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Saisonbilanz und Blick voraus

Schlossfestspiele-Intendantin knackt in Ettlingen 50.000-Zuschauer-Marke

Die Schlossfestspiele-Intendantin will experimentierfreudig bleiben. Dass gut 50.000 Menschen angelockt wurden, sei überragend. Doch der Kostendruck steigt.

In die Herzen des Publikums gespielt haben sich die Schlossfestspiele in Kooperation mit der Popakademie Mannheim mit der stimmungsvollen Elektropopshow „Blackbird“.
In die Herzen des Publikums gespielt haben sich die Schlossfestspiele in Kooperation mit der Popakademie Mannheim mit der stimmungsvollen Elektropopshow „Blackbird“. Foto: Michael Bode

Beim Bilanzgespräch zur Saison der Schlossfestspiele wurde im sonnendurchfluteten Dachgarten über der Schlossgartenhalle um die Wette gestrahlt. Finanziell ist nicht endabgerechnet, doch die Zahlen sprechen für sich. Die Marke von 50.000 Besuchern wurde geknackt, trotz widriger Wetterverhältnisse in diesem Jahr.

„Ein beachtliches Aushängeschild“, betonte Bürgermeister Moritz Heidecker (parteilos) zur vorläufigen Bilanz. Bis Sonntag sind noch die Oper „Freischütz“ und „Blackbird“ zu sehen. Mit seinem Favoriten „Momo“ lag er nicht verkehrt, denn das Familienstück hat mit über 16.000 Zuschauern richtig gezogen.

Wir haben es auch geschafft, dass mehr Leute aus Karlsruhe kommen.
Solvejg Bauer
Intendantin Schlossfestspiele

Das Wetter hatte in der Tat für Gesprächsstoff gesorgt. „Es sind einfach andere klimatische Verhältnisse“, so Intendantin Solvejg Bauer. Von kalten 13 Grad über Starkregen bis zu sengender Hitze war alles geboten.

Dennoch wurde keine Vorstellung abgebrochen, doch mehrere wurden unterbrochen. „Wir konnten tatsächlich noch mal die Zahlen toppen“, resümierte Bauer fast staunend. „Wir haben uns eine tolle Basis erspielt und es auch geschafft, dass mehr Leute aus Karlsruhe kommen.“

Intendantin will die Festspiele weiter öffnen

Eine Sparte war neu in diesem Jahr, das Tanztheater mit „Schwanensee“. Das „hat länger gebraucht, als wir dachten“, erklärte Bauer. Zum Ende hin seien die Vorstellungen besser besucht gewesen.

Das Experiment, ein queeres Musical zu spielen, sei mit „Soho Cinderella“ bei einer Auslastung von 78 Prozent geglückt. „Wir öffnen uns immer mehr.“ Hier war es die Zusammenarbeit mit dem Musik-Institut der Hochschule Osnabrück.

Öffnung war auch das Stichwort bei der Beteiligung von Laien im Schlossfestspiele-Programm. Zum Bürgerchor und Kinderchor kam diese Saison noch ein 23-köpfiger Bewegungschor hinzu, der bei Schwanensee auftrat. Vielleicht binde man diesen 2024 beim Musical ein.

Wetter, Wetter und kein Ende

Die Erleichterung anzumerken war in Sachen Zuschauertribüne und rundes Dach, das zuletzt als „größer Regenschirm der Region“ beworben wurde. Wenngleich die Intendantin einräumte, dass es an den Rändern der Tribüne bei vollem Haus doch nass werden konnte.

„Es ist immer noch Freilicht“, betonte Spielleiter Christian Stadlhofer. So sei es auch vorgekommen, dass es „im Übergang etwas rumpelt“, wenn die Tonverstärkung bei Aufführungen ständig angepasst werden muss.

Am heftigsten trafen die Wetterkapriolen die Oper „Der Freischütz“, der bei den Vorstellungen im Schnitt nur zu 52 Prozent ausgelastet war. „Die verregnetste Produktion.“

„Für die Tribüne hatte es jedes Jahr Prügel gegeben“, hier scheint Zufriedenheit eingekehrt zu sein, schätzt die Intendantin.

Kostenspirale führt zum Blick auf die Kartenpreise

Also insgesamt beste Laune? Ja, aber: Die Kosten schlagen verstärkt zu Buche. Ganz bewusst habe man entschieden, die Kartenpreise für die Schlossfestspiele nicht zu erhöhen. Das könnte sich ändern. „Im Vergleich sind wir recht günstig.“

Tribüne, Dach, Technik, alles sei teurer geworden, obgleich schon ressourcensparend gearbeitet werde, bis hin zum Wiederverwenden von Holz beim Bühnenbild.

„Und die Künstlergagen sind enorm gestiegen.“ Das hat Gründe. Es gab einen Tarifsprung, wonach die Mindestgage für Kulturschaffende von bisher 2.000 Euro auf 2.750 Euro steigt. „Durch alle Gewerke“, so Stadlhofer. Stichwort Normalvertrag (NV) Bühne. Die Intendantin kann diese Steigerung nachvollziehen. „Und der Satz wird sich noch erhöhen.“

Auch im kommenden Jahr wird experimentiert

Und was kommt 2024? Zur konkreten Stücke-Auswahl verrät die Intendantin noch nichts. Im Herbst ist es so weit. Doch könne sie sich ein „Killerqueen 2.0“ vorstellen, die Rockshow war 2021 und 2022 ein Kracher.

Und Solvejg Bauer will schauen, ob sich genreübergreifend etwas kreieren lässt. „Vielleicht der Bürgerchor im Musical, oder die Popakademie Mannheim im Schauspiel.“ Spannende Verknüpfungen könnten das sein.

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