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Stationen auf zwei Etagen

Von KI bis zur VR-Brille: Realschüler aus Karlsbad lernen im Digital-Truck Berufe mit Zukunft kennen

Vor der Realschule Karlsbad parkt für drei Tage ein zweistöckiger Digital-Truck. Schüler können hier an verschiedenen Stationen Hightech-Berufe kennenlernen. Alles kann die moderne Technik allerdings (noch) nicht.

Digital-Truck macht bei der Realschule Karlsbad Station.
Im Digital-Truck können die Realschüler verschiedene Stationen ausprobieren. Hier versuchen Leon, Max und Cedric, mit Sensoren ein digitales Auto einzuparken. Foto: Philipp Kungl

So einfach, wie die drei Jungs gedacht haben, ist das Einparken gar nicht. Jeder von ihnen muss aufeinander abgestimmt einen Sensor bedienen, damit das digitale Auto seinen Platz findet. „Ich glaube, das mit dem Führerschein wird später nichts“, scherzt Leon Anderer (14), ehe der Pkw dann doch endlich in der Parklücke steht.

Für Leon und die anderen Neuntklässler von der Realschule Karlsbad steht an diesem Tag ein ganz besonderer Unterricht auf dem Stundenplan.

Vor der Beckerhalle parkt ein riesiger, zweistöckiger Lkw voller Touchscreens und Roboter. In diesem sogenannten Digital-Truck sollen die Schüler Hightech-Berufe anhand verschiedener Technikstationen kennenlernen.

Der zweistöckige Digital-Truck parkt für drei Tage neben der Beckerhalle in Karlsbad-Langensteinbach.
Der zweistöckige Digital-Truck parkt für drei Tage neben der Beckerhalle in Karlsbad-Langensteinbach. Foto: Philipp Kungl

Der Truck der Bildungsinitiative „expedition d“ besucht pro Woche zwei Schulen, um Jugendliche ab der siebten Klasse dafür zu begeistern, die Digitalisierung mitzugestalten. Einen niedrigen Millionenbetrag haben die Baden-Württemberg-Stiftung, der Arbeitgeberverband Südwestmetall und die Regionaldirektion der Arbeitsagentur in das Hightech-Gefährt investiert.

Nicht jeder Schüler strebt einen Hightech-Beruf an

Zunächst erklären die Coaches Aurelia Stein und Benjamin Wiest den Ablauf. Die Jugendlichen werden in Kleingruppen aufgeteilt und wählen dann einen Arbeitsauftrag aus, der sie besonders interessiert: Auto der Zukunft, digitaler Pflegeassistent, Unterrichtsstunde im Jahr 2030 oder digitales Fitnessstudio.

„Es geht mit ganz einfachen Aufgaben los. Am Ende sollen diese dann im Transfer mit den Berufen verknüpft werden“, sagt Stein.

Das ist auf jeden Fall besser als Mathe-Unterricht.
Leon Anderer
Schüler

Die Jungs um Leon haben sich für das Auto der Zukunft entschieden – weshalb sie zunächst mal das digitale Einparken üben mussten. Alle drei sind voller Elan dabei.

„Das ist auf jeden Fall besser als Mathe-Unterricht“, findet Leon. Er möchte später Achterbahningenieur werden. Da werde ebenfalls schon viel mit Computerprogrammen gearbeitet.

Klassenkamerad Cedric Wall (14) strebt eher einen traditionellen Beruf an. „Archäologe“, sagt er. Allerdings nicht nur klassisch mit Gips und Pinsel, sondern mit neuen Möglichkeiten wie dem 3D-Scan. Deshalb findet er das Angebot im Digital-Truck „echt spannend“.

Begeistert von den verschiedenen Stationen ist auch der stellvertretende Schulleiter Markus Throm. Er hat sich mit der Realschule für das beliebte Programm beworben. Anderthalb Jahre habe es gedauert, ehe der Truck nun endlich nach Karlsbad kam.

An der Realschule Karlsbad ist man mit der Digitalisierung schon weit

„Digitalisierung wird auch an der Schule immer wichtiger“, sagt Throm, der Mathematik, Geografie, Wirtschaft und Gemeinschaftskunde unterrichtet.

An der Realschule Karlsbad hätten Schüler ab der achten Klasse sowie alle Lehrer iPads statt Schulbücher – eine Errungenschaft aus der Corona-Zeit. Die Erstinvestition – die meisten Familien hätten die Geräte ihrer Kinder selbst finanziert – sei zwar teuer, „dafür spart man später Papier- und Druckkosten“. In jedem Klassenzimmer stehe außerdem ein großer Apple-TV.

Und dennoch: Der modern ausgestattete Truck biete eben noch viel mehr Möglichkeiten als normaler Unterricht. Deshalb dürfen sich in Karlsbad während der drei Tage sämtliche Acht- und Neuntklässler immer jeweils für eine Doppelstunde an den Stationen versuchen. Eine dieser Stationen ist eine Virtual-Reality-Brille. Mit ihr auf dem Kopf bewegen sich die Schüler auf der Suche nach verschiedenen Farbsignalen durch einen fiktiven Raum.

Schülerinnen probieren eine Virtual-Reality-Brille im Digital-Truck aus.
Auch eine Virtual-Reality-Brille können die Schülerinnen und Schüler ausprobieren. Foto: Philipp Kungl

Auch die 15-jährige Amelie Arsoniadis hat die Brille ausprobiert. Ihr Fazit: „Interessanter als ein Museumsbesuch“ – wobei sie nicht so technikbegeistert sei wie ihre Mitschüler. „Mir macht es mehr Spaß, mit Menschen zu arbeiten“, sagt Amelie. Als Kellnerin zu arbeiten, könne sie sich etwa vorstellen.

Roboter haben keine Gefühle.
Benjamin Wiest
Coach im Digital-Truck

Dann präsentieren die Schüler ihre Ergebnisse. Die Jungsgruppe um Leon hat während der Doppelstunde digital ein selbst fahrendes Auto entwickelt, das andere Fahrzeuge bei einem Stau direkt warnen kann. Die weiteren Ergebnisse sollen digital im Unterricht nachbereitet werden.

Von den beiden Coaches gibt es Lob für die ganze Klasse. Sie geben den Jugendlichen aber auch noch eine wichtige Botschaft mit: Manches, wie Empathie zeigen oder kreativ sein, könnten Roboter und Künstliche Intelligenz eben (noch) nicht. „Roboter haben keine Gefühle“, sagt Benjamin Wiest, ehe sich die Klasse auf den Weg in die Pause macht.

Das soeben Erlebte ist da immer noch Gesprächsthema – etwa bei Phil Herbst und Jaron Schell (beide 14). Sie fühlen sich durch den Digital-Truck in ihrem Berufswunsch bestärkt: Beide wollen Informatiker werden.

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