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Experten-Tipps

Welche Pflanzen halten der Hitze im Garten stand?

Leidenschaftliche Garten- und Blumenfreunde haben es in diesen heißen Tagen schwer: Die liebevoll gehegte Blütenpracht macht schlapp. Doch in Zeiten des Klimawandels einfach auf trockenheitsresistente Pflanzen umzusteigen, ist auch kein Allheilmittel.

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EINE TRAUMHAFTE BLÜTENPRACHT erhoffen sich Hortensienfreunde eigentlich in diesen Sommerwochen in ihren kleinen grünen Paradiesen ... Fotos: dpa/obs/Blumenbüro/ew Foto: None

Schlaff lässt die Hortensie ihre Blüten hängen – und die Blattränder sind braun verdörrt: Leidenschaftliche Hobbygärtner könnten manchmal losheulen, wenn sie bei der aktuellen Affenhitze abends in ihr arg strapaziertes kleines grünes „Paradies“ heimkehren. Haben ihre Lieblingspflanzen überhaupt noch eine Zukunft in Zeiten des Klimawandels? Diese Frage stellen sich nicht nur die Gartenbesitzer, die mit Schlauch und Gießkanne nun Überstunden schieben.

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Blatt Foto: None

Eine große Gartenmarktkette preist in dieser Saison „grüne Klimakünstler“ an, die „trotz Hitze und Trockenheit bestens gedeihen und Wasser sparen“. Wolfsmilch und Katzenpfötchen werden da empfohlen, oder Brandkraut, Steintäschel und Wolliger Thymian. Und dass Lavendel pralle Sonne gut verkraftet, weiß jeder Südfrankreich-Urlauber.

Fetthenne speichert Wasser

„Katzenminze ist super“ – diesen Tipp hat Marco Borke vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg (GaLaBau) parat. „Auch Fetthenne, Salbei und die einen oder anderen Gräser sind bei Hitze gut dabei“, sagt der Gartenbau-Experte.

Die dickfleischigen Blätter der beliebten Fetthenne speichern Wasser und sichern so das Überleben dieser Blattsukkulenten auch bei Trockenheit.

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Zum Themendienst-Bericht von Dorothée Waechter vom 17. Oktober: Die Fetthenne (Sedum) schmückt im Herbst den Garten mit farbenfrohen Blüten. (Archivbild vom 23.09.2012/Die Veröffentlichung ist für dpa-Themendienst-Bezieher honorarfrei.) Foto: Andrea Warnecke Foto: None

Bei Bienen und Schmetterlingen sind die Blüten der Fetthennen-Familie obendrein als Weiden beliebt. Auch viele hübsch blühende und anspruchslose Kräuterpflanzen wie Salbei, Thymian, Rosmarin oder Borretsch sind wahre Bienenmagneten. Allerdings: Keiner der „Klimakünstler“ eignet sich für jeden Garten, warnt Borke. Auf die Bodenbeschaffenheit kommt es entscheidend an.

„Lehmböden mögen trockenheitsliebende Pflanzen nicht“, betont der Landschaftsgärtner. Und entscheidend sei bei jeglicher Gartenplanung natürlich der Standort der Blumenbeete: Volle Sonne, Halbschatten oder Schatten? „Hortensien zum Beispiel gehören nicht in die pralle Sonne, sie sollten immer ein bisschen Halbschatten haben“, rät Borke. Wobei es auch kein Drama sei, wenn Hortensien mal für kurze Zeit schlaff durchhängen: „Das ist ein Schutzmechanismus, damit nicht ganz so viel Wasser verdunstet.“

Risiko-Streuung für Gärtner

Borke ermuntert Gartenbesitzer zum Experimentieren. „Ein Garten verändert sich ein Leben lang“, sagt er. „Man muss ausprobieren, was wo gedeiht – und man sollte nicht gleich bei der ersten Enttäuschung aufgeben.“

Auf Wechselbäder der Gefühle sollten sich Gartenfreunde auf lange Sicht aber durchaus einstellen, wie Holger Flaig, Referent für Agrarökologie beim Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe erklärt: „Es kann im Zuge des Klimawandels sein, dass es in einem Jahr sehr heiß und trocken ist – aber im Jahr darauf ersaufen wir fast im Regen.“ Dann seien selbst hitzeresistente Stauden keine allein seligmachende Lösung.

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Wolfsmilch Foto: None

Vielleicht hilft Freizeitgärtnern ja der Rat, den Flaig den klimageplagten Landwirten gibt: „Am besten ist die Risiko-Streuung.“

Ambrosie breitet sich aus

Den Siegeszug eines geradezu gefürchteten Neulings in den Gärten bereitet Mutter Natur vor: Die Ambrosie, auf die viele Menschen hochallergisch reagieren, breitet sich stark in der Rheinebene und anderen Regionen des Südwestens aus – und das sei „in erheblichem Maße auf die mit dem Klimawandel verbundene Temperaturerhöhung und den fehlenden Frost im Winter zurückzuführen“, erklären Experten der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg.

Modewelle Kunstrasen?

Dass Hitze und Trockenheit auch eine verhängnisvolle Modewelle begünstigen könnten, befürchtet Gartenbau-Experte Borke. „In Gärten ist jetzt häufiger Kunstrasen zu sehen“, klagt er. „Ich hoffe, das wird nicht ein ähnlicher Trend wie die Steingärten.“

Effektiver gießen

Mancher stolze Gartenbesitzer könnte seine grüne Pracht auch leichter durch die Heißzeit bringen, wenn er beim Gießen einige Tipps beherzigt. Der Effekt sei gleich viel größer, wenn der Hobbygärtner um seine Blütenstauden einen kleinen Gießrand gräbt, damit das Wasser sich rund um die Pflanze sammelt und langsam versickert, rät Borke. Und: Einmal gründlich die Pflanzen unten am Boden zu wässern – das bringe mehr als mehrmals nur oberflächlich zu sprengen. Um den Durst der Pflanzen einschätzen zu können, empfiehlt der Gartenbauspezialist, einfach mal zu graben und nachzusehen, wie tief das Wasser überhaupt in die Erde einzieht. „Hilfreich ist auch ein Tensiometer, das die Feuchtigkeit im Boden misst.“

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