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Von Flutlicht bis Ticketpreise

Zahlen und die Geschichten dahinter: Was steckt drin im neuen KSC-Stadion?

Der Mittwoch wird für den KSC und die Fußball-Region ein Festtag. Wer es etwas nüchterner mag: Wir haben elf Zahlen rund um das neue Stadion herausgepickt – und erzählen, was hinter diesen steckt.

Drohnen-Aufnahme vom BBBank Wildpark in Karlsruhe vom Juli 2023
Im neuen Stadion im Wildpark werden am Mittwoch im Spiel des KSC gegen den FC Liverpool erstmals auch Zuschauer auf der Westtribüne sitzen. Foto: Christian Bodamer

Nun erwacht der weiße Koloss im Hardtwald endgültig zum Leben. Wenn der Karlsruher SC an diesem Mittwoch (18.30 Uhr/Servus TV) den FC Liverpool zum Stadion-Eröffnungsspiel empfängt, werden erstmals im kompletten Rund Zuschauer mitfiebern.

Die neue Arena im Wildpark markiert für Stadt und Verein eine Zäsur, steht für Aufbruch und weckt in der Fußball-Region die Sehnsucht nach einer KSC-Zukunft in der Bundesliga.

Ganz nüchtern betrachtet verbergen sich hinter dem Stadion aber auch jede Menge Daten und Fakten. Wir haben beim KSC und dem Eigenbetrieb „Fußballstadion im Wildpark“ (EiBS) nachgefragt, elf besondere Zahlen rund um den neuen BBBank Wildpark herausgegriffen und die Geschichte dahinter aufgeschrieben.

1.318 Tage vom Spatenstich bis zum ersten Anstoß im Wildparkstadion

Als Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup und der damalige KSC-Präsident Ingo Wellenreuther am 9. Dezember 2019 beim offiziellen Spatenstich zur Schaufel greifen, gilt der Sommer 2022 noch als Fixpunkt für die Fertigstellung der Arena. Der Termin ist später nicht mehr zu halten.

Beim offiziellen Spatenstich zum neuen Wildparkstadion greifen im Dezember 2019 die Verantwortlichen zur Schaufel.
Beim offiziellen Spatenstich zum neuen Wildparkstadion greifen im Dezember 2019 die Verantwortlichen zur Schaufel. Foto: Helge Prang/GES

So liegen also zwischen dem Baubeginn und dem Eröffnungsspiel etwas mehr als dreieinhalb Jahre oder, um genau zu sein, 1.318 Tage.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Nimmt man den Start der sogenannten Vorab-Maßnahmen am 5. November 2018 als Bezugspunkt, ergibt sich sogar eine Bauzeit von 1.717 Tagen – die zahlreichen gescheiterten Anläufe im Vorfeld nicht eingeschlossen.

34.302 Plätze im BBBank Wildpark bedeuten Mittelmaß

Knapp zwei Drittel der Gesamtkapazität machen die Sitzplätze (21.977) aus, hinzu kommen die Stehplätze (12.325) auf der Südtribüne und im Gästebereich in der Kurve zwischen Ost- und Nordtribüne – macht zusammen: 34.302.

Mit dem Fassungsvermögen liegt die Arena im deutschen Profifußball im Mittelfeld. In 16 Stadien der Ersten und Zweiten Liga passen mehr Fans hinein, in 19 weniger.

Die Kapazität des Wildparkstadions hat sich im Laufe der Geschichte – vor allem aufgrund von Umbaumaßnahmen – immer wieder verändert.

Bei der Eröffnung 1955 fasste es 55.000 Menschen, mit zusätzlichen Stahlrohrtribünen bis zu 70.000. Später war dann für lange Zeit bei rund 46.000 Schluss.

Im Eröffnungsspiel des damals neuen Wildparkstadions traf der Karlsruher SC im August 1955 vor rund 45.000 Zuschauern auf Rot-Weiss Essen.
Im Eröffnungsspiel des damals neuen Wildparkstadions traf der Karlsruher SC im August 1955 vor rund 45.000 Zuschauern auf Rot-Weiss Essen. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe/Bildarchiv Horst Schlesiger

Nachdem 1993 die neue Haupttribüne eröffnet war, konnten in etwa so viele Zuschauer kommen wie ab diesem Sommer, ehe das Fassungsvermögen ab 2006 wegen neuer Bestimmungen auf unter 30.000 sank – zumindest im Falle der höchsten Sicherheitsstufe. Während des Umbaus fanden dann noch weniger Platz, erst recht als Corona kursierte.

42 Millionen Euro mehr, aber die große Kostenexplosion bleibt aus

Als das Stadion-Projekt im November 2016 vertraglich besiegelt wird, gehen die Beteiligten von einer Investitionssumme von 113 Millionen Euro aus. Es folgen Kostensteigerungen auf 123, später auf 143 und schließlich auf 155 Millionen Euro.

Aus heutiger Sicht wie die berühmten Peanuts nehmen sich demgegenüber die Zahlen aus, mit denen sich der Stadtrat rund um den Bau des Wildparkstadions Mitte der 1950er Jahre auseinandersetzen muss. Zunächst bewilligt er 150.000 D-Mark (rund 75.000 Euro), für den zweiten Abschnitt dann noch einmal 800.000 D-Mark (400.000 Euro).

50 Grad unter dem Rasenteppich beim KSC

Glaubt man den Wetterprognosen, wird es beim Anpfiff an diesem Mittwoch rund 27 Grad warm sein. Temperaturen, bei denen niemand an die Rasenheizung denkt.

Doch auch die wird früher oder später im neuen Stadion zum Einsatz kommen und wenn es sein muss, kann diese so richtig einheizen. Bis zu 50 Grad sind möglich – ein Wert, der laut EiBS aber nur selten benötigt wird.

2.000 Parkplätze mehr als für Autos: Wer radelt, hat’s in Karlsruhe leichter

Auch beim Thema Parkplätze liefert das Liverpool-Spiel einen ersten Stresstest für die neue Arena. Autofahrer haben rund um das Stadion nämlich nicht so viele Parkmöglichkeiten, wie ursprünglich einmal geplant gewesen war.

Der Birkenparkplatz, der aus Kostengründen kein Parkdeck bekam, bietet Raum für 730 Fahrzeuge. Weitere 300 Stellplätze hinter der Südtribüne sind ausschließlich Hospitality-Gästen vorbehalten. Das VIP-Parkhaus mit 1.000 Plätzen liegt vorerst auf Eis.

Dafür haben Radfahrer freie Auswahl: Im direkten Stadionumfeld stehen 3.000 Stellplätze zur Verfügung.

1.600 Lux: Das Flutlicht ist schon Bundesliga-reif

Flutlichtmasten gibt es keine mehr, dafür Strahler mit der Lizenz für Bundesliga-Fußball. In ihren Statuten fordert die Deutsche Fußball Liga (DFL) für Liga eins eine „vertikale Mindestbeleuchtungsstärke“ von 1.600 Lux, die das neue KSC-Stadion erfüllt. Für Liga zwei werden mindestens 1.200 Lux fällig.

Zum Vergleich: Als das zwei Jahre zuvor fertiggestellte Wildparkstadion im Jahr 1957 eine Flutlichtanlage bekommt, leuchtet diese mit einem mittleren Helligkeitswert von 190 Lux und übertrifft damit, wie die BNN damals schreiben, „alle in Europa gemessenen Werte derartiger Großanlagen“. Dafür sind auch die Kosten geringer: Vor 66 Jahren soll die Lichtrechnung pro Spiel 35 Mark (rund 17,50 Euro) betragen haben.

7.140 Quadratmeter sind kein Zufall

Bei den Maßen der Plätze nimmt es die Deutsche Fußball Liga (DFL) ziemlich genau. Sie schreibt eine Spielfeldabmessung von 105 Meter mal 68 Meter vor und gewährt lediglich eine kleine Toleranzspanne (100 bis 105 Meter beziehungsweise 64 bis 68 Meter).

Die Linierung im neuen Stadion hält sich an die Idealwerte, was 7.140 Quadratmeter in toto ergibt. Wer direkt hinter dem Tor steht oder sitzt, ist übrigens zehn Meter vom Platz entfernt, an den Längsseiten sind es acht Meter.

Zweimal 74 Stützen tragen das neue Karlsruher Stadion – auch optisch

Ohne die 74 ginge im neuen Stadion nichts. So sind es 74 Y-förmige Stützen, die die Rückverankerung des Daches bilden. Egal, ob man sich über den Schlossgarten oder vom Adenauerring der Arena nähert: Die 22 Meter hohen Bauteile stechen direkt ins Auge.

Einlauf der Teams vor dem BBBank Wildpark beim Testpiel des Karlsruher SC gegen die TSG Balingen am 15. Juli 2023.
Die markanten Y-Stützen am neuen Stadion im Wildpark stechen ins Auge, egal, von welcher Seite man sich der Arena nähert. Foto: Markus Gilliar/GES

Unterhalb der Tribüne befinden sich weitere Stützen, die als Haupttragachse des Daches fungieren. Sie sind 30 Meter hoch und wer sie durchzählt, kommt auch hier auf: 74.

Ein Euro mehr – und dreimal Top-Zuschlag

Natürlich kann man im neuen Stadion auch Eintrittskarten kaufen. Möglich ist dies in drei großen Tickethäuschen mit insgesamt 24 Kassenplätzen. Offiziell kosten Tickets nicht mehr als in der vergangenen Spielzeit, aber über Umwege hat der KSC die Preise doch erhöht.

So verlangt er ab der kommenden Saison eine sogenannte Betriebskostenpauschale von einem Euro pro Tagesticket (8,50 Euro pro Dauerkarte). Zudem gilt bei den Partien gegen den Hamburger SV, Schalke 04 und Hertha BSC ein Top-Zuschlag auf Tagestickets von 20 (Stehplatz) beziehungsweise 30 Prozent (Sitzplatz).

Sechs Ebenen auf der Westtribüne mit allem Drum und Dran

Am Prunkstück des neuen Stadions wurde bis zuletzt Tag und Nacht gearbeitet. Am Mittwoch sitzen nun erstmals Besucher auf der Westtribüne. Doch diese dient bei Weitem nicht nur als Plattform für die Zuschauer.

Während im Untergeschoss die Technik untergebracht ist, beinhaltet das Erdgeschoss unter anderem Umkleide- und Physioräume, Trainerbüros, die Gaststätte, Kühlräume, den Hauptfanshop und den Raum für die Pressekonferenzen.

Ein Stockwerk darüber geht es zum dreigeteilten Businessclub, im zweiten und dritten OG zu den Logen und zum Loungebereich.

Auf der obersten Etage findet man die Geschäftsstelle, die Leitstelle der Einsatzkräfte, die Stadionregie, Technikräume und Presseplätze. Macht insgesamt sechs Ebenen, zu denen vier Treppenhäuser und vier Aufzüge führen.

22 Mal Bier, Bratwurst und Co

Für viele Fans ist es eine fast schon existenzielle Frage: Wo bekomme ich mein Bier? Die Antwort: fast überall. 21 Kioske sind rund um die Promenade verteilt. Damit die gegnerischen Anhänger ebenfalls nicht zu kurz kommen, befindet sich auf der Gästeaufstellfläche ein weiterer.

Und wenn hinterher die Blase drückt? Dann befinden sich im Stadion, in der Regel auf der gegenüberliegenden Seite, insgesamt 32 WC-Räume und sechs weitere für Menschen mit Behinderung.

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