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Früher waren es 21

Leicht zu verstehen und leicht zu merken: Das sind die zehn neuen Baderegeln

Richtiges Verhalten am offenen Wasser ist lebenswichtig. Zehn einfache Regeln sollen das Baden für Nichtschwimmer und Schwimmanfänger künftig sicherer machen.

Ein Mädchen schwimmt während der Prüfung zum "Seepferdchen" im Schwimmbecken.
Wer das Seepferdchen-Abzeichen tragen will, muss nicht nur schwimmen können. Es gibt auch ein bisschen Theorie zu lernen. Foto: Matthias Bein/dpa

Schifffahrtswege? Was bitte sind denn Schifffahrtswege? Ein ziemlich altmodisches Wort jedenfalls. Und eines, mit dem Fünfjährige von heute nicht mehr viel anfangen können. Aber bevor sie sich das Seepferdchen-Abzeichen ans Badekleid nähen durften, mussten die nichtschwimmenden Nichtleser die antiquierte Vokabel kennen. Bisher jedenfalls.

Wer Schwimmen lernen will, so besagte es die 40 Jahre alte Prüfungsordnung Schwimmen, der muss sich nicht nur mit dem Wasser vertraut machen. Das Abzeichen erhält nur, wer auch die Baderegeln kennt. Doch die zu lernen, war in letzter Zeit immer komplizierter geworden.

Junger Mann in DLRG-Weste
Luca Wernert ist Sprecher der DLRG Bezirksgruppe Karlsruhe Foto: Privat

Nicht nur die Sprache hat sich in den vergangenen 40 Jahren verändert. Auch der Katalog der prüfbaren Baderegeln ist dicker geworden. Am Ende standen da über 20 verschiedene Vorgaben. Je nach ausbildendem Verband, Institution oder auch Bad wurden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt, Regeln ergänzt oder auch gestrichen.

„Es war an der Zeit, dass etwas für die Vereinheitlichung und die leichtere Verständlichkeit der Regeln getan wird“, sagt Luca Wernert vom DLRG-Bezirksverband Karlsruhe.

Statt 21 muss man zur Schwimmprüfung nur noch zehn Regeln kennen

Der Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung (BFS) erarbeitete jetzt einen neuen Regelkatalog. Seit Anfang dieses Jahres gilt er.

Die wichtigsten Neuerungen: Die Zahl der ursprünglich 21 Baderegeln wurde auf zehn reduziert. Gleichzeitig wurden sie inhaltlich und sprachlich modernisiert und an neuere Erkenntnisse angepasst.

„Diese zehn Regeln sehen wir künftig in allen im BFS zusammengeschlossenen Verbänden als verbindlich an“, erläutert Katy Völker von der Wasserwacht des Deutschen Rotes Kreuzes (DRK). Sie war Projektleiterin für die Neuentwicklung der zehn Badegebote.

Neue Formulierungen und neue Botschaften

Bei der Neuformulierung sei es besonders wichtig gewesen, dass die Regeln für Kinder im Vorschulalter verständlich sind. „Deshalb haben wir eng mit einem externen Sprachinstitut zusammengearbeitet. Die Texte sind mehrfach in Kindertageseinrichtungen getestet worden, um sicherzustellen, dass sie gut verstanden werden“, so Völker.

Aber nicht nur an den Formulierungen wurde gearbeitet, auch über die Botschaften wurde neu nachgedacht. Dabei sind Baderegeln aus dem neuen Katalog verschwunden, von denen man es nicht unbedingt erwartet hätte. Etwa die, dass man als Nichtschwimmer nur bis zum Bauchnabel ins Wasser gehen soll.

„Diese Regel birgt zwei Probleme. In trüben Gewässern wie Seen oder am Meer kann ein Kind nicht unbedingt sehen, dass das Wasser plötzlich sehr viel tiefer wird – und dann ist der eine Schritt weiter unter Umständen schon zu viel, obwohl es eben noch im vermeintlich sicheren Bereich war“, erläutert BFS-Präsident Helmut Stöhr.

Kinder, die noch nicht schwimmen können, niemals außer Griffweite lassen.
Helmut Stöhr
Präsident des Bundesverbands zur Förderung der Schwimmausbildung (BFS)

„Das zweite Problem ist die Botschaft an die Eltern. Wenn sie denken, mein Kind ist nur bis zum Bauch im Wasser und damit sicher, achten sie vielleicht nicht mehr ganz so genau auf das Kind oder entfernen sich zu weit. Wenn dann etwas passiert, kann es zu spät sein. Wir empfehlen daher dringend, Kinder, die keine sicheren Schwimmer sind und nicht mindestens das Schwimmabzeichen Bronze haben, niemals außer Griffweite zu lassen“, so Stöhr.

Die alten Regeln sind nicht falsch

Ähnliches galt auch für die eingangs erwähnte Warnungen vor Schifffahrtswegen. Oder für die eine oder andere eher auf hygienisches Verhalten abzielende Regel. „Alle diese alten Regeln werden durch den neuen Katalog nicht falsch. Wer noch Urkunden oder Unterlagen hat, in denen die alten Regeln abgebildet sind, muss diese jetzt nicht ersetzen“, betont Katy Völker.

Kinder können eine Prüfung auch dann bestehen, wenn sie die alten Regeln beherrschen. „Das ist eine Frage des Übergangs – ich setze da auf das Fingerspitzengefühl der Ausbilderinnnen und Ausbilder.“

Dies sieht auch BFS-Präsident Helmut Stöhr so: „Die Kenntnis der Baderegeln bedeutet ja nicht, dass ein Kind alle Regeln auswendig daher sagen soll.

Vielmehr sollen die Regeln in kindgerechter Weise vermittelt und erklärt werden und das Kind soll dann zeigen, dass es den Sinn dahinter verstanden hat. So etwas geht am besten im Gespräch und über Bilder und Schautafeln – die meisten Verbände haben da eigene Materialien, die nun ebenfalls angepasst werden.“

Die Regeln werden nun in allen Schwimmkursen der Verbände verbindlich vermittelt, um die Sicherheit beim Baden zu erhöhen. Für Luca Wernert sind die zehn neuen und goldenen Regeln als Basis völlig ausreichend. „Für weitergehende Sicherheitstipps gibt es ja dann die Schwimmausbildung“, sagt der DLRG-Sprecher.

Ertrinken ist die häufigste Todesursache bei Kindern

Ertrinken ist nach Angaben der Wasserwacht eine der häufigsten Todesursachen bei kleinen Kindern. „Die Menschen sollen weiterhin Spaß im und am Wasser haben – wir wollen lediglich ermöglichen, dass sie sich dabei nicht in Gefahr bringen“, betonte Vizechefin Völker. Die Wasserwacht rät zugleich dazu, früh schwimmen zu lernen.

Luca Wernert sieht aber auch die Eltern von Nichtschwimmern in der Pflicht. Wegen ihrer einfachen Formulierung in Ich-Botschaften hält er sie für besonders leicht vermittelbar und eingängig. „Bevor man mit seinen Kindern im Sommer an den Baggersee oder ans Meer fährt, macht es Spaß und Sinn, die Regeln gemeinsam durchzusprechen.“

Das sind die neuen Baderegeln:

Ich sage Bescheid, wenn ich ins Wasser gehe.
Ich gehe weder hungrig noch direkt nach dem Essen ins Wasser.
Ich kühle mich ab, bevor ich ins Wasser gehe.
Ich gehe nur da baden, wo es erlaubt ist.
Ich springe nur da ins Wasser, wo das Wasser tief und frei ist.
Ich nehme Rücksicht!
Ich renne nicht, schubse nicht und drücke niemanden unter Wasser.
Schwimmflügel, Schwimmtiere und Luftmatratze sind nicht sicher und schützen mich nicht vor dem Ertrinken.
Wenn ich draußen bade, gehe ich sofort aus dem Wasser, wenn es blitzt, donnert oder stark regnet.
Baden bei Gewitter ist lebensgefährlich.

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