute dankbar. „Dieser Film hat mehr als alles andere dazu beigetragen, weltweites Interesse an der Serie der Fabergé Imperial Eggs zu wecken“, heißt es bei der inzwischen in London ansässigen Rechteinhaberin „Fabergé Ltd“.

4. Zarenkunst aus Pforzheim

Die Geschichte von Fabergé nach dem Zusammenbruch der Original-Firma nach der Oktoberrevolution von 2017 ist teils verworren. Sie führt über das Exil in der Schweiz nach Paris und von dort in die USA. 1989 wurde Fabergé Inc., das einige Jahre zuvor Elizabeth Arden übernommen hatte, für 1,55 Milliarden US-Dollar von Unilever gekauft. Der Verbrauchsgüterkonzern registrierte Fabergé für alle möglichen Produkte.

Seit Ende der 1980er-Jahre ist das Unternehmen Fabergé wieder selbstständig auf den Spuren der großen Geschichte. Die Pforzheimer Juwelenmanufaktur Victor Mayer ist dabei bis heute einer der wichtigsten Zulieferer. Das liegt daran, dass in dem Traditionsbetrieb in der badischen „Goldstadt“ selten gewordene Techniken wie das Guillochieren und das echte Feuer-Emaillieren noch in „imperialer“ Perfektion beherrscht werden.

5. Die längste Eiersuche

Von den 52 prestigeträchtigen Eiern, die Fabergé für die Zaren schuf, gelten sechs bis heute als unauffindbar. Darunter ist das „Königlich Dänische Ei“, das Zarin Maria Fjodorowna 1903 anlässlich des 40. Thronjubiläums ihres Vaters, König Christian IX. von Dänemark, geschenkt bekam, sowie das „Alexander III. Gedenk-Ei“, das 1909 an den 1894 gestorbenen Zaren und Begründer der Eiertradition erinnerte. Zu den anderen vermissten Eiern gibt es bislang keinerlei Hinweise, wie die Kunstsuchplattform Barnebys.de schreibt. Eiersucher können also noch hoffen.

6. Der mit dem dicksten Eierkorb

Die große Mehrheit der imperialen Eier ist ein Jahrhundert nach der Oktoberrevolution längst wieder in Russland. Allein die Rüstkammer des Kremls kann sich mit zehn Exemplaren schmücken. Gleich danach kommt das Fabergé-Museum in Sankt Petersburg. Es wurde von dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg 2013 eröffnet. 2004 hatte er dem US-Milliardär Malcolm Forbes seine Sammlung mit neun Fabergé-Eiern und 180 weiteren Fabergé-Objekten auf einen Schlag abgekauft, angeblich für 100 Millionen Dollar. Forbes hatte die Preziosen zunächst bei Christie’s versteigern wollen. Vekselberg gilt Medienberichten zufolge als Gegenspieler zum Baden-Badener Museumsbetreiber Ivanov.

7. Die süßen Verwandten werden 50

Solch eine Idee muss man erst einmal ausbrüten: 20 Gramm Schokolade in Eierschalenform, außen braun, innen weiß. Im Inneren befindet sich statt eines Dotters eine Plastikverpackung mit Gimmick-Figur oder ein kleiner Bausatz – bei Sammlern hochbegehrt.

Was die Firma Ferrero vor genau 50 Jahren im Jahr 1974 auf den Markt brachte, ist über Generationen hinweg bis heute ein Verkaufsschlager: das „Kinder-Überraschungsei“.

Wie kommt dieser Erfolg zustande? Kulturwissenschaftler weisen auf den Sammler-Impuls und die direkte Verbindung zu Fabergé hin, auch wenn die wertvollen Vorbilder ungenießbar sind. Das Ei als solches war wohl ohnehin schon immer (vor der Henne?) da. Bereits als heidnisches Fruchtbarkeitssymbol wurde es im Frühling verschenkt. Das kann aber die kulturellen Errungenschaften von Fabergé- und Überraschungsei nicht schmälern.

nach oben Zurück zum Seitenanfang