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Teil 19 der Serie

„Erkennen Sie Karlsruhe?“: Rätselfans liegen goldrichtig mit ihrer Vermutung

Ein einfaches Spiel soll es diesmal gewesen sein, denn keine einzige Antwort war falsch: Wir suchten im 19. Rätselteil das Ringcafé auf dem ehemaligen Schmiederplatz, das einst auch unter dem Namen „Brenner“ bekannt war.

Gebäude in den 1950er Jahren
Viele Rätselfans sind bei „Erkennen Sie Karlsruhe?“ mit ihrer Antwort richtig gelegen. Die Lösung lautet: Ringcafé. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe

Fast 70 Jahre ist sie alt, die Aufnahme aus dem Jahr 1955, die zur 19. Auflage der Rätselreihe „Erkennen Sie Karlsruhe?“, eingeladen hat. Zu erkennen ist im Vordergrund das Ringcafé, welches Anfang der 1950er Jahre auf dem ehemaligen Schmiederplatz gebaut wurde und das von 1956 bis 2020 unter dem Namen „Brenner“ firmierte.

Seit Januar 2021 ist dort das Café Böckeler beheimatet. Dass diese Auflage des Rätsels von den Leserinnen und Lesern offensichtlich als sehr leicht empfunden wurde – es kamen weit über 200 Antworten, von denen nicht eine falsch war – liegt aber wohl auch an dem Gebäude, das im Hintergrund zu sehen ist: Ein Wohnhaus, in dem im Erdgeschoss die Fahrschule Wolfgang Henninger untergebracht war.

Fast alle Rätselteilnehmer gehen in ihren Erzählungen auf diese Fahrschule ein, auch Wolfgang Babing. Er und seine Frau haben dort 1965 beziehungsweise 1969 den Führerschein gemacht. „Es war üblich, nach bestandenen Prüfungen, in das Ringcafé zu gehen, um den Erfolg zu feiern“, schreibt er und berichtet von „Erinnerungen, die ewig bleiben“.

Ringcafe Böckeler
Nach wie vor ein beliebter Treffpunkt ist das Gebäude des Ringcafés, wo heute das Café Böckeler beheimatet ist. Foto: Rake Hora

Besondere Erinnerungen an Ringcafé und Fahrschule haben auch Hartmut und Brigitte Seel, die beide ihren Führerschein in der Fahrschule Henninger machten.

Doch auch die Mutter von Hartmut Seel, sie war Jahrgang 1916, und die drei Kinder des Ehepaars besuchten die Fahrschule. So lernte die Familie drei Generationen von Fahrlehrern kennen. „Unsere Fahrschule war von 1959 bis zur Schließung 2019 im Erdgeschoss des Hochhauses untergebracht“, schreibt Matthias Henninger, der letzte Vertreter der Fahrlehrer-Dynastie Henninger.

Karlsruher erinnern sich an das markante Gebäude

Johanna Jäger hat besondere Erinnerungen an den ehemaligen Schmiederplatz, da sich dort, beim Badischen Sängerfest 1951, ihre Eltern kennengelernt haben. Sie selbst durfte 1974 im Ringcafé auf ihre Fahrprüfung warten. „Ältere Damen mit Hut“ und „Spitzendeckchen“ auf den Tischen: Dieses Bild taucht auf, wenn Claudia Beisel an das alte Ringcafé denkt, an dem sie oft mit ihren kleinen Kindern vorbeigelaufen ist.

Brigitte Wild-Berndt, sie lebt inzwischen in Stutensee, schreibt, dass sie mit ihrer Familie in den 1960er Jahren in der Mathystraße gewohnt habe. „Einen Besuch im Ringcafé konnten wir uns damals nicht leisten. Auf dem Weg zur Schule starrte ich sehnsüchtig in die Auslage“, erinnert sie sich. Vor etwa einem Jahr war sie nun erstmals im Ringcafé Böckeler.

Alles andere als schöne Erinnerungen verbindet Renate Bender mit dem Ringcafé: Sie war vor über 20 Jahren mit ihrer Tochter im Café, um Kirschkuchen zu essen. Die Tochter biss auf einen Kirschkern, wodurch ein Zahn auseinandergebrochen ist. „Trotzdem war das Brenner ein besonderes Café, ein Markenzeichen“, meint sie.

Katja Nilles-Olbrisch muss immer an ihre längst verstorbene Oma denken, wenn sie das Ringcafé sieht. Die Großmutter lebte in den 1970er Jahren in der August-Dürr-Straße und lud die Enkeln, die damals aus dem Ruhrgebiet zu Besuch kam, immer wieder ins Ringcafé ein. „Ich sollte dort Tischmanieren lernen und die bestellten Gerichte formvollendet verspeisen.“

Den Schmiederplatz, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Schuttplatz verwendet wurde, beschreibt Walter Vögele. Er war bis 1956 Schüler am Goethe-Gymnasium, das damals noch Goethe-Schule hieß. „Da der Schulhof für die vielen Schüler als Pausenhof zu klein war, durften die Schüler der Oberklassen den Schmiederplatz als Pausenplatz nutzen“, schreibt er.

Die Geschichten machen deutlich, dass das Wohnhaus, welches hinter dem markanten Ringcafé liegt, die unterschiedlichsten Namen trug: Kai Stöckl etwa schreibt über die „Drachenburg“, die diesen Namen erhielt, weil nach dem Krieg viele alleinstehende Frauen dort wohnten. Zum Ringcafé fällt ihm ein, dass es wohl „eines der letzten klassischen Kaffeehäuser der Stadt“, sei.

Elisabeth Stephan-Geissler kennt für das Wohnhaus den Namen „Nonnenbunker“ und berichtet, dass ihre Schwägerin dort einige Zeit gelebt hat.

Bei Besuchen ging es häufig zum Frühstück ins Ringcafé. „Im Volksmund wurde das Hochhaus hinterm Ringcafé ,Schrauben-Center’ genannt“, schreibt Cordula Mildenberger und bezieht diese Bezeichnung auf die „älteren Damen“, die dort lebten.

Die vielen Einsendungen, die an die Redaktion geschickt werden, zeigen, dass die Rätselreihe „Erkennen Sie Karlsruhe“ die Leserinnen und Leser an längst vergangene Zeiten erinnert.

Möglich wird das alles durch die Unterstützung des Stadtarchivs: Diplom-Archivar Eric Wychlacz wählt die alten Aufnahmen für die Serie aus, aber auch die Leiterin des Stadtarchivs, Katrin Dort, unterstütz die Aktion mit Rat und Tat und mit Preisen für die Gewinner.

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