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Stimmen zu Unruhen

Führungskrise beim KSC: Fans beim Training sind gespalten

Die Turbulenzen in der Führungsebene des KSC treibt die Fans um. Am Rande des Trainings in Karlsruhe sind einige frustriert über die Vorgänge im Präsidium. Sie vermuten unter anderem zu viel Eitelkeit der Akteure.

Fans beim KSC-Training im Wildpark mit Regenschirmen.
Kiebitze beim Training. Trotz unterschiedlicher Ansichten - allesamt sehen sie die aktuellen Vorgänge im Präsidium kritisch. Unter anderem wird der Respekt vor demokratischen Prozessen angemahnt. Foto: Volker Knopf

Es ist Feuer unterm Dach beim KSC. Von Machtmissbrauch und Indiskretionen ist die Rede. Es geht um einen nicht-unterzeichneten offenen Brief der beiden Präsidiumsmitglieder Günter Pilarsky und Martin Müller und wohl um verletzte Eitelkeiten.

Auch wenn die Sachlage für die Fans von außen schwer durchschaubar ist, eines ist offensichtlich: Die Verhältnisse im Präsidium des Traditionsvereins sind zerrüttet. Selbstredend bilden sich auch die Fans ihre Meinung zu den Vorgängen rund um ihrem Lieblingsverein.

„Ich finde das alles ziemlich komisch, was da gerade passiert“, sagt Gerd Dürr aus Rintheim am Rande des Trainingsplatzes, auf dem die KSC-Spieler gerade trainieren. „Meiner Meinung ist Vize Müller das, was man einen Postenjäger nennt und der den KSC für seine Zwecke nutzt. Demokratische Entscheidungen sollte man akzeptieren.“

Was er von einer Kreuzer-Rückkehr hält? „Nein, nein – so viel hat der nicht gebracht“, fügt der Rentner kopfschüttelnd hinzu.

Rückkehr von Oliver Kreuzer ist für KSC-Fan Joachim Ratzel keine Alternative

Dass beim KSC nur selten eitel Sonnenschein herrschte, daran erinnert sich Joachim Ratzel nur allzu gut. Der 80-Jährige, der seit 1966 dem Verein die Treue hält, kann sich noch gut an das schwer angeschlagene Verhältnis von KSC-Präsident Roland Schmider zum damaligen KSC-Verwaltungsratschef Wernfried Feix erinnern.

Generell dringt aber viel zu viel an die Öffentlichkeit.
Joachim Ratzel
KSC-Fan

Und aktuell? „Da blickt man doch nicht mehr durch. Aber eigentlich denke ich, dass Michael Becker in der Geschäftsführung einen guten Job macht“, sagt der Senior. „Generell dringt aber viel zu viel an die Öffentlichkeit.“

Die von Müller möglicherweise avisierte Kreuzer-Rückkehr hält er für Nonsens. „Guter Fußballer, aber als Manager nicht das Gelbe vom Ei.“ Einen Wunsch hätte er im Übrigen noch: „Euro-Eddy als Präsident, das würde mir gefallen“, meint er schmunzelnd.

KSC-Fan aus Bühl hält es für falsch, die Geldgeber Müller und Pilarsky zu verprellen

Eine entschiedene Meinung hat Jens, der aus der Rheinstrandsiedlung stammt. „Für mich macht Müller den Eindruck eines Karrieristen, der in erster Linie an seine Interessen denkt.“ Die Verbindung zwischen Kreuzer, Aygün und Müller sei ihm etwas suspekt.

„Ich habe fast die Vermutung, da hält sich jemand für größer als den Verein. Vor allem werden demokratische Prozesse nicht akzeptiert – und das ist bedenklich.“ Große Stücke hält er dagegen auf Geschäftsführer Becker und „seinen soliden Finanzkurs“ sowie auf den aus seiner Sicht „umsichtigen“ Präsidenten Holger Siegmund-Schultze.

Thomas Gartner aus Ottersweier bei Bühl dagegen warnt davor, diejenigen zu verprellen, die viel Geld in den Verein investieren. Namentlich meint er die beiden Vize-Präsidenten Pilarsky und Müller.

Zudem sieht er zu viel „Machtfülle“ bei Geschäftsführer Becker. Auch die sogenannte Task-Force sieht er kritisch. „Warum hat man die Millionen des Breithaupt-Transfers nicht sinnvoll reinvestiert“, lautet die Frage des Mittelbadeners.

Fan warnt: Unruhe darf nicht auf KSC-Team übergreifen

In zwei Lager gespalten sieht Andreas Plant aus Bad Schönborn den Verein. „Ich kann Müller schon verstehen, wenn er für sein eingesetztes Geld Erfolge sehen will. Andererseits disqualifiziert er sich mit seinen Aussagen selbst.“

Ein Teamplayer scheine ihm Müller daher nicht zu sein. Wichtig sei aus der Sicht von Plant, dass die Unruhe der Führungsebene nicht auf das Team übergreife, meint der IT-Fachmann.

Das ist wie im Kindergarten. Da sind wohl ganz viel Eitelkeiten im Spiel.
Martin Ganz
Stadionbesucher

Wenig von Müller hält Roland aus der Weststadt. Die Schärfe, die der Vize-Präsident in die Sache reinbringe, sei aus seiner Sicht ziemlich heftig. „Den Präsidenten als Lügner zu bezeichnen und sich mit den Fans anzulegen – da fällt mir nichts mehr ein. Ich glaube, es geht ihm nur um eines. Sich ganz oben zu sehen. Alles andere scheint ihm nebensächlich.“

Man benötige mit dem neuen Stadion und dem Stindl-Transfer im Rücken eher Ruhe, aber keine Störfeuer, fügt er hinzu.

Für KSC-Stadionbesucher sind viele Eitelkeiten mit im Spiel

Martin Ganz aus Karlsdorf bei Bruchsal ist gerade auf dem Weg zur Stadionbesichtigung. „Ich finde diese Querelen traurig. Das ist wie im Kindergarten. Da sind wohl ganz viel Eitelkeiten im Spiel“, meint er etwas ratlos.

Ein 84-Jähriger aus der Innenstadt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, meint nur lakonisch: „Das ist wie in einer schlechten Ehe – gar nicht gut.“ Pilarsky finde er gut. „Der grüßt immer freundlich. Mehr kann ich zu ihm nicht sagen.“

Auch Vize Müller sehe er positiv. Schließlich bringe der das Geld mit. Aber viel mehr könne er zu den Turbulenzen im Verein gar nicht sagen. So viel Einblick habe er ja nicht. Dann sagt der Senior mit der Baseball-Cap einen abschließenden Satz: „Außerdem bin ich ja Fan der Mannschaft, nicht des Präsidiums.“

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