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Internationale Bande

Über 70 Festnahmen: Staatsanwaltschaft Pforzheim leitet Schlag gegen Schockanrufer

Die Pforzheimer Staatsanwaltschaft hat einen internationalen Schlag gegen eine Betrügerbande geleitet. Der Kopf der Schockanrufer wurde in London festgenommen.

Bei einer Pressekonferenz beim LKA in Stuttgart zeigen die Ermittler einen Teil des sichergestellten Geldes. Die Schockanrufer sollen einen Schaden von rund fünf Millionen Euro verursacht haben.
Bei einer Pressekonferenz beim LKA in Stuttgart zeigen die Ermittler einen Teil des sichergestellten Geldes. Die Schockanrufer sollen einen Schaden von rund fünf Millionen Euro verursacht haben. Foto: Kevin Lermer/7aktuell.de

Bei einem internationalen Schlag gegen Betrüger hat die Pforzheimer Staatsanwaltschaft eine Aktion der Ermittlungsbehörden gegen eine Bande von Schockanrufern geleitet.

Die Sache kam im vergangenen September durch einen Fall im westlichen Enzkreis ins Rollen, erklärt Henrik Blaßies, Sprecher der Pforzheimer Staatsanwaltschaft, auf Nachfrage. Hier wurde in einem Betrugsfall der Abholer festgenommen, der das erbeutete Geld in Empfang nahm.

Fall kam im westlichen Enzkreis ins Rollen

Dadurch hätten sich wichtige Hinweise erbeben, wie die Täter angeworben werden und wie die Struktur der Betrügerbande aussieht, so Blaßies weiter. Das habe den Behörden bei ihren Ermittlungen zum „Hintermann“ geholfen. Die Pforzheimer Staatsanwaltschaft hat anschließend auch bei anderen Festnahmen mitgewirkt und geholfen, weitere Taten der Betrügerbande aufzuklären.

70 Verdächtige wurden insgesamt festgenommen, darunter der mutmaßliche Kopf der Bande in London, bestätigten Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA) am Freitag.

Internationale Razzia gegen Schockanrufer am 15. Juni

Eine große Razzia hatte es am Donnerstag, 15. Juni 2023, gegeben – ebenfalls unter Federführung der Pforzheimer Behörde.

Zahlreiche Polizisten durchsuchten sechs Objekte in Frankfurt am Main sowie in Neuss, Kaarst und Haan (Nordrhein-Westfalen) und Großbritannien.

Im Großraum London befand sich das mutmaßliche Hauptquartier der Bande, von dem aus die Anrufe getätigt und die Zusammenarbeit der Bandenmitglieder koordiniert worden sein sollen.

Mutmaßlicher Bandenchef in Großbritannien festgenommen

Der mutmaßliche Kopf der Betrüger, ein 41-jähriger Mann aus Polen, wurde in Großbritannien festgenommen.

Neben einem aktuellen Haftbefehl des Amtsgerichts Pforzheim lag gegen ihn bereits ein von der polnischen Justiz erlassener Haftbefehl wegen weiterer 123 ähnlicher Taten vor.

Festnahme einer 21-Jährigen am Flughafen in Barcelona

Neben dem 41-Jährigen nahmen Ermittler in den vergangenen Monaten deutschlandweit über 70 Personen fest. Der Großteil wurde nach offiziellen Angaben durch die Köpfe der Gruppierung über ein Online-Portal in Polen angeworben und fungierte als Abholer.

Andere Verdächtige, sogenannte Keiler, riefen gezielt Seniorinnen und Senioren an, um sie dazu zu bewegen, Bargeld und Wertgegenstände herauszugeben.

Zuletzt wurde am 24. Juni auf Veranlassung der Pforzheimer Staatsanwaltschaft, eine Zweigstelle der Staatsanwaltschaft Karlsruhe, eine 21-jährige polnische Staatsangehörige am Flughafen in Barcelona festgenommen. Sie soll zum Führungskreis der Band gehören.

Die Festgenommenen gingen bei ihren Schockanrufen nach offiziellen Angaben professionell und arbeitsteilig vor. Sie gaben sich als Staatsanwälte oder Polizisten aus und täuschten vorwiegend ältere Personen in ganz Deutschland mit der Geschichte, dass ein naher Angehöriger einen schweren Unfall verursacht habe, bei dem andere Personen schwer verletzt oder getötet worden seien.

Um eine Inhaftierung der Angehörigen abzuwenden, müssten die Angerufenen nun einen größeren Geldbetrag als vermeintliche Kaution an einen Kurier übergeben.

Betrügerbande soll fünf Millionen Euro erbeutet haben

Die Ermittler rechnen der Bande mindestens 122 solcher Betrugsfälle in Deutschland zu, beginnend ab Sommer 2022. Die Schockanrufer sollen dadurch Stand jetzt einen Schaden von rund fünf Millionen Euro verursacht haben.

Durch die umfangreichen Ermittlungen, zu denen auch Festnahmen der Abholer bei der Geldübergabe gehörten, stellten die Beamten Wertsachen und Bargeld im Wert von über 1,4 Millionen Euro sicher. Das Diebesgut wurde den Bestohlenen zurückgegeben.

Die Ermittler beschlagnahmten auch Goldbarren, Goldmünzen und Schmuckstücke sowie Datenträger und Schriftstücke. Mehrere Mobiltelefone, die sichergestellt wurden, sollen mutmaßlich für die Schockanrufe verwendet worden sein und werden aktuell ausgewertet.

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