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Twitter-Scharmützel um „Bub“ und „Quatsch“

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zofft sich mit KIT-Klimaforscher

Twitter-Scharmützel: Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bezeichnet den KIT-Klimaforscher Christian Scharun als „Bub“ - der wehrt sich.

Junger Mann
Kritisiert Aiwanger: Christian Scharun, Klimaforscher an der Karlsruher Exzellenz-Universität, wirft dem bayerischen Politiker vor, er rede faktenfreien „Quatsch“. Foto: Christian Scharun

Hubert Aiwanger ist bekannt für forsche Ansagen und Schnellschüsse in Internet-Foren. Nun hat sich der stellvertretende bayerische Ministerpräsident und Freie-Wähler-Chef dabei auch ein Scharmützel mit einem Klimaforscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) geliefert.

Als „Bub“ bezeichnete Aiwanger den 30-jährigen Christian Scharun – seines Zeichens preisgekrönter Experte für Treibhausgas-Emissionen – in einer Twitter-Nachricht.

Ich empfinde es als äußerst wissenschafts- und menschenfeindlich.
Klimaforscher Christian Scharun über Aiwangers Bemerkung

Der Wissenschaftler konterte: „Ich empfinde es als äußerst wissenschafts- und menschenfeindlich, mich mit ,der Bub’ als inkompetent abzustempeln.“ Das sei ein Schlag ins Gesicht aller jungen Nachwuchswissenschaftler und zudem „ganz schön unprofessionell“ von Aiwanger, erklärte Scharun.

Den Schlagabtausch begonnen hatte der Karlsruher Klimaforscher selbst. Auslöser war ein Interview Aiwangers mit dem Fernsehsender Bild TV zur Energiekrise. Angesichts der zerstörten Gas-Piplines von Nord Stream forderte Aiwanger, man müsse „dringlicher alle Alternativen jetzt in Gang setzen, von Atom über Öl bis hin zu Biogas, und sogar die Debatte über Brennholz endlich beenden“.

03.12.2018, Bayern, München: Hubert Aiwanger (l, Freie Wähler), bayerischer Wirtschaftsminister, und Markus Söder (CSU), Ministerpräsident, nehme im Anschluss an die Kabinettssitzung an einer Pressekonferenz teil. Foto: Peter Kneffel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bezeichnet den KIT-Forscher als „Bub“ : Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger (links), bayerischer Wirtschaftsminister und Stellvertreter von Ministerpräsident Markus Söder (CSU, rechts). Foto: Peter Kneffel/dpa

Jene EU-Politiker, die für weniger Holz-Verbrennung votiert haben, umschreibt er nebenbei als „Pfosten aus Brüssel“. Eingeblendet wurde zeitgleich Aiwangers Zitat: „Müssen jetzt neue Brennstäbe bestellen.“

Bayerischer Wirtschaftsminister Aiwanger bezeichnet Karlsruher Klimaforscher als „Bub“

Der bayerische Wirtschaftsminister erwecke in dem Interview den Eindruck, man könne mal eben alle Energieversorgungsarten hochfahren und so den nahen Winter retten, kritisiert Scharun im Gespräch mit den BNN: „Er macht das, ohne Fakten und Zahlen zu nennen.“

Bei Twitter hatte Scharun es so formuliert: Aiwanger haue einen „Quatsch nach dem nächsten raus“ – während er selbst sich lange Gedanken darüber mache, ob er ein Interview zu einem Thema gebe, mit dem er sich vier Jahre lang intensiv beschäftigt habe. Aiwanger reagierte auf die Kritik aus Karlsruhe. Er twitterte über Scharun: „Der Bub oben hat eben 4 Jahre Forschung gemacht und sieht jetzt den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, sondern nur noch Holz.“

Apropos intensive Forschungsarbeit: Scharun befasst sich damit, wie klimaschädliche Treibhausgase exakt berechnet werden können, unter anderem auch die Gase, die Öl- und Gas-Bohrplattformen in der Nordsee freisetzen.

Wir müssen abwarten, wie viel Gas tatsächlich entweicht.
Christian Scharun, Klimaforscher über Folgen der Nord-Stream-Lecks

Deshalb wird er in diesen Tagen auch öfter gefragt, welche Folgen wohl das ausströmende Gas aus den Nord-Stream-Pipelines haben werde. Da will er aber ohne konkrete Zahlen keine Schnellschüsse wagen. „Wir müssen abwarten, wie viel Gas tatsächlich entweicht“, sagt Scharun. „Aber global wird es vermutlich keine großen Auswirkungen haben.“

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