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Influencer und Arzt Aaron Pfisterer

Medfluencer gibt Eltern Tipps

Erfolgreich auf Instagram und TikTok: Was ein Karlsruher Kinderarzt mit Pamela Reif gemeinsam hat

Eigentlich arbeitet Aaron Pfisterer im Krankenhaus. Doch der 32-Jährige gibt Eltern in sozialen Medien Tipps und ist damit erfolgreich. Doch nur Influencer will der angehende Arzt nicht sein.
von Arne Oest
4 Minuten
von Arne Oest
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Was mache ich, wenn mein Kind Fieber hat? Wieso hält sich der Husten so lange? Solche Fragen stellen sich viele Eltern mit Blick auf ihren Nachwuchs. Aaron Pfisterer hilft ihnen.

Unter dem Namen deinkinderarzt ist er in den sozialen Netzwerken Tiktok und Instagram unterwegs. In seinen Videos will er Eltern helfen und ihnen die Angst nehmen. „Ich weiß, dass viele Eltern häufig besorgt sind und mega Ängste haben“, sagt der 32-jährige Pfisterer. Daher ist es wichtig, auch online aufzuklären.

Tag für Tag kümmert sich Aaron Pfisterer als Assistenarzt der Kinderheilkunde um Kinder. Nach der Arbeit gibt er Eltern in den sozialen Medien als deinkinderarzt Tipps.
Tag für Tag kümmert sich Aaron Pfisterer als Assistenzarzt der Kinderheilkunde um Kinder. Nach der Arbeit gibt er Eltern in den sozialen Medien als deinkinderarzt Tipps. Foto: Aaron Pfisterer

Und das tut er mit Erfolg: 120.000 beziehungsweise 140.000 Follower hat er mit seinen Kanälen.

Die Idee, Menschen über soziale Medien medizinisch aufzuklären, kam dem gebürtigen Daxlander vor rund einem Jahr in Speyer. Im Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus arbeitet er als Assistenzarzt in der Kinderheilkunde.

Aaron Pfisterer ist aktuell Assistenzarzt

In der Notaufnahme ist ihm aufgefallen, dass er oft die gleichen Dinge erzählt hat. „Ich habe 20-mal das Gleiche erzählt. Das ist cool, aber ich habe es immer nur einer Familie erzählt.“ Da wuchs in Pfisterer der Wunsch, sein Wissen und seine Erfahrung breiter in die Welt zu tragen.

„Einfach, dass noch mehr Menschen es mitkriegen und verstehen. Teilweise sind es ja ganz einfache Sachen“, sagt der Assistenzarzt mit dem sympathischen Lächeln. Als Beispiel nennt er, dass Fieber eine normale Körperreaktion ist und nicht gleich große Sorgen auslösen muss.

Doch der Start in seine Social-Media-Karriere verlief zuerst nicht nach Plan. Seine ersten Videos hat Pfisterer auf Englisch gedreht. Ein Video pro Woche. „Es ist gar nicht gut angekommen“, erinnert sich Pfisterer.

„Die Leute haben gesagt ,Oh Gott, der Deutsche probiert Englisch zu reden.‘“ Das negative Feedback sorgt dafür, dass seine Motivation zu Beginn auch nicht hoch war.

deinkinderarzt holt sich Tipps von Influencer kids.doc

Alles änderte sich, als sich der Kinderarzt Vitor Gatinho bei ihm meldet. Gatinho ist selbst in den sozialen Medien als kids.doc unterwegs.

Er gibt Pfisterer Tipps, die dieser umsetzt: schnellere Schnitte, schnelleres Reden. Das macht Aaron Pfisterer auch und er beschließt, seine Videos auf Deutsch zu drehen.

An eines seiner ersten Videos auf Tiktok kann er sich noch bestens erinnern. Gedreht wurde es in Daxlanden bei seinen Eltern. „Da sage ich, dass man bei Husten nicht zwingend ein Antibiotikum braucht“, erinnert sich Pfisterer. Ein „ganz banales“ Video. Das Video ging viral, mehr als 120.000 Menschen haben es angeschaut.

Das ist schon ein schönes Gefühl, wenn man da Zuspruch und Kommentare unter sein Video bekommt.
Aaron Pfisterer
Assistenzarzt und Influencer

„Das ist schon ein schönes Gefühl, wenn man da Zuspruch und Kommentare unter sein Video bekommt.“ Fortan will er jeden Tag ein Video posten. Zuerst auf Tiktok, dann parallel auch noch auf der Plattform Instagram. „Das ist jetzt die bessere Plattform, da die Eltern dort eher unterwegs sind“, sagt Pfisterer.

Zu Beginn gab es durchaus auch Skepsis. Die Eltern, der Vater hat eine Kinder- und Jugendarztpraxis in Daxlanden, hatten Bedenken, dass der Junior zu viel preisgibt im Internet. „Mittlerweile sind sie die größten Fans“, sagt der 32-Jährige.

Auch in der Klinik in Speyer gab es Bedenken. Pfisterer musste zuerst erklären, was genau ein Medfluencer, wie er sich nennt, ist. Medfluencer bezeichnet einen medizinischen Influencer. Also eine Person, die medizinische Inhalte in den sozialen Netzwerken postet. „Ich habe es auch dem Klinikchef erzählt und der fand die Idee von Anfang an ziemlich cool.“ Die Idee, Menschen über das Thema Medizin aufzuklären, bringe auch eine gewisse Publicity für die Klinik.

Aktuell gibt es bereits Überlegungen, dass Pfisterer Videos für die Social-Media-Abteilung des Klinikums in Speyer produziert. Die sollen dann ein bisschen seriöser sein, sollen Lust auf einen Job im Gesundheitswesen machen. „Man holt die Leute heute am besten online ab“, sagt Pfisterer.

Seriös sind die Videos auf den Kanälen von deinkinderarzt auch. Und dennoch gibt es immer wieder auch witzige Videos. Wie etwa Tanzeinlagen mit Kolleginnen und Kollegen. „Ich war schon immer ein Entertainer“, gesteht Pfisterer.

Als Fünfjähriger hat er auf Videos James Bond nachgespielt, später zu Boybands wie den Backstreet Boys getanzt. Das sei auch ein Grund, wieso seine Videos erfolgreich seien: „Das war schon immer mein Traum und es macht mir extrem Spaß.“

Sein Traum war es immer, Schauspieler zu werden. „Ich hab da Visionen“, sagt Pfisterer. Etwa eine Arztserie im Fernsehen. Doch eigentlich sei er ja bereits eine Art Schauspieler. „Denn bei der Arbeit mit Kindern, musst du auch ein Schauspieler sein. Du musst die zum Lachen bringen und richtig reagieren, es ist nicht immer so leicht. Deshalb muss man sich auch ein bisschen anpassen auf Eltern und Kinder. Ich bin Mediziner, aber auch schon ein kleiner Schauspieler.“

Und noch einen kleinen Traum hat er: ein Video mit der Karlsruher Influencerin Pamela Reif. Wie Pfisterer ist Reif auf das Heisenberg-Gymnasium gegangen. „Eigentlich wäre das ein Grund, dass sie mal was mit mir zusammen dreht. Aber ich weiß nicht, ob sie sich erbarmt“, sagt der 32-Jährige mit einem Lachen.

Es kostet verdammt viel Zeit. Da kommt einiges zu kurz.
Aaron Pfisterer
Assistenzarzt und Influencer

Und wie schafft man es, die Arbeit als Arzt und Influencer zeitlich unter einen Hut zu bringen? „Es kostet verdammt viel Zeit“, sagt Pfisterer.

Vier bis sechs Stunden investiert er pro Tag neben seiner Arbeit als Arzt in seine Accounts. „Da kommt einiges zu kurz.“ Urlaube, Freunde, Familie. Auch keine Zeit für eine Beziehung. „Ich habe alles hinten angestellt“, gesteht der 32-Jährige. Sein Fokus liegt aktuell auf seinen Aktivitäten in den sozialen Medien.

Mann filmt sich
Bei seinem Besuch in der Redaktion hat Aaron Pfisterer alias deinkinderarzt auch ein Video für seine Kanäle produziert. Foto: Arne Oest

Doch egal, wie erfolgreich Pfisterers Social-Media-Kanäle sind, er will weiter Arzt bleiben. „Von der Patientenversorgung wegzugehen, ist für mich undenkbar“, sagt er.

Ende diesen, Anfang kommenden Jahres will er seinen Facharzt machen. Und auch danach hat er einen klaren Plan. Er will in der Praxis seines Vaters in Daxlanden einsteigen.

Mein Opa hat die Praxis damals gegründet, mein Vater sie übernommen. Und ich sehe mich da auch.
Aaron Pfisterer
Assistenzarzt und Influencer

„Mein Opa hat die Praxis damals gegründet, mein Vater hat sie übernommen. Und ich sehe mich da auch“, sagt der 32-Jährige. Auch wenn er den Klinikalltag mag, schätzt er auch das alltägliche Arbeiten.

U-Untersuchungen, Gespräche mit Kindern und Eltern. Und wann ist es so weit? „Vielleicht 2026 oder so“, sagt Pfisterer mit einem zufriedenen Lächeln.

Für einen Monat geht der Karlsruher nach Bolivien

Bis dahin steht aber noch so einiges an. Am Wochenende des 10./11. Februar fliegt Pfisterer gemeinsam mit dem Verein Bolivianisches Kinderhilfswerk nach Bolivien. Einen Monat wird er dort sein, wo er bereits mit 18 Jahren schon mal freiwillig geholfen hat.

Der Verein will vor Ort medizinische Strukturen schaffen, den Ärmsten helfen. „Da können wir richtig viel bewirken. Das ist total schön“, sagt Pfisterer. Künftig will er ein- bis zweimal pro Jahr in dem südamerikanischen Land helfen.

Aber: Der Social-Media-Content von deinkinderarzt soll auch in dieser Zeit weitergehen. Pfisterer will Videos vorbereiten, die er dann nur noch hochladen muss. „Aber viel Zeit habe ich nicht mehr“, sagt er lachend.

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