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Paukenschlag in Waldbronn

50.000-Euro-Gutachten findet keine Beachtung: Gemeinsames Feuerwehrhaus soll doch beim Freibad entstehen

Die Standortfindung für ein gemeinsames Waldbronner Feuerwehrhaus sollte über eine ausgeklügelte Bewertungsmatrix laufen. Nach zweijährigem Auswahlverfahren kommt dessen Ergebnis gar nicht zum Tragen. Warum sich der Gemeinderat für den Bau beim Freibad entschied.

Freibad-Eingang
Platz für die Feuerwehr: Der bisherige Eingangsbereich des Waldbronner Freibads muss einem neuen Feuerwehrhaus weichen. Er wird nach "hinten" verlegt. Foto: Klaus Müller

So mancher Sommertag in Waldbronn könnte für die Besucher des dortigen Freibads in wenigen Jahren neben Wasserrutsche und Schwimmen einen zusätzlichen „Unterhaltungswert“ bereithalten: wenn in unmittelbarer Nähe zur Liegewiese die Feuerwehr ausrückt.

Etwa in Höhe des heutigen Freibadeingangs soll das gemeinsame Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Waldbronn entstehen. Der Badeingang soll nach „hinten“, Richtung Ermlisgrund, verlegt werden. Auf den millionenschweren Bau des Feuerwehrhauses direkt beim Freibad verständigte sich nun der Gemeinderat.

Von einer klaren Entscheidung kann indes kaum die Rede sein. Zwölf Gemeinderäte aus den Reihen der CDU, der Freien Wähler und der Grünen stimmten für den Standort Freibad. Die Vertreter der SPD, der Aktiven Bürger und Bürgermeister Franz Masino (SPD) sprachen sich gegen ihn aus. Keine Mehrheit fand der Standort Fleckenhöhe beim neuen Kreisverkehr.

Dass das mehrheitliche Votum auf den „idealsten Standort“ fiel, lässt sich nun wirklich nicht sagen. Grundlage für die Entscheidung sollte eine Bewertungsmatrix sein – ein Gutachten mit zuvor auch vom Gemeinderat festgelegten Kriterien. Mit der Ausarbeitung der Bewertungsmatrix beauftragte die Gemeinde Fachbüros. Über 50.000 Euro kosten nach BNN-Informationen die Gutachten.

Bürgermeister: Bewertungsmatrix für die Tonne

Am Ende des zweijährigen Auswahlverfahrens dürften die Gutachten jedoch bei der Entscheidungsfindung eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Oder wie drückte es Bürgermeister Masino im hörbar verärgertem Ton aus: „Die Bewertungsmatrix ist doch nicht mehr wichtig. Die können wir in die Tonne treten.“

Folgt man dem Bewertungsfazit, rangiert der Standort Freibad nur an der dritten Stelle mit 61 von 100 möglichen Punkten. Nummer Eins ist der Standort Fleckenhöhe beim neuen Kreisel mit 95 Punkten, gefolgt vom Standort Langenäcker (gegenüber der Einfahrt zum Ermlisgrund) mit 66 Punkten.

Zu den in der Matrix ausschlaggebenden Bewertungskriterien zählten: Grundstückverfügbarkeit, Erweiterungsmöglichkeiten (maximal 40 Punkte); städtebauliches Entwicklungs- und Verkehrskonzept (25 Punkte); Ökologie (25 Punkte); Erreichbarkeit für Feuerwehrkräfte (zehn Punkte).

Wie berichtet, sah es jüngst noch so aus, dass ein neuer Vorschlag der CDU eine einigermaßen respektable Mehrheit im Gemeinderat hätte bekommen können: der Standort Langenäcker. Davon war im Statement der Fraktion, vorgetragen von Joachim Lauterbach, nichts mehr zu hören. Vielmehr gab´s ein Bekenntnis für den Standort Freibad. Als Vorteile für diesen Standort nannte Lauterbach „ein erschlossenes, im Besitz der Gemeinde befindliches Grundstück ohne größere Planungshindernisse“.

Kritik bei vielen Fraktionen

Bei den Aktiven Bürgern sorgte dieser „Sinneswandel“ für Verdruss: „Wir können nicht nachvollziehen, was zu der heutigen Stimmungslage bei den betreffenden Fraktionen geführt hat“, befand Hubert Kuderer. Das Hin und Her – „warum haben wir überhaupt ein Gutachten in Auftrag gegeben“ – erinnere ihn an ein „Kasperletheater“. Kritik übte auch Jens Puchelt (SPD) am Standort Freibad: „Es ist fraglich, ob hier Sicherheit und ein schnelles Ausrücken, insbesondere während der Freibadsaison, gewährleistet sind.“

Keine Chance hatten die Standorte Fleckenhöhe und Langenäcker bei den Grünen und den Freien Wählern. Karola Keitel (Grüne) kritisierte die „naturschutzfachliche Ersteinschätzung, ein Papier mit erheblichen Mängeln, in dem der Grad von Versiegelung gar nicht aufgenommen wurde“. Und Kurt Bechtel betonte, dass mit den Freien Wählern eine wie auch immer geartete Bebauung der Fleckenhöhe nicht in Betracht komme.

Zum Jahresende 2025 soll das rund neun Millionen Euro teure Feuerwehrhaus bezugsfertig sein. Stand heute.

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