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Umjubeltes Konzert

Wenn Trompeten eskalieren: Max Mutzke ist Stargast in der Ettlinger Stadthalle

Die „Trumpet Night“ in der Ettlinger Stadthalle begeisterte. Das lag nicht nur an den Trompeten. Sondern auch an einem Sänger.

Drei Trompeter, eine hochkarätige Band und als Sahnehäubchen der Sänger Max Mutzke: Die Trumpet Night in der Ettlinger Stadthalle war ein voller Erfolg.
Drei Trompeter, eine hochkarätige Band und als Sahnehäubchen der Sänger Max Mutzke: Die Trumpet Night in der Ettlinger Stadthalle war ein voller Erfolg. Foto: Thomas Zimmer

Ah! Dieses wohlige Gefühl, das sich immer dann einstellt, wenn hochkarätige Musiker mit vollem Einsatz, höchster Präzision und doch emotional erregend schon in den ersten Minuten eines Konzertes in die Vollen gehen. Wenn dann dabei sogar gleich noch ein Bass-Solo vom Stapel gelassen wird, dann weiß jeder: Es ist die Sorte Fusion-Musik im Grenzbereich zwischen Jazz und Rock, die schon in den 1980er Jahren begeisterte. Mit dem Unterschied, dass heute alles noch perfekter, noch strahlender die Fähigkeiten der Musiker ausleuchtet.

Trompetennacht sorgt in Ettlingen für Begeisterung

Wovon schwärmt der Rezensent? Es ist die „Trumpet Night“, die am Freitagabend in der Ettlinger Stadthalle für wahre Stürme der Begeisterung sorgte. Der moderierende Trompeter Rüdiger Baldauf (bekannt aus „RTL Samstag Nacht“ oder „TV Total“) gab seinen hochkarätigen Gästen allen Raum zur Entfaltung. Da ist der junge Trompeter Lorenzo Ludemann, dessen Spiel sich besonders in Duellen mit Baldauf zur größtmöglichen Eskalation aufschwingt, der aber auch einen warmen, melancholische Ton pflegen kann. Da ist der Klang- und Effekt-Beherrscher Joo Kraus, der schon im Duo Tab Two zusammen mit Hellmut Hattler Jazz-Geschichte als radikaler Innovator geschrieben hat. Er fügt dem Instrument Trompete eine ganz neue Dimension hinzu und reißt mit seinem Gesang die Grenzen zwischen Jazz, Funk und Rap ein. Auf der anderen Seite tritt er bei den scharfen Unisono-Sätzen der drei Trompeten songdienlich ins Glied zurück.

Ein Abend voller musikalischer Kontraste

Die Band manövriert sich stilsicher dureh einen Abend musikalischer Kontraste: Knallharter Funk wie die Interpretation des Earth-Wind & Fire Hits „Get Away“ hat da ebenso ihren Platz wie die zurückhaltend instrumentierte John Lennon-Hymne „Imagine“ am Ende des Konzertes, gesungen von Max Mutzke.

Dass bei aller instrumentaler Brillianz ein Sänger von seinem Kaliber Publikumsliebling sein würde, mag zwar Kalkül sein – aber es schadet nicht. Denn der stimmlich kosmopolitische Schwarzwälder zeigt die Band noch einmal von einer anderen Seite: als Virtuosen, die auch mal reduzierter spielen können, sogar als Interpreten seines nicht ganz pathosfreien Pop-Hits „Welt hinter Glas“.

Keyboarder Christian Frentzen, Drummer Thomas Heinz, Bassist Robert Schulenburg und allen voran Gitarrist Bruno Müller sind gar im Stande, sich quasi auf Zuruf in eine Heavy-Metal-Combo zu verwandeln. Müller schnallt sich die Gibson SG um – von Baldauf als „Asi-Gitarre“ apostrophiert – und macht den Beatles-Klassiker „Come Together“ zum Splatter-Movie. Und weil auch die ernsthaftesten Musiker wissen, dass Humor ein elementarer Bestandteil von Musik sein sollte, spielen sie so nebenbei mal durch, wie Michael Jackson geklungen hätte, wäre er Türke gewesen oder ein weißer amerikanischer Trump-Fan aus den Südstaaten. Mehr augenzwinkernder Spaß an „kultureller Aneignung“ geht kaum.

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