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Rundgang mit Wegweisern

Historischer Spaziergang durch Ettlingen: Stadtgeschichte auf Schritt und Tritt

Stadtführungen fallen derzeit aus. Doch auf einen Rundgang muss niemand verzichten. In Ettlingen etwa gibt es eine Tour, die man auf eigene Faust unternehmen kann.

Punkt Nummer 14: In der Färbergasse in Ettlingen lebten einst jüdische Familien.
Punkt Nummer 14: In der Färbergasse in Ettlingen lebten einst jüdische Familien. Foto: Petra Hirschel

Der Mönch zeigt nach links – hier geht es also lang. Die Figur diente einst als Wegweiser. Wer aufmerksam durch Ettlingen spaziert, hat sie sicher schon gesehen. Sie befindet sich an einem Gebäude in der Altstadt.

Neugierig auf mehr? Interessierte können auf eigene Faust zu einem historischen Rundgang aufbrechen und so erfahren, wohin der Mönch deutet. Die Tour bringt sie zu der Figur und 25 weiteren Punkten. Diese sind alle beschildert. Doch es empfiehlt sich, die Broschüre der Stadtinformation dabei zu haben. Sie leitet die Spaziergänger von einer Sehenswürdigkeit zu nächsten.

Der Rundgang gleicht einer kleinen Zeitreise. Zu erzählten hat das schmucke Städtchen schließlich viel. Ettlingen wurde im Jahr 788 erstmals erwähnt, erhielt rund 200 Jahre später die Marktrechte und durfte sich bereits 1192 Stadt nennen.

Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit, das Schloss, gab es damals noch nicht. Es wurde erst Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut und folgte einem zerstörten Renaissancebau.

Das Schloss ist der Startpunkt

Im Innenhof des Schlosses beginnt und endet der Spaziergang. Wer mit der Stadtbahn anreist, steigt an der Haltestelle „Erbprinz/Schloss“ aus. Von dort ist es nur ein kleines Stück zu Fuß bis zum Startpunkt. Durch das Hauptportal geht es in den Innenhof, der durch seine barocke Illusionsmalerei beeindruckt.

Der Startpunkt: Der Rundgang beginnt im Innenhof des Ettlinger Schlosses.
Der Startpunkt: Der Rundgang beginnt im Innenhof des Ettlinger Schlosses. Foto: Petra Hirschel

Der Rosengarten ist das nächste Ziel. Die Blumen, die ihm seinen Namen gegeben haben, blühen momentan natürlich noch nicht. Man sollte den kleinen Park trotzdem nicht auslassen. Allein der Skulpturen wegen. Und bei schönem Wetter laden Bänke zum Verweilen ein.

Ein Stück weiter, in der Klostergasse, stand im 15. Jahrhundert ein Amtshaus. Heute erinnert ein gotischer Torbogen aus Sandstein noch daran. Über die Leopoldstraße gelangen die Spaziergänger zum Schlossplatz, wo ein Narr in den Himmel stiert.

Die Brunnenfigur steht seit 1872 dort, soll aber viel älter sein – und nur unwesentlich jünger als der Heilige Georg, der seit 1494 von einem Brunnen aus auf den Marktplatz und das Rathaus blickt. Die verschiedenen Wappen zu seinen Füßen zeugen von komplizierten Besitzverhältnissen.

Ettlingen wurde Ende des 17. Jahrhunderts fast völlig zerstört. Französische Truppen brannten es 1689, während des Pfälzischen Erbfolgekrieges, nieder. Die Stadt erhielt 50 Jahre nach dem Feuer ein neues Rathaus. Der Barock prägt dessen Architektur. Den Opfern noch verheerenderer Kriege ist ein Mahnmal gewidmet, das am Rathausturm angebracht ist.

Der Ettlinger Bildhauer Oskar Kiefer (1874 bis 1938) ließ 1927 einen Sensemann über Menschen reiten, um die Schrecken des Ersten Weltkriegs zu vergegenwärtigen. Das Kunstwerk wurde 1995 ergänzt und gedenkt seither auch an den Zweiten Weltkrieg.

Fachwerkhäuser und Gassen erzählen viele Geschichten

Die Spaziergänger gehen nun nicht durch das Tor des Rathausturms, sondern wenden sich dem Kirchenplatz zu – um Fachwerkhäuser aus dem 18. Jahrhundert anzusehen. Sie befinden sich unweit der Martinskirche, die derzeit saniert wird.

Die Arbeiten zwingen zu einem kleinen Umweg: Nach dem Besuch des Weißenburger Hofs (einst ein Klosterhof) und des Römerbrunnens (ein modernes Kunstwerk) kann man nicht direkt an der Kirche die Alb überqueren. Man muss sich eine andere Brücke suchen, um die Färbergasse zu erreichen.

Das Sträßchen hieß viele Jahre Judengasse, denn vor allem jüdische Familien lebten hier. Mitte des 19. Jahrhunderts besuchten sie eine Synagoge, die sich bis 1873 direkt an der Alb befand. Damals gab es unweit davon noch nicht den Brunnen mit der kecken Schilderhalterin. Er stand zu dem Zeitpunkt noch einige Straßen weiter weg und wurde erst 1934 in der Albstraße 37 aufgestellt.

Der Rundgang führt dann an der Stadtmauer entlang zur „Jungen Alb“. Dabei handelt es sich um eine Skulptur von Karl Albiker (1878 bis 1961), der in Ettlingen lebte. Bei der sich räkelnden Frau biegen die Spaziergänger wieder in die Altstadt ab und gehen durch schmale Gassen zur Seminarstraße. Das Finanzamt dort war einst Jesuitenkolleg. „Hic“ heißt es dann nach einigen Schritten: An einer Hauswand – Ecke von Kronen- und Seminarstraße – deutet jener bereits erwähnte Mönch Richtung Spital.

Punkt Nummer 20: Mit Lateinisch „hic“ (hier) zeigt der Mönch in der Ettlinger Seminarstraße die Richtung.
Punkt Nummer 20: Mit Lateinisch „hic“ (hier) zeigt der Mönch in der Ettlinger Seminarstraße die Richtung. Foto: Petra Hirschel

Ein Abstecher zum ehemaligen Gasthaus „Zur Krone“, das 1848 Treffpunkt von Revolutionären gewesen sein soll. Dann zum Lauerturm. In dem letzten erhaltenen Turm der -nördlichen Stadtmauer befindet sich ein Museum zum bäuerlichen Haushalt um 1900. Nicht nur wegen Corona ist es derzeit geschlossen, es öffnet seine Türen nur sonntags von Mai bis September.

Die Spaziergänger gehen zur Alb zurück und überqueren auf der Marktstraße den Fluss. Sie lesen noch das Schild über den Heiligen Nepomuk und stehen dann bald wieder vor dem Schloss.

Service

Die Broschüre zu dem Rundgang gibt es als pdf unter www.ettlingen.de. Sobald die Stadtinformation im Schloss wieder öffnet, ist sie auch dort erhältlich.

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