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Gegner-Checks zum Fernduell

KSC im Abstiegs-Showdown: "Giftiges" und letztes Saisonheimspiel gegen Bielefeld

Der Karlsruher SC kann im Schlussspurt der Zweiten Fußball-Bundesliga alles verlieren, alles gewinnen oder verteidigen, was er vor diesem vorletzten Spieltag hat: die beste Aussicht auf die Teilnahme an der Relegation gegen den Drittliga-Dritten. Die Mannschaft des KSC erwartet am Sonntag den Meister und Aufsteiger Arminia Bielefeld - insgeheim werden die Karlsruher Fans sogar dem Landesrivalen VfB Stuttgart die Daumen drücken.

Die Mannschaft des KSC erwartet am Sonntag den Meister und Aufsteiger Arminia Bielefeld.
Die Mannschaft des KSC erwartet am Sonntag den Meister und Aufsteiger Arminia Bielefeld. Foto: GES

Der Karlsruher SC kann im Schlussspurt der Zweiten Fußball-Bundesliga alles verlieren, alles gewinnen oder verteidigen, was er vor diesem vorletzten Spieltag hat: die beste Aussicht auf die Teilnahme an der Relegation gegen den Drittliga-Dritten.

Die Mannschaft des KSC erwartet am Sonntag den Meister und Aufsteiger Arminia Bielefeld - insgeheim werden die Karlsruher Fans sogar dem Landesrivalen VfB Stuttgart die Daumen drücken.

Beste Zweitligamannschaft am Sonntag im Wildpark

Hinweise auf eine eingetretene Sättigung beim Gewinner der „Felge“ drangen in den letzten Stunden nicht von der Bielefelder Alm bis nach Karlsruhe. Im Gegenteil. „Unser Ziel ist es, in diesem Jahr ungeschlagen zu bleiben“, signalisierte der von seinen Meisterspielern da gerade frisch mit Bier geduschte Arminen-Trainer Uwe Neuhaus nach dem 1:0 über Darmstadt 98 am Donnerstagabend ungebrochenem Ehrgeiz.

So hat der KSC die beste Zweitligamannschaft im Wildpark zu erwarten. Das Spiel gegen den 30-Tore-Sturm Fabian Klos (19 Tore) und Andreas Voglsammer (11) am Sonntag (15.30 Uhr) wird nicht nur spaßveranlagt sein, sondern eine knifflige Hausaufgabe. Der frühere KSC-Profi Voglsammer und Klos waren gegen die Lilien erst für die letzten 20 Minuten gekommen, sind verhältnismäßig ausgeruht. Reinhold Yabo, ebenfalls mit Vergangenheit beim KSC, kassierte die fünfte Verwarnung und wird im für den Ex-Club richtungsweisenden Match nicht mitwirken.

Team muss mehr zeigen, als gegen Regensburg

Am Freitag ließ Christian Eichner die KSC-Profis zur Sonntag-Anstoßzeit trainieren, zur Einstimmung sagte Athletikcoach Florian Böckler „Skorpion“ und „Kobra“ an. Schlangengift soll sich nicht im Yoga-Kontext erschöpfen. Gift und Galligkeit vermisste Eichner schließlich beim 1:2 seiner Mannschaft in Regensburg.

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„Es wird darauf ankommen, an allem fünf Prozent draufzulegen. Sie werden mit einer gewissen Lockerheit spielen, weil sie keinen Druck mehr haben, nicht mehr mit der letzten Verbissenheit“, mutmaßt er und spinnt den Gedanken fort: „Das bedeutet, dass ein Prozent weniger da ist als vorher, als es für sie um etwas ging. Eine menschliche Komponente. Aber um das für sich auszunutzen, muss ich erst arbeiten. Sonst ist diese Lockerheit zu gut.“

Was auf dem Spiel steht

Die Ausgangslage der Blau-Weißen ist vor diesem 33. Spieltag verzwackt und das, was kommt, abhängig vom zeitgleichen Geschehen in anderen Arenen.

Sicher ist: Geht der KSC gegen den seit 14 Spielen ungeschlagenen Favoriten nicht leer aus, zöge er auf dem Relegationsplatz ins Saisonfinale nach Fürth weiter, würde sich die Restchance, direkt drinzubleiben, erhalten. Unter Mithilfe des Rivalen VfB Stuttgart und von Holstein Kiel könnte der KSC sogar noch am 1. FC Nürnberg vorbei über den Strich rutschen, auch der VfL Osnabrück ist davor noch nicht gefeit. In Holstein Kiel erwartet der VfL zunächst die nach der Arminia zweitstärkste Auswärtsmannschaft der Zweiten Liga.

Unterliegt der KSC dem Meister, könnte der am Sonntag beim Tabellenfünften SV Darmstadt 98 geforderte SV Wehen Wiesbaden die Badener auf den direkten Abstiegsplatz zwingen. Allerdings vermittelten die Darmstädter trotz ihrer schon vorher verwirkten Aussicht auf Platz drei bei der Arminia einen weiter willigen Eindruck, während schwer zu sagen ist, wie man sich in Wiesbaden vom 0:6 gegen Nürnberg erholt hat.

Die Relegation des Zweitliga-Drittletzten gegen Drittliga-Dritten wird am 7. und am 11. Juli ausgetragen. Als Teilnehmer kommt vor dem 34. von 38 Spieltagen die Hälfte aller Clubs der DFB-Liga in Betracht. Die U23 Bayern Münchens, die an der Spitze steht, hat kein Aufstiegsrecht, fällt also auch als möglicher Relegationsgegner weg.

Bielefelder Meistermannschaft

So oder so ist am Sonntag im Wildpark alleine das Duell an der Seitenlinie keines der alltäglichen Art: Auf der einen Seite Christian Eichner, 37, noch ohne Trainer-Diplom, ohne Cheftrainervertrag und ohne Erfahrung im Abstiegskampf. Auf der anderen Udo Latteks einstiger Dortmunder Assistent Neuhaus, 60, Baumeister des Bielefelder Meisterpuzzles, der in seiner Laufbahn als Spieler und Trainer so einigen Ausnahmesituationen seine Bierruhe, made im Ruhrpott, entgegensetzte.

Normalerweise könnte man jetzt die wilde Sau rauslassen.
Uwe Neuhaus, Trainer Arminia Bielefeld

„Der Aufstieg bedeutet mir sehr viel. Was fehlt, sind die richtigen Emotionen, das Stadion ist leer. Normalerweise könnte man jetzt die wilde Sau rauslassen“, sagte Neuhaus am Donnerstag bei Sky. Das Team der Ostwestfalen besitzt ein für die Liga herausragendes fußballerisches Format. Beginnend beim Torhüter Stefan Ortega, den auch beharrliches Anlaufen der vorderen gegnerischen Pressing-Linie nicht leicht aus der Ruhe bringt und der für die Arminen oft als elfter Feldspieler wirkt.

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„Deshalb muss man schauen, dass man sich nicht zu sehr locken lässt, weil der Torwart mit einem Schlag das Pressing des Gegners überspielen kann und uns dann in Schwierigkeiten bringt“, sagt Eichner dazu. Die Arminen verstehen sich darauf, ihre gute Spielanlage auch dann anzubringen, wenn kein Ergebnisdruck da ist. Hinzu kommt, dass sich Profis wie Sven Schipplock bei Neuhaus für die Bundesliga empfehlen wollen. Kein anderes Zweitliga-Team hat in dieser Saison so wenige Gegentore kassiert (27). Eigentlich gab Bielefeld das Bild ab, das von VfB und HSV erwartet war.

Wie es beim KSC aussieht

Für die KSC-Profis wird es im letzten Heimspiel der ersten Corona-Runde gegen den Bundesliga-Aufsteiger von der ersten Sekunde an darum gehen, auf ihre Balance zwischen Risikobereitschaft und -vermeidung sensibel zu achten. „Wir wissen um unsere Stärken. Die haben wir in den letzten Wochen einigermaßen gut und ordentlich ab und an zur Schau gestellt. Das ist eine sehr aktive und sehr intensive Spielweise. Wenn der Gegner mehr den Ball hat und es uns hilft, dann ist das so“, sagte Eichner im Gespräch mit bnn.de.

Ich bin da positiv, gerade in einem Heimspiel
Philipp Hofmann, KSC-Spieler

„Es ist egal, wer jetzt kommt. Wir müssen den Gegner einfach beschäftigen und versuchen zu gewinnen. Ich sehe unsere Ausgangslage gegenüber anderen nicht schlechter. Ich bin da positiv, gerade in einem Heimspiel“, versicherte Philipp Hofmann, der mit 13 Treffern beste Schütze der Karlsruher. Im Hinspiel (2:2) hatte der KSC die Arminen am Rande einer Niederlage. Seinerzeit bügelte Jóan Edmundsson in der vierten Nachspielminute die von Marvin Wanitzek kurz davor erzielte 2:1-Führung aus.

Personell dürfte Eichner kaum mit großartigen Überraschungen aufwarten. Einzig die Überlegung, den sowohl beim 2:1 gegen den VfB als auch gegen den Jahn in der Startelf aufgebotenen Dominik Kother zunächst auf der Bank zu lassen und mit Marc Lorenz zu beginnen, dürfte der KSC-Coach anstellen.

Ausblick Richtung Fürth

Fest steht: Die Spvgg Greuther Fürth kann an diesem Sonntag in Bochum und eine Woche später gegen den KSC machen, was sie will. Weh tun wird ihr nichts mehr. Das Team der Franken zählt zu den fußballerisch besten der Liga, verfügt über eine stimmige Mischung aus jungen (Paul Jaeckel, Jamie Leweling, Hans Nunoo Sarpei) und erfahrenen Recken (Marco Caligiuri, Mergim Mavraj, Daniel Keita-Ruel).

Nach der Corona-Pause holte die Mannschaft des Trainers Stefan Leitl nur sieben Punkte aus den sieben Partien. „Viele Spiele haben sie gerade in den letzten Wochen, trotz großer Überlegenheit, nicht auf ihre Seite ziehen können. Das wird eine extrem ambitionierte Aufgabe“, ahnt Eichner

Blick in den Keller

So sieht es im Kampf um Klassenerhalt und den Relegationsplatz aus:

Punkte:Torverhältnis:Restprogramm:

Der Trainer Daniel Thioune scheut weder Taktikwechsel noch ungewöhnliche Muster. Sieben Wechsel in seiner Startelf hatte er vor dem 1:1 am Dienstag beim Hamburger SV vorgenommen. Damit reagierte Osnabrücks Coach nicht nur auf die Leistungen zuvor gegen den VfL Bochum (0:2), vielmehr dachte er an die Frische und das Zusammenrücken innerhalb seines Kaders.

Die verbliebenen Aufgaben, zuhause gegen Kiel und in Dresden, erscheinen machbar für Karlsruhes Mitaufsteiger, der sich taktisch flexibel aufgestellt und in Marco Alvarez (13 Tore, drei Vorlagen) einen Stürmer hat, der in Spielen den Unterschied ausmachen kann.

Nächstes Spiel: Holstein Kiel

Zur Partie gegen die Kieler wird Maurice Trapp nach seiner Gelb-Sperre zurückkehren, Abwehrkollege Joost van Aken weiterhin verletzt fehlen. Stellte der VfL als Neuling auch mit einigen glücklichen Fügungen die sechstbeste Mannschaft der Hinrunde, waren in der zweiten Saisonhälfte Euphorie und Fortune aufgebraucht, die Entwicklung dann aber nicht so schlecht wie das die Statistik Glauben macht – darauf beharrte Thioune.

Punkteschnitt vor der Corona-Pause: 1,16

Punkteschnitt nach der Corona-Pause: 1,0

Punkte:Torverhältnis:Restprogramm:

Warum der aus Pforzheim stammende U21-Nationalspieler Robin Hack für die Franken im Sommer kaum zu halten sein wird, war gerade wieder zu sehen: Am Dienstag, beim 6:0 in Wiesbaden, ließ der bis zum 14. Lebensjahr beim KSC ausgebildete Angreifer seine Qualitäten für sich sprechen. Drei Treffer trug der 21-Jährige zum Schützenfest des Teams von Jens Keller bei. Im Sommer 2019 für eine halbe Million Euro von der TSG Hoffenheim gekommen, sind auch Clubs aus dem Ausland an dem mit zehn Treffern besten Nürnberger interessiert.

Obwohl der Trend der Franken nach der Corona-Pause negativ ist, war der jüngste Ausreißer für deren Tordifferenz ein Segen. Auffallend ist deren Heimschwäche. Im Max-Morlock-Stadion gewannen sie in dieser Saison nur drei Ligapartien.

Nächstes Spiel: VfB Stuttgart

Ob der gegen Wiesbaden rauschhaft ausgefallene erste Erfolg nach der Corona-Pause die Nürnberger nun im Duell mit dem VfB Stuttgart beflügeln wird, ist nur eine der vielen spannenden Fragen des anstehenden 33. Spieltags. Dem Club beschert es einen Matchball zum sicheren Klassenverbleib.

Punkteschnitt vor der Corona-Pause: 1,16

Punkteschnitt nach der Corona-Pause: 1,0

Punkte:Torverhältnis:Restprogramm:

Zweifel an der Fitness der Spieler? Die gab es beim KSC nach dessen 1:2-Niederlage am Mittwoch bei Jahn Regensburg nicht. Fast 116 gelaufene Kilometer und 219 Sprints registrierten die Analysten. Gift und Galligkeit waren das, was Christian Eichner als Mangelerscheinungen im KSC-Spiel ausmachte. Angemessen ausgeprägt sah er beides beim 2:1-Sieg drei Tage zuvor über den VfB Stuttgart.

Dass der Verein danach „Derbysieger“-Trikots in limitierter Auflage zum Stückpreis von 59,95 Euro auflegte, war angesichts der weiter prekären Lage des Clubs im Tabellenkeller ein Stück weit auch als Übersprungshandlung in der ersten Euphorie zu verstehen.

Nächstes Spiel: Arminia Bielefeld

Eine Haltung wie gegen die Schwaben wird von den Profis nun auch gegen Bielefeld und Fürth notwendig sein. Mit Blick auf das Saisonfinale in Fürth ist falsche Zurückhaltung nicht geboten – auch wenn vier KSC-Profis für den 34. Spieltag von Sperren bedroht sind. Mit vier Karten vorbelastet sehen Dirk Carlson, Lorenz, Damian Roßbach und Marvin Wanitzek der Partie gegen die Arminia entgegen. Die Karten würden vor der Relegation nicht gelöscht. da

Punkteschnitt vor der Corona-Pause: 0,96

Punkteschnitt nach der Corona-Pause: 1,29

Punkte:Torverhältnis:Restprogramm:

„Then it fell apart“. In der Liedzeile des US-amerikanischen Musikers Moby, die nach dem 0:6-Debakel gegen den 1. FC Nürnberg im Stadion erklang, verriet sich auch Realitätssinn der Leute am Tonregler beim SV Wehen Wiesbaden. In der zweiten Halbzeit war alles auseinandergefallen, was Rüdiger Rehm, den Trainer, feststellen ließ: „Wir haben heute versagt.“ Dem Aufsteiger ist die Corona-Pause nicht gut bekommen.

Losgelegt hatte er mit einem 2:1-Sieg über den VfB Stuttgart. Obwohl der SVWW auch in den Partien danach meist ordentlich mitspielte und sich auf die beständige Form von Marius Schäffler (18 Tore), des zweitbesten Torjägers der Liga, verlassen konnte, verlor er fünf der sechs folgenden Partien mit jeweils einem Tor Unterschied. Der Relegationsplatz ist aber noch nicht außer Reichweite.

Nächstes Spiel: SV Darmstadt 98

Erst nach Darmstadt, zum Schluss gegen den FC St. Pauli – Moral wird vom Aufsteiger auch gefragt sein. Gegen die Lilien muss Rehm auf Daniel-Kofi Kyereh (Gelb-Sperre) verzichten und dann darauf hoffen, dass Schäffler nicht seine fünfte Gelbe kassiert und für das Saisonfinale damit ausfällt. da

Punkteschnitt vor der Corona-Pause: 1,0

Punkteschnitt nach der Corona-Pause: 0,8

Punkte:Torverhältnis:Restprogramm:

„Wir sind durchgenudelt, wir sind durchgespielt“, sagte Markus Kauczinski nach dem 0:2 am Donnerstag in Kiel. Rechtliche Schritte wegen eventueller Wettbewerbs-Verzerrung befürwortet der Dynamo-Coach. „Ich weiß nicht, ob der Verein das tut und will, ich weiß nicht, ob es Sinn macht – aber ich würde es tun. Einfach um zu zeigen, dass man sich wehrt, dass man nicht alles über sich ergehen lässt. Um zu zeigen, dass das, was hier passiert ist, nicht richtig war.“

Nächstes Spiel: SV Sandhausen

Nur Siege über Sandhausen und Osnabrück bei Niederlagen des KSC und von Wiesbaden würden Dynamo die Relegation bringen. Mit einem Sieg über den VfL würde Kauczinski auch seinem Ex-Club KSC helfen. Abwehrspieler Chris Löwe hatte der DFL seine Meinung schon gegeigt: „Wir reißen uns den Arsch auf, alle drei Tage immer wieder, und die Leute sitzen in ihren 5.000 Euro teuren Bürostühlen und entscheiden etwas über unsere Köpfe hinweg. Und wir sind am Ende die Idioten, die das Ganze ausbaden.“

Sieben Spiele binnen 19 Tagen liegen hinter Dynamo, das vor dem Restart in zweiwöchige Quarantäne musste. da

Punkteschnitt vor der Corona-Pause: 0,96

Punkteschnitt nach der Corona-Pause: 0,57

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