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Gehsteigbelästigungen

Pforzheimer Pro Familia: Abtreibungsgegner beeinträchtigen auch Armutsberatung

Seit einer knappen Woche stehen die Aktivisten von „40 Days for Life“ wieder bei der Beratungsstelle. Nicht nur Schwangere, auch andere Ratsuchende müssen an ihnen vorbei.

Pro Familia Pforzheim
Die Pforzheimer Beratungsstelle Pro Familia deckt ein großes Spektrum an Angeboten ab. 80 Prozent der Ratsuchenden brauchen Hilfe bei Kindererziehung, Konflikten in der Partnerschaft oder in finanziellen Notlagen. Foto: Birgit Metzbaur

Seit Aschermittwoch versammeln sich die Abtreibungsgegner der Gruppe „40 Days for Life“ wieder täglich vor Pro Familia.

Einschüchternd wirken die als „Gehsteigbelästigungen“ bezeichneten Demonstrationen gegenüber der Pforzheimer Beratungsstelle in der Parkstraße nicht allein auf schwangere Frauen.

Die Ratsuchenden kehren dann wieder um.
Hina Marquart
Paritätischer Wohlfahrtsverband

Auch Frauen und Familien, die wegen finanzieller Notlagen Hilfe brauchen, fühlten sich belästigt, erklärt Hina Marquart, Pressereferentin beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg. „Die Ratsuchenden kehren dann wieder um“, weiß sie und betont, dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handele.

Um den Fokus auch darauf zu lenken, veranstalten der Paritätische und die Pforzheimer Pro Familia am Dienstag, 20. Februar, dem „Welttag der sozialen Gerechtigkeit“, ein gemeinsames Pressegespräch vor Ort. „Wir haben uns bewusst für dieses Datum entschieden“, erklärt Marquart. Ziel ist, die Situation von einkommensschwachen Familien in Pforzheim wie in Baden-Württemberg zu verbessern.

Es geht bei weitem nicht nur um Schwangeren-Beratung

„Vielen Menschen ist nicht klar, dass Pro Familia ein riesiges Spektrum abdeckt“, erklärt Marquart. Es geht bei weitem nicht nur um Schwangerschaftskonfliktsituation. Die sogenannten Mahnwachen der fundamentalistischen Abtreibungsgegner tangieren daher die gesamte „Armutsberatung“ von Familien.

Laut Pro Familia kommen rund 80 Prozent der Klienten, weil sie Rat bei Partnerschaftskonflikten oder zur Kindererziehung brauchen; weil der Verlust von Arbeit oder Wohnung droht, weil eine Mutter nach einer Totgeburt nicht weiß, wie sie die Bestattung für ihr Kind bezahlen soll, zählt Marquart auf. Und bei allen Anträgen gilt es schließlich Fristen einzuhalten. „Das führt einen ganzen Rattenschwanz nach sich.“

Am Pressegespräch in der Parkstraße werden neben Pressereferentin Marquart auch die neue Vorständin Sozialpolitik des Paritätischen, Uta-Micaela Dürig, teilnehmen und seitens Pro Familia deren Geschäftsführerin Edith Münch, die Ärztin und Beraterin Regine Arlt sowie die Leiterin der Beratungsstelle, Helena Bauer.

Gesetzentwurf zu Gehsteigbelästigung ist Thema

Thematisiert wird dann auch der aktuelle Gesetzentwurf im Bundestag zur Verhinderung von Gehsteigbelästigungen. Um schwangere Frauen vor Belästigungen durch Abtreibungsgegner zu schützen, hat das Bundeskabinett kürzlich den Entwurf beschlossen, der nun im Bundestag beraten wird und in diesem Jahr in ein Gesetz münden soll.

So sollen künftig Protestaktionen wie die von „40 Days for Life“ aus der Sicht- und Rufweite von Beratungsstellen und Arztpraxen verboten und bei Zuwiderhandlung als Ordnungswidrigkeit unter Strafe gestellt werden können.

Zweimal jährlich stehen die Aktivisten von „40 Dayss for Life“ in unmittelbarer Nähe zur Beratungsstelle. Betroffene wie Pro Familia-Mitarbeitende berichteten immer wieder, dass sie sich durch die Anwesenheit der mit Plakaten ausgestatteten Teilnehmer stigmatisiert fühlten. Die jetzige Aktion ist bis 24. März angemeldet.

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