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Räte ringen um Stellungnahme

Drei Ettlinger Windkraft-Vorrangflächen werden hoch gehandelt

Über mögliche Windräder auf Ettlingens Kreuzelberg wird gestritten – in Sachen „Windernte“ gilt er als Top-Standort. Umkämpfte Anträge gab es nun im Gemeinderat.

Blick auf Präsentation vor Ausschuss des Gemeinderats Ettlingen
Dass der Nachbar Durmersheim dem Ettlinger Teilort Bruchhausen mit Windrädern zu sehr auf die Pelle rücken könnte, befürchtet der Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderats und fordert mehr Abstand. Foto: Rainer Obert

Die Windkraftplanung des Regionalverbands ist aktuell eines der heißesten Eisen in Ettlingen. Auch wenn nur rund 40 interessierte Bürger den Weg in die Schlossgartenhalle fanden, so war doch klar: Das Thema Windräder und die Stellungnahme an den Verband zu den Ettlinger Vorrangflächen polarisiert. Umstritten ist der Standort Kreuzelberg – Gegenwind gibt es bislang insbesondere aus den Ortschaftsräten Schluttenbach und Schöllbronn. Kritik gibt es am Plangebiet des Nachbarn Durmersheim.

Alle potenziellen Ettlinger Windkraftstandorte gelten als sehr ertragsstark

Zunächst einmal wurde deutlich, wie ertragsstark der Regionalverband die drei vorgesehenen Ettlinger Windkraft-Vorrangflächen „Kreuzelberg“ mit 46,6 Hektar Fläche, „Edelberg“ (43,6 Hektar) und „Detschenklinge“ (13,7 Hektar) einschätzt.

Rund 40 Zuhörer verfolgen die Diskussionen zur Windkraft-Planung in der Region in der Ettlinger Schlossgartenhalle.
Rund 40 Zuhörer verfolgen die Diskussionen zur Windkraft-Planung in der Region in der Ettlinger Schlossgartenhalle. Foto: Rainer Obert

Der Kreuzelberg gehöre zu den absoluten „Beststandorten“, so Ettlingens Planungsamtsleiter Wassili Meyer-Buck. Mit einer mittleren gekappten Windleistungsdichte (W/m2) von 405. Nur sechs der 70 aktuell ausgewiesenen Vorrang-Standorte lägen über 400, der Kreuzelberg liegt auf Platz vier.

Die Windleistungsdichte ist ein Maß dafür, wie viel Leistung der Wind beim Durchströmen des Rotors an einem Standort im Mittel für die Nutzung von Windenergieanlagen bereitstellt. Die reine Windhöffigkeit sei weniger aussagekräftig. Man sehe ja auch keine Windräder auf hohen Bergen, da schlicht die Luft für Energieanlagen zu dünn ist, so Meyer-Buck.

Ein wirtschaftlicher Betrieb wird in Ettlingen vorausgesetzt

Auch der Edelberg mit 305 und die Detschenklinge mit 346 W/m2 gehörten zum oberen Drittel der mit Blick auf die Windhöffigkeit attraktivsten Gebiete im Regionalverbandsgebiet Mittlerer Oberrhein. Alle haben somit Priorität 1 („Sehr hohe Eignung“) für windhöffige Standorte ab 250 W/m2 erhalten. Geeignet für einen wirtschaftlichen Betrieb laut Verband gelten Standorte ab 190 W/m2.

Vor einem Bau von Anlagen müsse man die Windverhältnisse über Messungen verifizieren. „Das würde ohnehin jeder Investor vorher prüfen“, betonte Meyer-Buck. Widerstand regte sich in den Ortschaftsräten gegen den Standort Kreuzelberg. Schluttenbach und Schöllbronn lehnen diesen ab, Spessart und Ettlingenweier nicht. Die Voten aus Bruchhausen und Oberweier stehen noch aus.

Eigentum kann praktisch komplett verhindern.
Wassili Meyer-Buck
Stadtplanungsamtsleiter Ettlingen

Einem Bau von Windenergie-Anlagen sei am Ende ein immissionsschutzrechtliches Zulassungsverfahren vorgeschaltet. Von dessen positivem Ausgang hänge ein solches Projekt ab – und zuletzt natürlich von der Zustimmung des Eigentümers. Alle Vorrangflächen sind dabei in der Hand der Stadt. „Eigentum kann praktisch komplett verhindern.“

Blick auf den Kreuzelberg bei Ettlingen
Der Kreuzelberg gilt als Hausberg Ettlingens. Hier der Blick in Richtung des Höhenzugs von der Spitze des Rathausturmes aus. Nach den Planungen des Regionalverbands gilt er als sehr windhöffig. Foto: Rainer Obert (Archiv)

Es gehe auch um ökonomische Vorteile, erwähnte etwa Christa Becker-Binder (Grüne). „Wir brauchen mehr Energie“, sie sprach aber zugleich von „schmerzhaften Eingriffen in die Natur“. Dörte Riedel (SPD) sagte: „Wir haben eine ökonomische Verantwortung.“ Auf der Kreuzelberg-Fläche sei kein alter Wald, so Gerhard Ecker (Fe/FW). „Es sind Flächen, die Orkan Lothar gerodet hatte.“

Ettlinger Räte pochen auf gutnachbarschaftliches Verhältnis zu Durmersheim

Der Blick richtete sich aber auch nach Durmersheim. Die Kommune hat mit 657,6 Hektar die größte Vorrangfläche im Verbandsgebiet, die sich bis kurz vor Ettlingen-Bruchhausen erstreckt. Als „nicht besonders nachbarschaftsfreundlich“ würde man es empfinden, wenn die dort geplanten Windräder „dicht an den Nachbarn hingeschoben würden“. Aktuell liegt hier ein Mindestabstand von 850 Metern zugrunde.

Gespräche mit Durmersheim hat es zwar schon gegeben, Zugeständnisse wurden vonseiten des Nachbarn dem Vernehmen nach aber nicht gemacht. Für die Stellungnahme an den Regionalverband hat die Stadtverwaltung nun die Forderung nach mindestens 1,5 Kilometern Abstand zur Wohnbebauung aufgenommen. „Durmersheim hat für sich auch 1,5 Kilometer.“ Doch das war dem Gremium mehrheitlich nicht genug.

Der Abstand ist einfach ungerecht.
CDU-Stadtrat Helmut Obermann
zur Nähe zum Durmersheimer Plangebiet

Der vorberatende Ausschuss verschärfte die Forderung in seiner Empfehlung an den Gemeinderat. „Der Abstand ist einfach ungerecht“, befand Helmut Obermann (CDU). Zudem sei Bruchhausen schon jetzt durch Bahnlinie, Autobahn und B3 stark belastet. In Durmersheim plant man derzeit mit sieben Windenergie-Anlagen.

Mehrheiten: Mehr Abstand wird gefordert – Kreuzelberg-Verzicht nicht

Der CDU-Antrag forderte, dass ein Drittel der Durmersheimer Vorrangfläche von Bruchhausen her verkleinert werden soll. Mit sieben zu sechs Stimmen wurde dem zugestimmt. Der Antrag, die Streichung des Kreuzelberg aus der Flächenkulisse zu fordern, kam mit sieben Stimmen von CDU und FDP gegen acht Stimmen bei einer Enthaltung (AfD) nicht durch. Unter anderem wurde durch die CDU auf nicht geprüfte tektonische Störungslinien im Bereich sowie auf Bedenken mit Blick auf die Hangluftströme etwa in Richtung Horbachpark verwiesen.

„Es geht heute nicht darum, ob Windkraft kommt oder nicht“, verdeutlichte Bürgermeister Moritz Heidecker (parteilos) nochmals, der den Oberbürgermeister aufgrund eines Trauerfalls vertrat. Abschließend entscheiden muss über die Stellungnahme der Stadt – wie gesagt – der Gesamtgemeinderat.

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