Im Neuen Entrée des Badischen Staatstheaters herrscht eine herzliche und internationale Atmosphäre. Karlsruher Bürger, die an gesellschaftlicher Integration interessiert sind, versammeln sich am Montagabend zu einem besonderen Ereignis. Dem Buddy-Event.
In jeder Ecke sitzen Teilnehmer aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Sie kommen zum Beispiel aus Kroatien, der Ukraine, Syrien, Russland, dem Iran, Kasachstan, Österreich, Griechenland und vielen anderen Ländern. Aber sie versuchen, sich auf Deutsch zu verständigen.
Die Beteiligten berichten eindrücklich, wie sie sich nun endlich trauen, ins Theater zu gehen, wie sie Freundschaften fürs Leben geschlossen haben und wie sie ganz nebenbei auch noch ihre Deutschkenntnisse verbessert haben.
Woher kam die Idee?
Tina Schüler kam auf die Idee des „Buddy-Events“. Sie organisiert als Projektkoordinatorin die „Kultur ohne Grenzen“ (KuG) des Arbeitskreises für Aus- und Weiterbildung (AAW). Ihr Ziel ist es, den Teilnehmern ein Gefühl zu geben, dass sie sich hier zuhause angekommen fühlen und sich frei in der Gruppe äußern können.
Das Alter spielt in dieser Gruppe keine große Rolle. Manchmal nimmt eine Mutter mit ihrem kleinen Kind an den Kursen teil. Oder manchmal interessieren sich neugierige Grundschulkinder bis hin zu Menschen über 50 Jahren für die Teilnahme an den Workshops. Paare aus verschiedenen Ländern nehmen mit Begeisterung am Einführungskurs in den Balletttanz teil.
Judith Blumberg ist Diversitätsbeauftragte am Staatstheater Karlsruhe und hat das Projekt mitinitiiert. Blumberg moderiert die Infoveranstaltung. Sie betont, dass es ihr ein besonderes Anliegen sei, dass das Theater mehr Einladungen an Teilnehmer ausspricht, die noch nicht zum Stammpublikum gehören.
In einer ersten Runde befragt sie dazu verschiedene Mitarbeitende des Staatstheaters, die alle eigene Berührungspunkte mit dem Projekt haben.
Unter den Mitgliedern der KuG haben einige erfolgreich an Volkstheaterprogrammen teil genommen, um sich über die Künste in die Gesellschaft zu integrieren.Nike-Marie Steinbach, Volkstheaterleiterin in Stattstheater
Schon hier wird deutlich, dass der persönliche Bezug entscheidend ist und dass die Mitarbeitenden viele wertvollen Erfahrungen in ihre künstlerische Arbeit mit zurücknehmen. „Unter den Mitgliedern der KuG haben einige erfolgreich an Volkstheaterprogrammen teil genommen“, berichtet Volkstheaterleiterin Nike-Marie Steinbach.
Als in einer zweiten Gesprächsrunde die Buddy-Paare zu Wort kommen, also Tandems aus Teilnehmenden des Projekts und Menschen mit langjähriger Theatererfahrung, wird die emotionale Bedeutung dieses Projekts richtig spürbar.
Es gibt keine Grenzen. Die Grenzen sind nur in unseren Köpfen.Natalie Popova, KuG Teilnehmerin
Teilnehmerin Natalie Popova fasst zusammen: „Es gibt keine Grenzen. Die Grenzen sind nur in unseren Köpfen.“ Sie ist zuständig für die Kommunikation per Social Media.
Die Buddy-Paare berichteten frei und offen und gleichzeitig lebendig und anschaulich von ihren Erlebnissen mit dem Projekt KuG.
Nikolina Scepanovic war zunächst Teilnehmerin des Sprachkurses des AAW. Dann hat sie zufällig vom Team KuG erfahren. Aus Neugier hat sie sich die Gruppe angeschlossen und engagiert sich dort. Am Ende bewarb sie sich für eine Stelle als Referentin beim Jungen Staatstheater. Mit Erfolg.
Ulrike Kaiser ist stellvertretende Geschäftstellenleiterin des AAW in Karlsruhe. Der Arbeitskreis koordiniert das Projekt unter seinem Dach und gestaltet es inhaltlich mit. Das Badische Staatstheater macht die Angebote und bringt seine Expertise bei Themen wie kultureller Bildung und Teilhabe ein.
Der Staat unterstützt das Projekt
Das Bundesinnenministerium sowie die Kreisintegrationsstelle des Landreises Karlsruhe sind Förderer des Projekts. So ist die Teilnahme kostenlos. Es ist auf drei Jahre angelegt und dauert bis Ende des Jahres an.
Darja Segel vom Landratsamt Karlsruhe begleitete das Projekt und nahm an dieser Zusammenkunft teil. Sie war davon angetan. Ihr Dank galt Tina Schüler. Projektkoordinatorin Tina Schüler erläutert: „Das Buddy-Event war ein voller Erfolg. Die Veranstalter hoffen, dass dieses Projekt in Zukunft weitere Unterstützung erhält.“