
Bedrückte Stimmung herrschte beim Friedensgebet auf dem Ettlinger Marktplatz. Die christlichen Ettlinger Kirchen und Gemeinden hatten aufgerufen, zusammenzukommen, um ein Zeichen zu setzen.
„Mit großer Sorge blicken wir mit vielen anderen auf die Eskalation roher Gewalt“, erklärte Martin Reppenhagen, evangelische Dekan des Kirchenbezirks Karlsruhe-Land, warum an diesem Abend in Gemeinschaft gebetet, die Solidarität mit Israel und den Opfern zum Ausdruck gebracht werden sollte.
Kerzen für die Verschleppten vorm Ettlinger Rathaus
Zahlreiche Kerzen wurden auf der Rathaustreppe für die Verschleppten entzündet. Die Bilder von brutaler Gewalt gegenüber Zivilisten sowie das wahllose Töten und Verschleppen ganzer Familien verstören zutiefst, so Reppenhagen.
Etwa 100 Menschen bildeten einen Kreis und sangen jüdische Lieder. „Hevenu schalom alejchem – wir wünschen Frieden euch allen“, stimmte der katholische Ettlinger Stadtpfarrer Martin Heringklee an. Auch „Schalom chaverim – Frieden Freunde“.

Dekan Reppenhagen drückte aber auch seine Freude aus, dass die zunächst nach dem Terrorangriff in Israel festsitzende Schulklasse vom beruflichen Bildungszentrum wohlbehalten wieder in die Heimat zurückgekehrt ist.
Gerettete Ettlinger Schülergruppe ist Thema
Zum Friedensgebet waren auch Feuerwehrleute und Notfallhelfer gekommen, die die betroffenen Familien unterstützten. „Wir hatten einen Fahrdienst für die Eltern eingerichtet. Sie sollten in der Situation nicht selbst fahren müssen“, so Ettlingens Feuerwehrkommandant Martin Knaus zur Familienzusammenführung, nachdem die Gruppe wieder auf deutschem Boden gelandet war.
Es zeigt sich die Fratze des Bösen.Martin Reppenhagen
Evangelischer Dekan Karlsruhe-Land
Während der bangen Tage und Stunden kümmerten sich Notfallseelsorger daheim um die Eltern. „Wir haben sie bei Elternabenden betreut“, erzählte Notfallseelsorger Thomas Christl. Zuzuhören, ein Ohr in der psychischen Ausnahmesituation für die großen Ängste zu haben, das sei wichtig. Übergroß sei die Freude gewesen, als die Kinder wieder da waren.
„Es zeigt sich die Fratze des Bösen“, sprach Dekan Reppenhagen mit Blick auf die Gräueltaten. Jubelgeschrei dürfe es nicht geben, wenn Menschen umkommen, egal auf welcher Seite. Und er erinnerte an das Alte Testament, wie Gott den Jubel der Engel stoppte, nachdem das Heer der Ägypter beim Auszug aus Ägypten von den Fluten verschlungen worden war.
Alle wollen den Frieden
Immer wieder wurden viele der Kerzen durch den Wind ausgeblasen. „So geht es auch dem Frieden in dieser Welt.“ Er wolle vom Frieden träumen können, doch „der Friede ist harte Arbeit“, so Reppenhagen.
Ein wichtiges Zeichen war das Friedensgebet etwa für die Ettlingerin Ursula Müller. „Schade, dass nicht noch mehr Menschen da waren“, sagte sie. Für die Organisatoren war es auf jeden Fall eine wichtige Botschaft, an diesem Abend zusammenzukommen. Und Dekan Reppenhagen schloss mit einem Wunsch an alle: „Seid Träger des Friedens.“