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Serie von Bränden rund um Pforzheim

Luxusautos angezündet: Kommt der Angeklagte in die Psychiatrie?

Eine Serie von Bränden bereitete im vergangenen Jahr Autobesitzern im Enzkreis Sorgen. Jetzt steht der mutmaßliche Täter vor Gericht.

Autobrand Pforzheim-Maihälden Dezember 2019
Autos in Brand: Im Dezember 2019 wurden mehrere Autos in den Maihälden in Pforzheim in Brand gesteckt. Auch im Enzkreis wurden Fahrzeuge angezündet. Foto: Waldemar Gress

Um brennende, oft recht teure Fahrzeuge ging es am Mittwoch vor der Auswärtigen Großen Strafkammer unter dem Vorsitzenden Richter Andreas Heidrich. In den Nächten des 26. November, des 1., 2. und 3. Dezember vergangenen Jahres soll ein 25-Jähriger Autos in Pforzheim und dem Enzkreis in Brand gesteckt haben. Laut eines psychologischen Gutachtens leidet der junge Mann an paranoider Schizophrenie und ist wohl nicht in der Lage, das Unrecht seiner Taten einzusehen. Die Kammer hat, neben den Straftaten, über seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus zu entscheiden.

Am Anfang waren es hochpreisige Nobelkutschen, die der Angeklagte angezündet hatte; zwei Porsche, im Wert von 85.000 und 65.000 Euro, ein Mercedes für 35.000 Euro, aber es folgten auch kleinere Fahrzeuge, deren Wert zwischen 1.000 und 10.000 Euro lag. Zumindest in der Novembernacht in Pforzheim. Dort gingen vor allem im Gebiet Maihälden die erwähnten fünf Autos in Flammen auf. Sie brannten restlos aus, wobei in der Nähe stehende Fahrzeuge ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Schäden dort betrugen zwischen 2.000 und 1.000 Euro.

Am 1. Dezember brannten fünf Autos in Remchingen, deren Wert zwischen 4.000 und 62.000 Euro lag. Auch hier wurden fünf benachbarte Wagen mit beschädigt.

Kurz vor Mitternacht, also noch am 2. Dezember, wurden in Kämpfelbach-Ersingen zwei Autos abgefackelt und ein dazugehöriger Carport schwer beschädigt. Auf dem Heimweg dann – der Mann wohnte in Neuenbürg –, brannten dort drei weitere Wagen, wobei auch eine Hauswand durch Rauch und Ruß beschädigt wurde. Das teuerste Fahrzeug hatte einen Wert von 58.000 Euro, die beiden anderen je etwa 5.000 Euro.

Zu den Vorwürfen wollte der Mann am Mittwoch nichts sagen. Auch nichts zu seiner Person. Ebenso teilten Angehörige mit, dass sie von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen werden. Die Kammer war daher am ersten Verhandlungstag allein auf Zeugen angewiesen.

Wie man dem zunächst unbekannten Brandstifter auf die Spur gekommen war, erklärte der Hauptsachbearbeiter der Kriminalpolizei. Es war den Ermittlern aufgefallen, dass die Taten sich oft in der Nähe von Straßenbahnhaltestellen befanden. Auf den Überwachungskameras in den Zügen war denn auch ein Mann zu sehen, mit Kapuze und einem Rucksack, der sich immer wieder einen Schal vors Gesicht hielt und damit fast völlig vermummt war. Und immer war er kurz nach den Bränden in die Bahn gestiegen. Ein Neuenbürger Polizeibeamter, dem die Bilder gezeigt wurden, erkannte darauf den Angeklagten sofort. Zudem deckten sich die GPS-Daten des Handys der Mutter des Angeklagten, mit welchem er unterwegs gewesen war, zweifelsfrei mit den Brandorten.

Angeklagter bestreitet Taten

Bei der Vernehmung hatte der Angeklagte eingeräumt, mit dem Zug unterwegs gewesen zu sein, mit den Bränden habe er jedoch nichts zu tun. Außerdem besitze er keinen Rucksack, keine Jacke mit Kapuze und auch kein Handy. „Sein Pullover roch nach Benzin“, erinnerte sich der Kriminalbeamte.

Damals hatte er auch Angaben zur Person gemacht; er habe den Realschulabschluss, lebe seit 2015 in Deutschland und arbeite durch das Jobcenter. Er leide unter keiner Krankheit und nehme keine Medikamente.

Seine Verteidiger, Bastian Meyer und Wolfgang Hirth, bemängelten, dass ihm während der Vernehmung kein Verteidiger beigeordnet worden war. Die Verhandlung wird am 17. August fortgesetzt

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