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Führung durch die Stadt

Marken erzählen in Ettlingen Geschichten vom Hochwasser

Die Hochwassermarken in Ettlingen geben einen Einblick in die Geschichte der Stadt. Bei einer Tour berichtet Stadtführer Hans-Detlef Pasch von historischen Ereignissen rund um die Marken und dem modernen Hochwasserschutz.

An der Fassade der Ratsstuben zur Alb hin befindet sich die zweitälteste Hochwassermarke in Baden aus dem J 1542, die Tourführer Hans-Detlef Pasch (rechts) vorstellt
An der Fassade der Ratsstuben zur Alb hin befindet sich die zweitälteste Hochwassermarke in Baden aus dem J 1542, die Tourführer Hans-Detlef Pasch (rechts) vorstellt Foto: Ulrich Krawutschke

Der 29./30. Oktober 1824 ist ein Datum, das einem als Spaziergänger in Ettlingen oft begegnet. Auf markanten Schildern an Hauswänden ist es zu sehen, es handelt sich um Hochwassermarken, die den Stand des Wassers an diesen beiden Tagen kennzeichnen.

Damals gab es noch keine Mauern an der Alb. Was es mit den „Hochwassermarken in Ettlingen“ genau auf sich hat, brachte der Ettlinger Stadtführer Hans-Detlef Pasch am Sonntag einer coronabedingt begrenzten Teilnehmerzahl näher.

Eine Teilnehmerin der Führung ist Brigitte Stahl-Busse, die erst einige Jahre in Ettlingen lebt. Sie möchte etwas über die Geschichte von Ettlingen erfahren und speziell zum Thema Hochwasser in Verbindung mit der Alb, „denn ich habe Freunde im Ahrtal, denen buchstäblich die Wohnung weggeschwommen ist“. Begleitet wird sie von einem befreundeten Ehepaar, das nahe der Martinskirche an der Alb wohnt und mehr über die Hochwassergefahr wissen möchte.

Die ist in Ettlingen durchaus ein Thema, so Pasch, der an das extreme Hochwasser von 1978 erinnert, das vielen Ettlingern noch in Erinnerung ist. „Die Hochwassermarken erinnern daran, dass Hochwasser möglich und überaus schadhaft ist“, sagt Pasch.

Marken in Ettlingen nach Hochwasser von 1824 Pflicht

Nach dem Treffen im Schlosshof geht es Richtung „Erbprinz“, wo sich an der Fassade an der Ecke zur Rheinstraße eine der insgesamt 17 Hochwassermarken in Ettlingen befindet. Diese sind nach dem Hochwasser von 1824 Pflicht geworden, um die Menschen auf die Gefahr hinzuweisen. Erstaunlich dabei ist, dass die Marken offensichtlich eine Serienproduktion sind, erkennbar an der auf allen schräg stehenden „4“ von 1824. Nur eine der 17 Marken ist anders, weil in Stein geritzt. Sie befindet sich in der Entengasse.

Die Erkenntnisse über die Hochwassermarken hat Pasch vor allem von Bernd Reinegger, der alle Daten und Berichte über Hochwasser in Ettlingen gesammelt hat. Vom „Erbprinz“ geht die Tour zum Modehaus Streit, wo sich die 1824er-Marke an der Ecke zur Badener-Tor-Straße findet, durch die Winkelgasse dann zum Musikantenbrunnen auf dem Neuen Markt, der ebenso wie der „Fischerjunge“ an der Alb gegenüber der Pferdeschwämme von Josef Magnus gestaltet wurde. Beide haben das Thema Wasser als Grundlage.

Unter den Tour-Teilnehmern ist auch der Ettlinger Pfarrer Martin Heringklee, „weil ich mehr über die Geschichte Ettlingens wissen möchte“. Heringklee stammt aus Gaggenau und in seiner früheren Wohnstraße dort befindet sich eine Hochwassermarke, die aber nie von einem Hochwasser der Murg erreicht wurde. „Sie war eine Mahnung aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, als die Möglichkeit im Raum stand, dass Bomben die Schwarzenbachtalsperre zerstören und ein verheerendes Hochwasser Gaggenau treffen könnte, was aber nie eintraf.“

Oberbürgermeister Vetter entwickelt 1983 Hochwassersicherheitskonzept

Zurück in Ettlingen mahnt am Rathaustorbogen der Neptunstein, welch verheerende Ausmaße ein Hochwasser einnehmen kann. Er geht zurück auf die „Sintflut von 1480“, so Pasch. Gegenüber, nahe dem heiligen Nepomuk auf der Rathausbrücke, befindet sich an der Mauer der „Ratsstube“ die zweitälteste Hochwassermarke in Baden aus dem Jahr 1542. Weiter führt der Rundgang durch die Albstraße mit mehreren Marken vom Hochwasser 1824.

Nach 1978 war es vor allem der damalige Oberbürgermeister Erwin Vetter, der die Albmauern errichten und ertüchtigen ließ. 1983 hat er auch in Absprache mit Karlsruhe ein Hochwassersicherheitskonzept entwickelt, das aber heute nicht mehr ausreichend ist. Deshalb wird nun im Albtal oberhalb der Spinnerei ein Hochwasserrückhaltebecken gebaut, das 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen kann. Von den 30 Millionen Euro Baukosten muss Ettlingen 70 Prozent tragen, da direkt betroffen. Die restlichen 30 Prozent übernimmt die Stadt Karlsruhe.

Eine offene Frage zum Abschluss: An der Martinskirche, links vom Eingang, befindet sich eine Marke, von der niemand genau weiß, was sie bedeutet. Ein Hochwasserstand? Hier endet die Tour.

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