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Orte und ihre Bewohner

Wie die Leute aus Karlsbad-Spielberg zu ihrem Spitznamen „Göckler“ kamen

„Hallo, die Göckler kommen“ lautet oft die Begrüßung, wenn Spielberger in den Nachbargemeinden zu Besuch sind. Aber wie kommen die Leute aus dem Karlsbader Ortsteil zu dem Spitznamen? Wir haben nachgeforscht - und sind einem Verbrechen auf die Spur gekommen...

Gerhard Haas (links) und Werner Steger, damals Mitglieder des Ortschafts- und Gemeinderates, erinnern sich heute noch gerne an die Einweihung des Dorfplatzes im April 1985, als nach Enthüllung des Sandsteinfindlings überraschend ein achtzig Zentimeter großer, wasserspeiender Gockler auf dem Brunnenkopf saß.
Gerhard Haas (links) und Werner Steger erinnern sich heute noch gerne an die Einweihung des Dorfplatzes, als nach Enthüllung des Sandsteinfindlings überraschend ein achtzig Zentimeter großer Hahn auf dem Brunnenkopf saß. Foto: Gustl Weber

Ganz offensichtlich können die Spielberger gut mit ihrem Spitznamen leben. Schließlich ist der Gockler ein stolzes Federvieh, das es liebt, bewundert zu werden. „Bitte auch daran denken, dass der Hahn lautstark kräht und Hühner beispielsweise nur gackern“, erinnert Ortsvorsteher Joachim Karcher, der den Ulknamen schon immer sehr charmant fand, zumal dieser keine negativen Eigenschaften ausweist.

Wie aber kam der Karlsbader Ortsteil zu seinem Spitznamen? Eine Anekdote, die der frühere Rektor der Spielberger Grund- und Hauptschule, Walter Freivogel, in einem Beitrag zur Ortschronik in der Festschrift anlässlich des 700-jährigen Bestehens des Ortsteils im Jahre 1981 genauer erläutert, gibt Hinweise darauf, dass er etwas mit einem Diebstahl zu tun hat.

Als Spielberg in den Zeiten des häufigen Glaubenswechsels evangelisch wurde, musste auch die ehemalige katholische Kapelle in eine evangelische Kirche umgewandelt werden, heißt es in dem Bericht. Die Gemeinde war aber zu arm, um sich einen Hahn leisten zu können - damals das Zeichen für reformierte Kirchen.

Nun war Spielberg der Meinung, dass Langensteinbach helfen müsste. Schließlich war man politisch dem Amt Langensteinbach zugeordnet und auch kirchlich eine Filiale des Nachbarortes. Nachdem Langensteinbach den Wunsch Spielbergs ablehnte, kam das Schicksal zur Hilfe. Ein Sturm wehte den Hahn von der Langensteinbacher Kirche.

Die Spielberger nahmen die Chance wahr und stahlen die Skulptur kurzerhand. In Langensteinbach suchte man lange nach dem eisernen Hahn (mundartlich Gockel), bis er eines Tages auf dem Spielberger Kirchturm entdeckt wurde. Natürlich mussten die Spielberger ihr Diebesgut wieder herausrücken, wurden aber hierfür mit dem Spitznamen „Göckler“ bedacht. Eine Quelle für diese Geschichte könne man allerdings nicht benennen, betonte Walter Freivogel in seiner Chronik.

Heute wird der Gockler auch im Ortsbild präsentiert. Seit April 1985 ziert ein wasserspeiendes, stolzes gusseisernes Federvieh den Kopf des Brunnens auf dem Dorfplatz - weshalb er auch „Gockler-Brunnen“ genannt wird. „Wir waren bei der Einweihung des Brunnens vor 35 Jahren alle völlig überrascht über diese Gockler-Skulptur auf dem Sandsteinfindling“, erzählen Werner Steger und Gerhard Hass, die damals ihren Ortsteil im Ortchafts- und Gemeinderat vertraten. Die Skulptur habe der damalige Ortsbaumeister Werner Heidt „offensichtlich im Benehmen mit Bürgermeister Alfred Seeger in einer Nacht- und Nebel-Aktion in einer Ettlinger Gießerei fertigen lassen“.

Eher bescheiden wirkt dagegen die Gockler-Skulptur auf dem Rathausdach. Gerne wird der Gockel auch als Werbemittel verwendet. Reinhard Haas, amtierender Gemeinderat und ehemaliger Ortsvorsteher, erinnert an die Spielberger Dorffeste, für die man seit 2004 stets mit einem Gockler-Motiv wirbt.

Hinzu kommt der vor drei Jahren mangels Zuspruch leider eingeschlafene Gockler-Ball in der Berghalle. Über zwei Jahrzehnte boten der Sportverein und der Musikverein damit einen Höhepunkt im Faschingsgeschehen der Region. Beworben wurde die Veranstaltung unter dem Motto: „Mensch du kannst nur eine lieben, der Gockler aber sechs bis sieben“.

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