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Vorverkauf hat begonnen

Kunstinteressierte strömen zur Kalendervorstellung des Karlsruher Künstlers August Kutterer

Voll besetzt war der Saal als die Enkeltochter des Karlsruher Künstlers August Kutterer den neuen Kalender 2024 präsentiert hat. Was macht den Jahreskalender so besonders?

Links im Bild ist Elisabeth Schmitt mit einem Rahmen und zeigt die Funktionsweise, rechts steht Ehemann Roland.
Kalenderpräsentation mit Vorführung: So muss der Gang von August Kutterer nach Fertigstellung eines Gemäldes im Freien durch Daxlanden ausgesehen haben. Seine Enkeltochter Elisabeth Schmitt stellt dies mit einem selbst gebauten Rahmen nach. Foto: Chris Gerbing

„Begegnungen waren das Lieblingsthema meines Großvaters“, sagte Elisabeth Schmitt. Die über 70-jährige Enkelin des 1954 verstorbenen Daxlandener Malers August Kutterer stellte in einem Vortrag den Kalender 2024 mit Motiven des Künstlers vor. August Kutterer, Jahrgang 1898, wuchs im beschaulichen, damals noch eigenständigen Fischerdorf Daxlanden auf. Früh hegte er den Wunsch, Maler zu werden.

Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Soldat beteiligt war, wechselte er nach einem kurzen Intermezzo an der Kunstgewerbeschule an die Kunstakademie. Dort studierte er die Malerei bei Albert Haueisen und ließ sich schließlich als freier Maler nieder. Beeinflusst war er, wie man bei der Kalenderpräsentation an verschiedenen Originalen unschwer feststellen konnte, von der Schule von Barbizon und den Malern, die Plein Air, also im Freien, ihre Kunstwerke schufen. Eine unerhörte Neuerung im 19. Jahrhundert – im 20. Jahrhundert hingegen längst nicht mehr.

Und doch wird Kutterer in Daxlanden aufgefallen sein, wenn er von einer seiner Mal-Exkursionen ins Atelier zurückkehrte, ein noch feuchtes Ölbild im Rahmen auf den Rücken geschnallt. Elisabeth Schmitt führte den durch ihren Ehemann restaurierten Tragerahmen während ihres Vortrags vor – fast meint man, eines der Gemälde, die an der Wand hinter ihr lehnten oder auf der Staffelei standen, könnte sich eben noch darin befunden haben.

Enkelin von August Kutterer erinnert sich an die Zeit mit ihm

Zugleich hatte der Rahmen auch eine Art Guckloch-Funktion. Der Blick hindurch zeigte Kutterer das spätere Motiv, die Perspektive, die ihm als Maler wichtig war. Elisabeth Schmitt war erst eineinhalb Jahre alt, als ihr Großvater August Kutterer starb. Und doch war er in ihrem Leben stets präsent, weil sie umgeben von seinen Kunstwerken aufwuchs und weil sie immer wieder Zeitzeugen traf, die von ihren Begegnungen mit ihm zu berichten wussten.

Sie zitiert Mia Leinberger, eine Schülerin Kutterers, mit den Worten, die Motivauswahl sei für ihn wichtiger gewesen als das Gemälde: „Sie darf sogar mehr Zeit in Anspruch nehmen als das Malen selbst.“ Dennoch sei August Kutterer sehr produktiv gewesen. Wiederkehrende Motive seiner mit lockerem Pinselstrich gemalten Bilder sind die Rheinauen, Daxlandener Straßenzüge und die ländliche Landschaft sowie der ursprünglich auf Daxlandener Gemarkung befindliche Rheinhafen.

Aus dem Zweiten Weltkrieg schrieb er an seine Ehefrau, er würde sich am liebsten nur seiner Farbe widmen. Das könnte man durchaus als sein Lebensmotto bezeichnen. Aus immer wieder unterschiedlichen Perspektiven fing er die Jahreszeiten ein, aber auch den Eingang zu seinem eigenen Atelier, ein idyllisch-verwunschener Ort, der heute wieder als solcher erlebt werden kann.

Kunstkalender Kutterers zeigt Daxlander Geschichte auf

Gerlinde Speck, eine Freundin der Familie Kutterer, hat rege Erinnerungen an den Maler. Er habe ihr die Augen für die Vielfältigkeit und Schönheit der Natur geöffnet, indem er sie dazu aufgefordert habe, die Natur zu sehen, die er immer wieder ins Atelier hereinzuholen trachtete. Von den Beschwernissen der ersten Nachkriegszeit ist jedenfalls nichts zu spüren auf dem im Kalender abgedruckten Gemälde „Ateliereingang“ von 1947, das den Juni ziert.

Die Auswahl der Gemälde folgt den jahreszeitlichen Stimmungen und wird durch zusätzliche Informationen zum Motiv ergänzt, die Jürgen Stoll beigesteuert hat. Durch seine an Elisabeth Schmitts Vortrag anschließenden Ausführungen zur Daxlandener Geschichte wurde die Zeit August Kutterers lebendig, insbesondere die Künstlerkreise, die im Gasthaus Krone verkehrten, es zur Künstlerkneipe machten.

Beide, Schmitt und Stoll, luden abschließend zum Besuch in Daxlanden ein, wo man seit 2021 auf den Spuren des einst auch überregional bekannten Malers auf dem August-Kutterer-Weg wandeln, seine Motive mit dem Ort, an dem sie entstanden sind, abgleichen und sich sowohl von dem, was geblieben ist, als auch von den Veränderungen überzeugen kann. Allerdings, warnt Schmitt, müsse man manchmal aufpassen, die idyllische Beschaulichkeit sei an einer Stelle gar einer vierspurigen Straße gewichen. Entsprechende Perspektivwechsel und Begegnungen sind folglich im Rundweg inbegriffen.

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