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Diskussionen erwünscht

Juniorwahl an Ettlinger Realschule: Die Jugend drängt an die Wahlurne

Wenn Zwölf- und Dreizehnjährige zu den Wahlurnen gehen und den Bundestag wählen, dann ist Juniorwahl. In der Wilhelm-Lorenz-Realschule Ettlingen beteiligt man sich an der bundesweiten Initiative. „Das ist kein Blödsinn“, verdeutlicht Lehrer Martin Mai – die Schüler nehmen die Sache ernst.

Schüler wählen
Auf zur Wahlurne: Auf dem Schulhof der Wilhelm-Lorenz-Realschule war ein Wahllokal eingerichtet, der betreuende Lehrer Martin Mai (hinten links) musste kaum eingreifen. Foto: Rainer Obert

„Es ist ein Kreuz mit dem Kreuzchen“ oder die „Qual der Wahl“? Sprüche wie diese waren bei der Junior-Ausgabe der Bundestagswahl mit rund 400 Schülern in der Ettlinger Wilhelm-Lorenz-Realschule nicht zu hören – im Gegenteil. Als die 7a geschlossen mit ihren Wahlbenachrichtigungen in Händen ankommt, wird unmissverständlich der Stolz aufs Wahlrecht betont.

In Zweierreihen drängen die Siebtklässler Richtung Stimmzettelausgabe, wo Azra und Gernot aus der Neunten die Wahlbenachrichtigung prüfen, den Stimmzettel ausgeben und Richtung Wahlurne schicken. Ganz wie am kommenden Sonntag bei der Bundestagswahl.

„Der Unterricht wird zum Wahllokal-Termin“, beschreibt Gemeinschaftskundelehrer Martin Mai das möglichst realitätsnahe Wahlprozedere. Er war selbst einmal Realschüler, damals in Oberreut. „Sowas gab es damals nicht.“

Er merke, dass die Schüler aufgeschlossen sind, politische Bildung ist jedoch auch ein Schwerpunkt der Ettlinger Realschule. Fahrten nach Berlin und zum Bundestag, nach Stuttgart zum Landtag, zur Synagoge nach Heidelberg oder zur KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof im Elsass seien fest etabliert auf dem Weg zur Mittleren Reife. Seine 9c leitet das Wahllokal.

Die Wahlhelfer Azra (16) aus Ettlingen-West und Gernot (15) betonen, dass sie einiges mitgenommen haben vom Projekt: „Und es läuft alles planmäßig.“ Von der Ausgabe der Wahlbenachrichtigung bis zur Auszählung sind sie mit dabei.

Mitreden ist durchaus angesagt

„Wir haben einige politisch sehr informierte Schüler“, so Martin Mai. Oft gehe es dann aber um die Frage „Wo kommt die Information her?“ Hier sensibilisiere die Schule zum Thema, wo seriöse Information zu finden ist und wo man vielleicht aufpassen muss.

Meinungen zu politischen Themen werden auch an diesem Morgen auf dem Schulhof diskutiert. „Man sollte sich doch für das Land interessieren, in dem man wohnt“, so die zwölfjährige Klassensprecherin Patricia aus der 7c.

Klimawandel ist in jungen Köpfen angekommen

Eins der großen Themen für die Jugend ist schnell ausfindig gemacht: Klimawandel, Umwelt- und Klimaschutz. Patricia macht sich Sorgen. „Es ist manchmal sehr kalt im Sommer und sehr warm im Winter.“ Klassensprecherin Marlen pflichtet ihr bei, es müsse etwas passieren. „Ich würde ja Grün wählen“, meint Mitschülerin Melissa. Das Thema Elektro-Antrieb treibt sie um. „Aber was passiert mit einem Ferrari, der jetzt schon da ist?“ Sie ist für einen langsamen Übergang.

Eure Stimme ist die Stimme der Zukunft.
Martin Mai, Gemeinschaftskundelehrer

Alle Schüler gehen fest davon aus, dass ihre Eltern am Sonntag auch wählen gehen – wenn sie nicht schon per Briefwahl ihre Kreuzchen gemacht haben. Ganz ähnlich wie die Schüler jetzt auf dem Schulhof. Diese wirken tatsächlich bei der Sache, dort wo sonst das Leben in den großen Pausen tobt. „Das ist kein Blödsinn hier, 4.500 Schulen machen bei der Juniorwahl mit. Eure Stimme ist die Stimme der Zukunft“, verdeutlicht Lehrer Mai. Er ist dafür, das Wahlalter bei Bundestagswahlen auf 16 zu senken.

Wahlergebnis wird weitergegeben

Und jede Stimme wird gezählt und dann weitergegeben, um ein bundesweites Ergebnis zu bekommen, das dann am Sonntag um 18 Uhr bekanntgegeben werde, um die tatsächliche Bundestagswahl nicht zu beeinflussen. Das Wahlergebnis wird dann nächste Woche im Unterricht analysiert und diskutiert mit Blick auf die künftige Regierung.

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