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Forschung zu Corona-Impfprämien

Mitreißend und inspirierend: Bekannte KIT-Ökonomin Nora Szech stirbt mit 43 Jahren

Die KIT-Ökonomin Nora Szech ist unerwartet gestorben. Sie hatte während der Corona-Pandemie dafür geworben, Menschen Prämien fürs Impfen zu zahlen. Die Uni beschreibt sie als mitreißend und inspirierend.

Nora Szech bleibe dem KIT als „hochgeschätzte, engagierte und inspirierende Kollegin und Forscherin in Erinnerung“, heißt es in einer Mitteilung.
Nora Szech bleibe dem KIT als „hochgeschätzte, engagierte und inspirierende Kollegin und Forscherin in Erinnerung“, heißt es in einer Mitteilung. Foto: Andreas Reeg/Archiv

Die international bekannte Ökonomin Nora Szech ist tot. Sie starb bereits am 16. August unerwartet im Alter von 43 Jahren, wie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) am Wochenende mitteilte. Szech war dort seit 2013 als Professorin für Politische Ökonomie am Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON) tätig. 

Die 43-Jährige habe „sich mit ihrer viel beachteten Forschung im Bereich der Verhaltensökonomie international einen ausgezeichneten Ruf erworben und gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung“, schreibt Vizepräsident Oliver Kraft.

Verhaltensökonomin Nora Szech warb während der Corona-Pandemie für Impfprämien

Während der Corona-Pandemie hatte Szech dazu geforscht und dafür geworben, Menschen eine Prämie zu zahlen, damit sie sich impfen lassen. „Unsere Daten zeigen, dass 100 Euro Kompensation bereits helfen“, hatte sie im Juni 2023 den BNN gesagt. „500 Euro bringen erwartungsgemäß noch mehr.“

Internationale Medien wie das Wallstreet Journal oder Forbes berichteten über Szechs Erkenntnisse, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Das Wirtschaftsmagazin Capital zählte Szech 2018 in der Kategorie „Gesellschaft und Wissenschaft“ zu den „Top 40 unter 40“.

Auch zum Tragen von Corona-Masken hatte sich die Verhaltensökonomin während der Pandemie deutlich geäußert: „Das ist wirklich sehr anstrengend, die ständigen Diskussionen um das Weglassen der Maske sind nervig. Wir wissen: Sie schützt andere, aber auch in einem gewissen Maß einen selbst. Und für die Motivation der Menschen ist es immer besser, wenn sie wissen, dass sie auch etwas für sich tun.

Eines der zentralen Themen von Szechs Forschung war Markt und Moral, etwa beim Thema Fleischkonsum. „Massenschlachtung, Massentierhaltung und immer neue Fleischskandale, das ist ja nichts Neues.“ 90 Prozent seien gegen Massentierhaltung, kauften aber trotzdem das billige Fleisch, sagte sie 2020.

Beim ethischen Konsum klaffe eine Lücke von 10:1 zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Die Menschen erwarteten von sich selbst zehn Mal mehr nachhaltigen Konsum als sie wirklich tätigten.

Was hat Diskriminierung mit Wirtschaft zu tun? Auch mit dieser Fragestellung beschäftigte sich Nora Szech.
Was hat Diskriminierung mit Wirtschaft zu tun? Auch mit dieser Fragestellung beschäftigte sich Nora Szech. Foto: KIT

„Unsere Studien zeigen, dass einzelne gute Taten oft wie Freibriefe wirken. Wer an einer Stelle zum Bio-Produkt greift, rechtfertigt damit, an anderer Stelle nicht mehr so genau hinsehen zu müssen“, erklärte Szech damals.

Generell denke sie aber, dass ein Umdenken einsetze und sich die Menschen überlegten: „Ergibt das Sinn, auch noch den letzten Cent einzusparen?“

KIT beschreibt Nora Szech als mitreißend und inspirierend

Szechs „Begeisterung für akademische Forschung und ihre außergewöhnliche Fähigkeit, andere dabei mitzureißen und zu inspirieren“, würden am KIT in lebhafter Erinnerung bleiben, heißt es in einem Nachruf der Universität von Montag.

Auch die Vermittlung ihrer Forschung habe der 43-Jährigen sehr am Herzen gelegen. So meldete sie sich regelmäßig mit fundierten Beiträgen zu aktuellen Themen in den Medien zu Wort und nahm an zahlreichen öffentlichen Diskussionen teil. Der Elan, mit dem sie ihre zahlreichen akademischen Projekte verfolgt habe, sei jäh durchbrochen worden.

Ifo-Prä­sident Clemens Fuest schrieb auf X, ehemals Twitter, der Tod von Szech sei „unfassbar traurig“. Isabel Schnabel, Wirtschaftswissenschaftlerin und Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), zeigte sich ebenfalls bestürzt.

Bevor Szech 2013 ans KIT kam und ihm trotz zahlreicher Angebote von anderen Universitäten treu blieb, war sie Professorin für Industrieökonomie an der Uni Bamberg.

Davor forschte sie in Bonn, wo ihre Doktorarbeit als beste Dissertation ausgezeichnet wurde. In Bonn hatte sie auch Mathematik und Volkswirtschaftslehre studiert.

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