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Diskussion um Silvester-Böller

Ettlinger Stadtbrandmeister: „Ich bin kein Freund des Böllerverbots“

Ettlingens langjähriger Stadtbrandmeister Martin Knaus sieht ein Böllerverbot an Silvester, wie es jetzt diskutiert wird, eher kritisch. In den Niederlanden habe das nichts gebracht, sagt er.

Porträt des Ettlinger Stadtbrandmeister Martin Knaus
Martin Knaus Foto: Heidi Schulte-Walter

Martin Knaus ist seit 2006 hauptamtlich Stadtbrandmeister von Ettlingen, zuvor war er jahrelang Abteilungskommandant in der Kernstadtwehr. Im Gespräch mit den BNN spricht er über die Idee eines Böllerverbots an Silvester.

Wie finden Sie die Forderung nach einem Böllerverbot an Silvester und die Diskussion darum?
Knaus

Das Thema wird – auch durch die Berichterstattung in den Medien – sehr emotional geführt. Ich persönlich bin aus verschiedenen Gründen kein Freund eines Böllerverbotes. Man kann es dem heimischen Handel zwar untersagen, Knallkörper und Raketen zu verkaufen, was aber ist mit Ankäufen im Ausland oder auf Online-Plattformen? Da wird es schon schwieriger. In den Niederlanden hat sich gezeigt, ein Böllerverbot bringt nichts, denn die Menschen halten sich nicht daran. Und wer will denn die ganzen Kontrollen in der Silvesternacht machen? Worüber man nachdenken könnte, wären öffentliche Feuerwerke, die dann kontrolliert an bestimmten Plätzen ablaufen. So was kennt man zum Beispiel aus Sydney. Die Frage wird hier aber sein: Wer bezahlt’s?

Wie sind die Erfahrungen der Feuerwehr mit Silvester in Ettlingen?
Knaus

Wir hatten in all den Jahren, die ich als Stadtbrandmeister dabei bin, zum Glück nie größere Vorkommnisse, die durchs Feuerwerk bedingt waren. Mal ein Zimmerbrand in einer Wohnung in der Spinnerei vor langer Zeit, immer mal wieder Balkonbrände, weil dort Gegenstände in Brand gerieten und jetzt ein paar Heckenbrände und in Brand geratene Mülleimer. Auch größere Unfälle mit schweren körperlichen Folgen durch unsachgemäßes Abbrennen sind mir nicht in Erinnerung. Ein Problem ist immer der Müll, der auch anderntags von den Bürgern nicht weggeschafft wird. Ganz allgemein kann man aber festhalten: Ettlingen ist ein gutes Pflaster. Übergriffe auf Rettungsdienstler oder Feuerwehrleute oder gar gezielte Attacken mit Krachern wie in Berlin sind mir nicht bekannt. Pöbeleien und verbale Entgleisungen gibt es aber vermehrt – nicht nur an Silvester.

Ist der Jahreswechsel überhaupt ein Datum, an dem die Feuerwehr stark gefordert ist?
Knaus

Für Ettlingen muss ich da klar sagen: Nein. Wir arbeiten da nicht mit besonderen Dienstplänen und Bereitschaft, weil die Erfahrung gezeigt hat: Silvester und Neujahr sind, wenn man so will, Routinegeschäft für uns. Was uns beispielsweise im vorigen Jahr viel mehr beschäftigt hat, waren Brände durch die lang anhaltende Trockenheit. Da war unsere Feuerwehr auch in der Überlandhilfe gefordert. Und immer ein Thema ist für unsere Leute der Starkregen und damit die Hochwassergefahr an der Alb.

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