Skip to main content

Autokino

Vier Gründe, warum die Autokinos in Pforzheim und Remchingen den Betrieb einstellen

Mit „A Star is born“ beendet das Autokino auf dem Pforzheimer Messplatz am Mittwoch sein Angebot. Eine Woche später schließt die Freibadbühne in Remchingen. Die Besucherzahlen gingen zuletzt stark zurück. Warum das Publikum keine Fortsetzung wünscht? Vier Erklärungsversuche.

None
Die Freibadbühne in Remchingen: An guten Tagen wurde die Wiese richtig voll. Zuletzt musste das Programm aber ausgedünnt werden - die Nachfrage sank Foto: Walsleben

Zum Abschluss gibt es Lady Gaga: Mit „A Star is born“ beendet das Autokino auf dem Pforzheimer Messplatz am Mittwoch sein Angebot. Eine Woche später schließt die Freibadbühne in Remchingen, wo neben Filmen auch Live-Auftritte von Comedians zu sehen sind.

Hier wie da ist der Trend zuletzt deutlich: Die Besucherzahlen gehen stark zurück. Teilweise werden sogar Vorstellungen abgesagt. Warum das Publikum keine Fortsetzung wünscht? Vier Erklärungsversuche.

1. Die Gastronomie lockt

Der Start für das Autokino auf dem Messplatz war vor einem Monat ziemlich vielversprechend. Der Premierenfilm „Die Känguru-Chroniken“ war ausverkauft. 400 Besucher zahlten, um im Corona-Lockdown endlich wieder ein Kulturerlebnis außerhalb der eigenen vier Wände zu haben.

Auch interessant:

„Im Folgenden haben wir gesehen, dass es an den Wochenenden sehr gut lief – aber auch gemerkt, dass die Tendenz unter der Woche rückläufig ist“, sagt Martin Koch, Programmrat beim Kommunalen Kino (Koki), das gemeinsam mit den großen Geiger-Kinos für das Angebot auf dem Messplatz sorgt.

Die Menschen in Pforzheim haben uns die Botschaft geschickt: Schön, dass ihr das macht – aber wir suchen das Angebot jetzt nicht mehr.
Martin Koch, Programmrat beim Koki

Koch weiter: „Die Wiederöffnung der Gastronomie haben wir in den Besucherzahlen gespürt.“ Seine These: Offenbar zog es die Menschen stärker ins Café und Restaurant, als sie wieder dorthin konnten.

Der Vertrag mit der Stadt für den Messplatz lief bis zum 10. Juni. Man sei nicht in Versuchung gekommen, über eine Verlängerung zu verhandeln. „Die Menschen in Pforzheim haben uns die Botschaft geschickt: Schön, dass ihr das macht – aber wir suchen das Angebot jetzt nicht mehr.“

2. Zu wenige Filme

Eine weitere Erklärung für das nachlassende Zuschauerinteresse hat Michael Geiger, Chef der großen Pforzheimer Kinos Cineplex und Rex. „Die Filme sind uns ausgegangen. Es gibt zu wenige zum Spielen. Das ist das Problem, das jedes Kino gerade hat.“ Man habe auf Streifen vom Jahresbeginn zurückgreifen müssen. Und zugkräftige gab es nur begrenzt.

Das dritte Mal Bad Boys for Life zieht logischerweise nicht mehr so.
Michael Geiger, Chef der Geiger-Kinos

Also wiederholten sich die Filme auf dem Messplatz irgendwann. „Das dritte Mal Bad Boys for Life zieht logischerweise nicht mehr so“, erklärt Geiger. Auch mit Klassikern könne man das Programm nicht retten, meint der erfahrene Kinomann. „Früher hat das funktioniert, heute nicht mehr.“

3. Zu später Start

Geiger sieht noch ein zweites Problem. Jahreszeitbedingt wird es spät dunkel, die Filme können nicht vor 22 Uhr starten. „Wenn der Film zwei Stunden dauert, ist es Mitternacht. Das geht nur am Wochenende. An den anderen Tagen ist das fürs große Publikum zu spät.“

4. Kein Bedarf mehr

Die Freibadbühne in Remchingen hatte nicht nur Filme, sondern vor allem Comedy im Angebot. Am Wochenende war Christof Sonntag da. Doch auch hier ist die Nachfrage klar rückläufig. Bisher zählte man über 800 Autos (mindestens 1.600 Besucher).

„Dies ist nun leider vorbei, denn die Ticketverkäufe gehen wie auch anderswo auf breiter Front zurück, sodass es für die Betreiber aber auch für die Künstler noch schwieriger wird, als die Situation rund um Corona sowieso schon ist“, teilen die Macher mit.

Einzelne Vorstellungen fielen bereits aus, das Restprogramm wurde ausgedünnt. „Eure Mütter“ machen am 19. Juni den Abschluss.

Wirtschaftlich war das Projekt sowieso Wahnsinn.
Gerhard Baral, Mit-Initiator der Freibadbühne Remchingen

Mit-Organisator Gerhard Baral betont: „Das Projekt war immer, für eine kulturelle Notversorgung in der Krise zu sorgen. Das ging nirgends – außer im Auto.“ Künstler und Techniker sollten arbeiten können, das Publikum ein Angebot erhalten.

Das sei jetzt nicht mehr nötig. Die üblichen Angebote kommen mit Abstrichen langsam zurück. „Wirtschaftlich war das Projekt sowieso Wahnsinn“, sagt Baral. „Damit konnte man kein Geld verdienen.“ Man habe gerade so die Grundkosten gedeckt.

Öffnet das Rex-Kino bald wieder?

Und was machen Kinofreunde jetzt? Das Koki hat seinen Betrieb wieder aufgenommen. Und Geiger überlegt, ob er Ende des Monats zumindest das Rex in Teilen öffnet.

nach oben Zurück zum Seitenanfang