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Messe auf 2021 verschoben

Der Traum vom Mini-Eigenheim: Wo steht die Tiny-House-Bewegung in Karlsruhe?

Eigentlich sollte an diesem Wochenende in der Messe Karlsruhe wieder das Tiny House Festival im Rahmen der Messe New Housing stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie wurde sie aufs kommende Jahr verschoben. Eine Übersicht über den aktuellen Stand der Dinge in Sachen Tiny House.

Vorposten der Mini-Siedlung: Das erste Tiny House hat auf dem Campingplatz Albgau bei Ettlingen bereits sein Domizil gefunden. Derweil haben Pascale Jenny und Regina Schleyer (von links) mit Messevorbereitungen und der Suche nach weiteren Standplätzen gut zu tun.
Vorposten der Mini-Siedlung: Das erste Tiny House hat auf dem Campingplatz Albgau bei Ettlingen bereits sein Domizil gefunden. Derweil haben Pascale Jenny und Regina Schleyer (von links) mit Messevorbereitungen und der Suche nach weiteren Standplätzen gut zu tun. Foto: Jörg Donecker

Eigentlich sollte an diesem Wochenende in der Messe Karlsruhe wieder das Tiny House Festival im Rahmen der Messe New Housing stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie wurde sie aufs kommende Jahr (18. bis 20. Juni 2021) verschoben.

Die Minihaus-Enthusiasten vernetzen sich dennoch weiter – mit dem Ziel, Stellplätze zu finden und ihren Lebensentwurf bekannter zu machen. Mit der Gründung des Tiny House Verbands im Oktober 2019 ist Karlsruhe endgültig zu einem Zentrum der Bewegung geworden.

BNN-Redakteurin Karin Stenftenagel hat Fragen und Antworten zum aktuellen Stand der Dinge zusammengestellt.

Warum wollen Menschen im Tiny House leben?

Ungefähr 15 bis 45 Quadratmeter reichen im Tiny House für alle wichtigen Wohnbereiche: Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Bad. Die Tiny-House-Bewegung entstand ursprünglich in den USA als Gegenbewegung zu den immer größer werdenden Familienhäusern bei gleichzeitig sinkender Zahl der im Haus lebenden Familienmitglieder.

Den Häuslebauern geht es häufig um Kostenreduzierung, aber auch um einen minimalistischen, nachhaltigen und ressourcenschonenden Lebensstil. Der Verein Tiny Houses für Karlsruhe verfolgt die Idee vom minimalistischen, gemeinschaftlichen und naturnahen Leben unter anderem mit seinem Siedlungsprojekt auf dem Campingplatz Albgau in Waldbronn.

Wie groß ist die Bewegung in Karlsruhe?

Der Verein Tiny Houses für Karlsruhe setzt sich dafür ein, Interessierte zu vernetzen. Im Jahr 2017 mit etwa 25 Minihaus-Enthusiasten gegründet, zählt der Verein heute etwa 120 Mitglieder. Und die Zahl der Interessenten steigt auch in Corona-Zeiten. „Wir bekommen ein- bis zweimal wöchentlich Anfragen nach Stellplätzen und von Leuten, die mitmachen wollen“, sagt Vereinsvorsitzende Regina Schleyer.

Auch Hersteller von Tiny Houses, von denen manch einer Vereinsmitglied ist, bestätigten diese Tendenz. 2018 fand erstmals in der Messe Karlsruhe das Tiny House Festival im Rahmen der Einrichtungsmesse „Loft“ statt.

Damals wurden schon einzelne Tiny Houses von Herstellern und Besitzern gezeigt. 2019 wurde das Festival mit 25 Ausstellern und 20 Tiny Houses im Innenhof des Messegeländes zum laut Angaben der Messe Karlsruhe „größten Tiny House Festival Europas“. Mit dabei war im Bauhaus-Jubiläumsjahr auch der Entwurf des Berliner Architekten Van Bo Le-Mentzel: Im Maßstab 1:6 präsentierte er seine Tiny-House-Version des Bauhaus Dessau. Auch die Gründung eines ersten Verbands für Tiny Houses im Oktober 2019 fand nicht zufällig in der Messe Karlsruhe statt.

Wo in und um Karlsruhe gibt es Stellplätze?

Diese Frage ist die wohl drängendste für Tiny-Häuslebauer. Grundsätzlich braucht es zum Aufstellen eines Tiny Houses für dauerhaftes Wohnen eine Baugenehmigung, es muss also auf einem als Bauplatz ausgewiesenen Grundstück stehen. Einzelne Tiny Houses können etwa in Hinterhöfen oder Gärten auf Privatgrundstücken abgestellt werden.

Das Pachtmodell wäre für uns perfekt.
Regina Schleyer, Vorsitzende Verein Tiny Houses für Karlsruhe

Im Stadtgebiet Karlsruhe, wo Wohnraum wie Baugrundstücke rar sind, ist das entsprechend schwierig. Der Karlsruher Verein steht in Kontakt mit der Stadtverwaltung Bad Herrenalb sowie mit privaten Grundstücksbesitzern, die sich die Verpachtung von Stellplätzen an Tiny-House- Besitzer vorstellen könnten. „Das Pachtmodell wäre für uns perfekt“, sagt Schleyer. Denn so müsse sich nur der Verpächter einmalig um Dinge wie Baugenehmigung und die Grundstückserschließung kümmern.

Mittlerweile haben drei Vereinsmitglieder auf dem Campingplatz ihr Mini-Domizil aufgestellt. Drei oder vier weitere sollen noch dieses Jahr dazukommen. Durch die Pandemie könne es aber zu Verzögerungen kommen, etwa, wenn sich der Bau des kleinen Eigenheims hinziehe. Auch die Planungen für das Vereinsheim in Form eines Tiny Houses hat Corona jäh ins Stocken gebracht.

„Da wir für die Realisierung hauptsächlich auf Sponsoren und Spendengelder setzen, ist es unklar, ob wir dieses Jahr noch weiterkommen“, so Schleyer. Angesichts der kriselnden Wirtschaft wolle man aber zunächst auch nicht mehr aktiv um Spenden werben.

Wird es Tiny Houses auf dem Campingplatz in Durlach geben?

Das Konzept für eine Tiny-House-Siedlung, das der Verein der Stadtverwaltung für den Campingplatz in Durlach vorgelegt hatte, ist seit Mitte 2019 vom Tisch. Dauerhaftes Wohnen ist dort nicht gewünscht, entschied damals der Karlsruher Gemeinderat.

Im Herbst 2020 sollen erste Wohnmobilstellplätze provisorisch in Betrieb genommen werden, im Frühjahr 2021 soll Eröffnung sein. Für die Zukunft sind auch sechs Tiny Houses vorgesehen, die für kurze Zeiträume gemietet werden können. „Wir glauben daran, dass es dort auch langfristige Möglichkeiten geben kann“, sagt Schleyer.

Gibt es weitere Projekte rund um das Thema Tiny House?

An der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft beschäftigen sich Architekturprofessor Randolph Liem und seine Studierenden mit Tiny Houses. Am KIT ist mit dem aktuellen Sommersemester eine transdisziplinäre Lehrveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Reallabor Dialog Energie gestartet: Dabei soll ergründet werden, die man Tiny Houses unter energetischen Gesichtspunkten nachhaltiger machen kann.

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