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Führung durch die Innenstadt

Stolpersteine erinnern in Pforzheim an die Gräueltaten des Nazi-Regimes

In Pforzheim finden sich etwa 300 goldene Stolpersteine. Sie erinnern an das Schicksal vieler Menschen, die Opfer des NS-Terrors wurden. Es war ein langer Weg, bis die Steine verlegt werden durften.

Künstler Gunter Demnig
Künstler: Gunter Demnig hat bereits viele Stolpersteine verlegt. Foto: Martina Holbein (mhol)

Von Stefan Friedrich

Sie sind klein, golden und fallen im Bodenbelag sofort auf. Stolpersteine sollen das Gedenken an die Grausamkeiten des Nazi-Regimes wachhalten. Sie erinnern auch in Pforzheim an das Schicksal vieler Menschen, die Opfer des NS-Terrors geworden sind. Auf Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung und der Reinhold-Maier-Stiftung hat Hans Mann von der Initiative Stolpersteine Pforzheim am Sonntag Einblicke in die Entstehung des Projekts gegeben.

Inzwischen ist es eines der größten dezentralen Mahnmale der Welt mit über 80.000 Stolpersteinen in mehr als 25 Ländern Europas. In Pforzheim finden sich knapp 300 solcher Stolpersteine. Die letzten wurden Anfang des Jahres, im März, verlegt.

Dass diese Zahl in Pforzheim überhaupt erreichbar ist, schien in den Anfängen noch undenkbar. „Wir mussten die Stadt um eine Genehmigung bitten“, erinnerte sich Hans Mann, der von Beginn an dabei war. 2008 war das, zwei Jahre nach der eigentlichen Gründung der Initiative in Pforzheim. Zehn Stolpersteine wurden damals bewilligt, maximal ein Stolperstein pro Straße. „Wir haben im März 2008 dann einfach 13 verlegt“, also drei mehr als erlaubt.

Stolpersteine erinnern etwa an Albert Eckstein oder Adolf Rothschild

Es waren damals Stolpersteine am Platz der Synagoge, in der Zehnthofstraße oder in der Baumstraße, die unter anderem an Opfer wie Albert Eckstein oder Adolf Rothschild erinnerten, die beide 1942 nach Ausschwitz deportiert und in der Gaskammer ermordet wurden. Seit damals sind viele weitere Stolpersteine dazu gekommen, einmal sogar 60 Stück an einem Tag. Das war im Januar 2011 – als Erinnerung an jene Schüler, „die damals von den öffentlichen Schulen verwiesen worden sind“, erklärte Mann.

Viele dieser Stolpersteine hat die kleine Gruppe, die sich am Sonntagnachmittag vor dem Hauptbahnhof zu einer rund zweistündigen Führung durch die Innenstadt getroffen hat, aufgesucht. Von dem strömenden Regen ließ sich kaum einer abhalten, zumal die Unterführung zu Beginn des Rundgangs von der Kronprinzenstraße über die Güterstraße und die Luisenstraße bis zum Platz der Synagoge ausreichend Schutz bot.

Kölner Künstler Gunter Demnig rief die Stolpersteine ins Leben

Hans Mann nutzte diesen, um umfassend darüber zu informieren, wie die Stolpersteine überhaupt entstanden sind – ins Leben gerufen wurden sie von dem Kölner Künstler Gunter Demnig – oder wie sich die Initiative in Pforzheim gegründet hat. Dazu sprach er über das Lager in Gurs im Süden von Frankreich, das im Rahmen der Führung mehrmals erwähnt werden sollte.

Das war ein schrecklicher Ort.
Hans Mann, Initiative Stolpersteine Pforzheim

„Das war ein schrecklicher Ort“, betonte Mann. Bis zu 20.000 Menschen seien dort in der Endphase der Nazi-Diktatur untergebracht gewesen. Ein Ort, dessen Gelände schon überwuchert war und der fast in Vergessenheit geraten wäre, als der damalige Oberbürgermeister von Karlsruhe Günther Klotz Ende der 1950er-Jahre anregte, das Lager wieder herzurichten.

Schicksalsschläge in den 1930er- und 1940er-Jahren

„Hier in Pforzheim hatten in den 1930er- und 1940er-Jahren, bis zur Zerbombung der Stadt, viele Menschen ein ganz besonders schlimmes Schicksal“, gab Roland H. Papesch, Programmmanager Nordschwarzwald bei der Reinhold-Maier-Stiftung, zu bedenken.

Daher sei die Arbeit, die die Initiative Stolpersteine hier leistet, auch so bedeutsam. „Sie tragen mit ihrer Arbeit zur Aufklärung bei“, lobte er Mann und seine Mitstreiter. Schließlich steckt hinter jedem Stolperstein immer auch das Schicksal von Menschen, die bis zu ihrer Deportation oder Ermordung Wirtschaft, Kultur und gesellschaftliches Leben in Pforzheim mitgeprägt haben.

Weitere Infos:

Wer am Sonntag keine Gelegenheit hatte, an der Stolpersteinführung teilzunehmen, hat kommenden Sonntag eine zweite Chance. Treffpunkt ist um 15 Uhr der Haupteingang beim Bahnhof Pforzheim. Anmelden muss man sich bei der Friedrich-Naumann-Stiftung – per E-Mail unter service@freiheit.org, respektive telefonisch: (0 30) 22 01 26 34. Die Teilnahme ist kostenlos.



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