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Besucherliebling im Stadtgarten

Ältester Bewohner im Karlsruher Zoo: Schimpanse Benny ist „ganz starke Persönlichkeit“

Seit 50 Jahren ist das Schimpansen-Männchen Benny Bewohner in Karlsruhes Stadtgarten. Erkennbar ist der Senior an seinem grauen Bart – und den markanten rosa Pigmentflecken im Gesicht.

Zoochef Clemens Becker und Benny, der Schimpanse und älteste Zoobewohner Karlsruhes.
Zwei, die sich mögen: Der stellvertretende Zoodirektor Clemens Becker besucht seinen ältesten Bewohner, den Schimpansen Benny, häufig. Foto: Timo Deible / Zoo Karlsruhe

Und plötzlich macht es Klack. Benny reckt die Faust, läuft nach vorne und klopft gegen die Plexiglas-Scheibe. Offenbar will das Schimpansen-Männchen dem Buben, der Fotos macht mit seinem Smartphone, zeigen wer „der Herr im Haus“ ist. Sein Revierverhalten ist typisch. Seit dem 31. August 1970 lebt der einst von der Elfenbeinküste eingeflogene Schimpanse in Karlsruhes Stadtgarten. So wie sich sein Gehege verändert hat im Laufe der Jahre, so veränderte sich auch der Umgang.

Der genaue Geburtsort ist nicht bekannt – auch nicht sein exaktes Alter. Benny kam einst auf höchst kuriosem Weg in die badische Stadt. Ein mit dem damaligen Zoo-Direktor Karl Brinkmann befreundeter Tiermediziner, der sich zu Studienzwecken an Afrikas Westküste aufhielt, schickte den kleinen Schimpansen „unangekündigt“ per Luftfracht. Es sollte wohl eine Art Überraschungsgeschenk sein. Neun Monate alt war er bei Ankunft angeblich – tatsächlich aber wohl drei Jahre, und ist heute geschätzt 53.

Benny ist ein Star unter den Zoo-Tieren

Der zurzeit älteste Bewohner im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhes, der sich im Stadtzentrum zwischen Hauptbahnhof und der nördlich gelegenen Stadthalle erstreckt, ist so etwas wie „ein Star“ unter Karlsruhes Zoo-Tieren. Und wird von vielen Besuchern ganz gezielt angesteuert.

Erkennbar ist der Senior unter den Karlsruher Schimpansen an seinem grauen Bart – und den markanten rosa Pigmentflecken im Gesicht. Als er in den Stadtgarten einzog, hießen seine Artgenossen noch Dodo und Dschingo, beides Männchen – heute sind es die Schimpansinnen Sophie und Katche.

Immer wieder mal gibt es auch Diskussionen um die Gestaltung des Affenhauses. Das Außengehege für die drei Karlsruher Schimpansen – Sophie kam 1978 dazu, und ist jetzt 44 Jahre alt; Katche, geboren 1985, ist seit 1996 in Karlsruhe – hat eine Fläche von rund 400 Quadratmetern. Im Inneren des Affenhauses stehen weitere 200 Quadratmeter zur Verfügung. Das sei kein Vergleich zu früher, sagt Clemens Becker, der stellvertretende Zoodirektor.

Umzug in größeres Gehege erfolgte Anfang der 1990er

Zu der Zeit damals, als Benny als Jungtier nach Karlsruhe kam, lebten drei Schimpansen über Jahrzehnte „auf 60 Quadratmeter eingepfercht“. 50 Jahre im Zoo Karlsruhe heißt auch, in gewisser Weise: „50 Jahre Gefangenschaft“. Der Umzug in das rund zehn Mal größere Gelände erfolgte Anfang der 1990er. In einem so genannten „Masterplan 2015“, der ein Entwicklungskonzept beschreibt, und den Zoo auch für heutige moderne Anforderungen rüsten soll, sind Neubauten für die Affenhaltung angedacht – aber bislang noch nicht umgesetzt.

Wir haben die meiste Zeit seines Lebens zusammen verbracht.
Clemens Becker, Biologe

Clemens Becker hat ein ganz besonderes Verhältnis zu seinem im fortgeschrittenen Schimpansenalter angekommenen Zögling Benny. Nicht nur, dass er tagtäglich von seinem Bürofenster aus den direkten Blick auf das Außengehege aller drei in Karlsruhe lebenden Schimpansen hat. Benny liege ihm „als Menschenaffe besonders am Herzen“, sagt der Biologe. Beide kennen sich seit langem. Becker kam 1985 in den Karlsruher Zoo. „Wir haben die meiste Zeit seines Lebens zusammen verbracht“, resümiert er.

Benny suche immer „den direkten Kontakt“, was aber derzeit durch Corona eingeschränkt ist. Die dicken Plexiglas-Scheiben am Außengehege sind jetzt selbst an den Stoßfugen verklebt. Dort habe Benny früher Grashalme durchgesteckt, oder sei „auf Geruchfühlung“ gegangen. Doch jetzt tragen auch die Pfleger im Gehege eine Maske. Weil nicht klar ist, ob der Virus auch auf Menschenaffen übertragbar ist.

Während des Shutdowns fehlte Benny der Publikumskontakt

Auch für Gisela Fischer, die Vorsitzende der Vereinigung Karlsruher Zoofreunde, ist Benny „eine ganz starke Persönlichkeit“. Zwar gehöre sie – anders als etwa Clemens Becker – noch nicht „zu dem auserwählten Personenkreis“, den der Schimpanse persönlich begrüße. Sie schenke ihm jedoch bei jedem Besuch Aufmerksamkeit, sagt sie – so wie es „auch für meinen jüngsten Enkel wichtig ist, regelmäßig bei Benny vorbei zu gehen“.

Fischer ist sich sicher: Benny habe während des Corona-Shutdowns – als der Zoo mehrere Wochen keine Besucher hatte – „der Publikumskontakt gefehlt“. Das bestätigt auch Clemens Becker, der als Koordinator des europäischen Erhaltungszuchtprogramms für den Orang Utan eine ganz besondere Beziehung zu den Primaten hat. „Menschenaffen sind für mich Denker“, sagt er überzeugt. Auch überlege er ständig, was an der Haltung noch weiter verbessert werden könne.

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