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Homosexualität im Spitzensport

Aufregung bei Twitter: Planen drei angebliche Fußballprofis ihr Coming-out?

Drei Twitter-Profile sorgen seit verganenem Freitag für Aufsehen. Drei angebliche Profis der 1. und 2. Bundesliga wollen sich so zu ihrer Homosexualität bekennen. Für den deutschen Fußball wäre das ein Meilenstein. Wer dahinter steckt ist unklar.

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Über Twitter haben drei mögliche Fußballprofis ein Coming-Out angeregt. Foto: N/A

Freitagmittag. Eine kurzes Surren des Smartphones kündigt eine Meldung eines Sportnachrichten-Anbieters an. Ein Blick, danach Staunen: Über einen Twitter-Account möchte ein Spieler der 2. Bundesliga zeitnah sein Coming-out bekannt geben.

Wer das sein könnte und ob das Profil mit dem Namen "gay_Bundesligaspieler" echt ist, bleibt unklar. Dennoch: Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Am Montagmittag folgen dem Profil bereits mehr als 12.000 Menschen. Und: Es gibt bereits drei weitere Accounts.

Zweitliga-Profi meldet sich am Freitag erstmals

Mit diesen Worten meldet sich der noch unbekannte Fußballer am Mittwoch zum ersten Mal: "Ich bin ein schwuler Spieler der 2. Bundesliga. Ich möchte mich bald outen, um das Versteckspiel zu beenden. Ich teste hier ob ich den Druck aushalten kann... Ask me anything!"

Zack, der erste Schuss sitzt. Wird hier womöglich bald ein Geheimnis gelüftet, dass der Fußballwelt seit Jahren unter den Fingernägeln brennt?

Positive Reaktionen bei Twitter

Mehr als 800 Kommentare stehen allein unter dieser Nachricht. Viele sind unterstützend, viele stellen Fragen. Der überwältigende Tenor ist positiv. Mancher Nutzer merkt zurecht kritisch an, wieso ein mögliches Coming-out in der heutigen Zeit überhaupt noch für so viel Aufsehen sorge. Schließlich sei die sexuelle Orientierung doch vollkommen egal.

Schade das wir immernoch in einer Zeit leben in der Sexualität eine Rolle spielt und man sich darüber solche Gedanken machen muss. Ich hoffe du schaffst das Outing und wirst gut von allen aufgefangen und so akzeptiert wie du bist. Beste Grüße!

— Mr Snuckle (@MrSnuckle) October 18, 2019

Am Freitagabend werden über das Profil weitere Tweets abgeschickt. Sie lesen sich, als hätten die positiven Reaktionen dem Autor Mut gemacht. Dennoch mache er sich Sorgen, schreibt er, da er nicht wisse, was Freunde, Familie und Teamkameraden von seinem Coming-out halten würden.

Trotzdem: Er werde sich outen. Und zwar am Spielfeldrand vor einer Kamera. Wieder sind die allermeisten Antworten bei Twitter positiv, die Unterstützung ist groß.

So wird sich (hoffentlich) das mediale Interesse in langer Sicht verringern und ich kann mich an die Situation gewöhnen. Wenn ich mich dann oute, wird es eine Kamera am Spielfeldrand geben. Dann werde ich sagen, dass ich schwul bin, dass ich alle Fragen hier schon ...

— gay_Bundesligaspieler (@gayBundesligas1) October 18, 2019

Neben seinem eigenen Coming-out hofft der mögliche Profi auch auf Nachahmer: "Vielleicht werden ja jetzt noch mehr schwule Spieler anfangen zu twittern." Und tatsächlich gibt es im Laufe des Wochenendes zwei weitere Accounts von angeblichen Spielern, die sich outen wollen.

Weitere Accounts tauchen auf

Mit " Gay_Bundesligaspieler1" ist auch ein möglicher Erstligaspieler darunter. Seit Freitag ist es auf diesem Profil allerdings ruhig geworden. Ein dritter Twitter-Accout names Gay_1LigaSpieler ist dafür umso aktiver. Er sagt: Bis Ende Oktober will er sein Coming-out bekannt geben.

Hallo ihr Lieben,

ich bin ein Bundesligaspieler (1. BuLi) und habe nach der schlaflosen Nacht heute für mich entschieden, dass ich für mich diesem Versteckspiel endlich ein Ende bereiten möchte und meinen ComingOut noch in diesem Oktober vollziehen möchte. Ich spiele in einem....

— Gay_1LigaSpieler (@Gay1ligaspieler) October 19, 2019

Auch hier ist nicht sicher, wer der Autor des Beitrags ist. Dafür macht der "Gay_1LigaSpieler" auf Probleme als schwuler Profifußballer aufmerksam. Er sei gezwungernermaßen homophob im Alltag, um die Reaktionen seiner Mitspieler zu testen. Auch sei er sich seiner Orientierung lange nicht bewusst gewesen. Dem vermeintlichen Profi aus der 2. Liga macht er das Angebot, sich abzustimmen, um gemeinsam das Coming-Out bekannt zu geben.

Handelt es sich um Fakes?

Wer hinter den drei Twitter-Profilen steckt, ist weiter nicht sicher. Dennoch berichten immer mehr Nachrichtenportale. Und es melden sich auch erste Zweifler zu Wort, die davon ausgehen, dass es sich um Fakes handeln könnte.

Was diese Theorie befeuert: In England hatte es einen ganz ähnlichen Fall gegeben. "The Gay Footballer" hatte dort Tweets mit gleichem Inhalt abgesetzt und ebenfalls sein Coming-out angekündigt. Am angekündigten Stichtag, dem 24. Juli, passierte aber: nichts. Auf dem Profil stand plötzlich "Ich dachte, ich wäre stark genug. Bin ich nicht." Wenig später wurde das Profil deaktiviert. Ob es sich wirklich um einen Rückzieher eines schwulen Fußballers oder ganz einfach um einen Fake handelte, bleibt unklar.

Hitzlsperger und Urban

Mit Thomas Hitzlsperger hatte sich im Jahr 2014 ein ehemaliger Fußball-Profi in Deutschland zu seiner Homosexualität bekannt. 20 Jahre zuvor beendet der Nachwuchsspieler Marcus Urban seine Karriere. Der ehemalige Nachwuchsspieler von Rot-Weiss Erfurt feierte 2007 sein Coming-Out und schrieb dazu seine Biografie mit dem Titel "Versteckspieler". Einen aktiven Spieler gibt es bisher noch nicht.

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