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30 Jahre danach

Was vom 7:0-Wunder des KSC gegen Valencia im Karlsruher Wildpark haften geblieben ist

Die einen waren dabei, die anderen haben noch nie etwas davon gehört: auf Spurensuche 30 Jahre nach dem Wunder vom Wildpark des KSC.

Die Fans des Karlsruher SC feiern den historischen Kantersieg gegen Valencia.
Die Fans des KSC feiern den historischen Kantersieg gegen Valencia. Foto: GES/Markus Gilliar

Es ist fußballerisches Allgemeinwissen, sollte man meinen. Ein Ereignis und vor allem Ergebnis, das Generationen überleben wird. Ganz bestimmt! Oder etwa nicht? Wie ist es denn nun um das 7:0 des KSC, dieses Wunder vom Wildpark, 30 Jahre danach wirklich bestellt? Was ist haften geblieben? Wir haben uns in Karlsruhe auf Spurensuche begeben.

In einem Straßencafé getroffen sind wir dabei unter anderem auf Udo Reichenbacher. Nach dem Wunder vom Wildpark befragt, nickt der 60-jährige Karlsruher sofort mit dem Kopf. „Wenn ich mich richtig erinnere, ist das Spiel 7:0 ausgegangen und Schütte und Euro-Eddy haben gespielt“, sagt Reichenbacher erkennbar mit der Materie vertraut.

Da hat doch einer so viele Tore geschossen.
Jens Hollinger
erinnert sich nur vage an Edgar Schmitt

Beides ist jedenfalls korrekt, was dann aber nicht weiter verwundern kann. Schließlich war Reichenbacher an jenem Abend „draußen“, also im Wildpark. „Ich weiß noch, wie wir gesagt haben: Wenn’s 0:3 zur Pause steht, gehen wir heim. Dann aber stand’s zur Pause 3:0 für uns und wir hatten einen richtig schönen Abend.“

Von einem solchen kann Jens Hollinger nicht berichten. Ob das damit zu tun hat, dass der 54-Jährige aus Neuburg in der Pfalz nicht live vor Ort war, sei dahingestellt. Immerhin bruchstückhaft kann sich der Bayern-Fan mit KSC-Sympathien dennoch an das Spiel erinnern. „Da hat doch einer so viele Tore geschossen“, kramt er in seinen Erinnerungen.

Den Namen des Mannes muss man ihm dann aber schon in den Mund legen, was wiederum mit einem prompten „Stimmt, der Euro-Eddy“ bestätigt wird. „Das war das größte Spiel des KSC“, stellt Hollinger zudem fest. Mit Wunder will er es freilich nicht umschrieben wissen. „Es gibt das Wunder von Bern. Dass es auch eines vom Wildpark gibt, hab’ ich noch nie gehört“, sagt er.

In etwa so sieht das auch Martin H. (Name geändert) aus Karlsruhe, der seinen wirklichen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Den Ausdruck Wildpark-Wunder hat der 67-Jährige bis dato noch nicht gehört.

Beim Stichwort „Valencia“ hingegen ist ihm gleich „alles klar“. Im Fernsehen hat er das Spiel damals gesehen. Vor allem an die sensationellen Tore „vom Schütterle“ und von Edgar Schmitt kann er sich bis heute erinnern. „Der Euro-Eddy ist damals ja geboren worden“, ergänzt er seine Erinnerungen.

War das irgendein besonderes Spiel des KSC?
Hannes John
aus Willstätt

Mit Kopfschütteln reagiert auch Hannes John aus Willstätt bei Offenburg, den die Frage nach dem Wildpark-Wunder beim Shopping-Ausflug in Karlsruhe trifft. „War das irgendein besonderes Spiel des KSC?“, nimmt der 24-Jährige, bekennender Dortmund-Fan, zumindest schnell die richtige Fährte auf. „Wahrscheinlich war es ein Spiel mit Thomas Häßler“, verliert er diese aber auch genauso schnell wieder, schließlich kam der 1990-Weltmeister erst die Spielzeit darauf in den Wildpark. Als der Name Valencia fällt und die Zahl sieben genannt wird, glaubt er zumindest, „davon irgendwann einmal gehört“ zu haben.

Jugendliche können mit dem 7:0-Sieg des KSC vor 30 Jahren wenig anfangen

Davon sind die drei Jugendlichen, die im Casal in ihren Eisbechern löffeln, weit entfernt. Zwischen 14 und 15 Jahre sind sie alt, namentlich nicht genannt werden wollen sie, weil sie zum Zeitpunkt der Befragung eigentlich in der Schule sein sollten. Fußball, so sagen sie, interessiere sie eher am Rande.

Vom Spiel des KSC gegen Valencia hätten sie entsprechend noch nie gehört. Eine von ihnen ruft ihren Freund an, der nach der Frage einfach wieder auflegt – oder war es nur die schlechte Verbindung, die das Gespräch so brüsk unterbrochen hat?

Relativ kurz machen es auch Thorsten Conti (29) und Julia Ender (33). Auf die Frage nach dem Wunder vom Wildpark antworten sie fast synchron mit „Sagt mir nix.“ Auch das Stichwort Valencia löst keinerlei Ahnung in ihnen aus. Der Name Edgar Schmitt sorgt nur für Kopfschütteln. Zumindest bei Letzterem schneidet Joé Hamacher deutlich besser ab. „Das ist bestimmt ein Fußballer“, vermutet sie.

BNN-Redakteur war damals live vor Ort im Wildpark

Bliebe, last but not least, der Autor dieser Zeilen selbst. Natürlich war er, damals 27 Jahre alt, live vor Ort. Im Gegensatz zu manch anderem, der das behauptet, kann er das sogar beweisen – anhand des original Eintrittstickets, das er bis heute aufbewahrt hat.

Etwas Besonderes war das Spiel für ihn zudem, weil er nachmittags aus dem Krankenhaus geflüchtet war, in das man ihn zwei Tage zuvor mit Bänderriss eingeliefert hatte. Nach Spielende ging es dann schnell und mit dick geschwollenem Bein zurück. Trotz der Schmerzen damals ist der Autor bis heute froh, beim Wunder vom Wildpark dabei gewesen zu sein.

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