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Krankheiten auf dem Vormarsch

Weniger Corona-Impfungen rund um Ettlingen – aber mehr Bindehautentzündungen und Depressionen

Wie gehen Arztpraxen mit der weiter sinkenden Nachfrage nach Covid-Impfungen um? Manche stellen das Impfen ein, andere machen weiter – müssen aber Impfdosen immer öfter entsorgen. Andere Krankheiten sind dagegen auf dem Vormarsch.

Arzt vor Medikamentenkühlschrank
Kinderarzt Oliver Kroth in Ettlingen will weiterhin den Piks anbieten, auch wenn teilweise Impfstoff wohl oder übel in der Tonne landet. Foto: Rainer Obert

Auf breiter Front sinkt die Nachfrage nach Covid-Impfungen. Neben den großen Angeboten in den Impfstützpunkten wie in der Bürgerhalle in Ettlingen-Ettlingenweier, stellt auch manche Arztpraxis das Impfangebot ein.

Wer einen Piks braucht, bekommt ihn in der Region Ettlingen zwar weiter – doch landet immer öfter auch Impfstoff in der Tonne. Gerade Kinderärzte beschäftigen indes immer mehr zurückkehrende Krankheitsbilder wie Asthma oder Bindehautentzündung.

Im November standen hier 600 Leute vor der Tür.
Heinz Schelp, Impfarzt in Karlsbad

„Im November standen hier 600 Leute vor der Tür“, verdeutlicht Mediziner Heinz Schelp den rasanten Rückgang der Impfnachfrage. Das freiwillige Angebot in Kooperation mit der Gemeinde Karlsbad und seinem Waldbronner Kollegen Klaus Hodel in der Beckerhalle in Langensteinbach will er aber aufrechterhalten – in kleiner Form.

Freies Impfen in Ettlingen ohne Termin und Wartezeit

Das Impfteam wurde von sechs auf zwei Leute reduziert, nur noch zwei Stunden wird geimpft, maximal einmal die Woche. Nächster Termin ist am Samstag, 14. Mai, von 10 bis 12 Uhr. Das Ganze inzwischen frei und ohne Termin.

Um die 50 Impfwillige waren es zuletzt noch, so Schelp. Doch man merke etwa, dass viele Kinder geimpft werden. „Weil sie keinen Termin bekommen, da Kinderarztpraxen wegen anderer Krankheiten überfüllt sind.“

Die Frage: Im Zweifel wegwerfen oder gar kein Impfangebot mehr

Diese merken tatsächlich die verstärkte „Rückkehr“ von Asthma- oder Heuschnupfenbeschwerden in den Praxisalltag, schildert Kinder- und Jugendärztin Cordula Dorow in Rheinstetten. Weniger Maske, mehr Aufenthalt im Freien ist eine Begründung.

„Wir impfen gar nicht mehr“, erklärt sie indes. Es gebe keine Einzeldosen – und sechs oder acht Impfdosen im Paket, die bekomme man schlichtweg nicht verimpft. „Seit ein bis zwei Monaten ist es viel weniger“, blickt der Ettlinger Kinderarzt Oliver Kroth auf den Rückgang.

Man impfe aber weiter. Ein- bis zweimal die Woche werden die Impflinge möglichst zusammengenommen. „Ein Bedarf ist schon noch da.“ Wenngleich so mancher erst im Herbst geimpft werden wolle. Dass immer wieder Impfstoff nicht mehr haltbar ist und weggeworfen werden muss, das sei leider so. Jüngst sei „die Hälfte zu entsorgen“ gewesen.

Mehr Bindehautentzündungen: Abbau der Hygienestandards hat Auswirkungen

Viele klassische akute Bindehautentzündungen behandle er indes. Die Hygiene werde wieder zurückgefahren, das fange beim Händewaschen an.

Die durch Bakterien, meist per Schmierinfektion ausgelöste Bindehautentzündung, sei etwa in Kindergemeinschaftseinrichtungen auf dem Vormarsch. Jedoch sei nicht festzustellen, dass die Symptome heftiger sind, weil das Immunsystem durch Abstände, Masken und Hygiene weniger beschäftigt war.

Viele fragen nach der vierten Impfung, brauchen sie aber nicht.
Patrick Näher, Allgemein- und Sportmediziner

„Wir impfen noch nach Bedarf“, erklärt der Ettlinger Allgemein- und Sportmediziner Patrick Näher. Dabei bündle man die Impfwilligen. „Viele fragen nach der vierten Impfung, brauchen sie aber nicht.“ Er stelle bei den Erwachsenen keine auffällige Krankheitshäufung fest, etwa bei grippalen Infekten.

Long-Covid und Post-Covid: Sportmediziner sorgt sich um junge Sportler

Ihm macht ein anderes Phänomen viel mehr Sorgen: „Die vermehrten Fälle von Long- oder Post-Covid.“ Das seien oft „jüngere Sportler, die einfach nicht mehr auf den Stand kommen“.

Auch wesentlich länger als drei Monate die Leistungsgrenze nicht mehr erreichen. „Ich kriege es nicht mehr auf die Reihe“, höre er mitunter von jungen Leuten. Die Folge seien nicht selten psychische Probleme. „Viele werden depressiv durch diese Dauerprobleme.“

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