Kann es einen besser geschützten Platz geben als diesen für ein Turmfalkenpaar, um seine Jungen aufzuziehen? Es brütet in einer übermannshohen Nische hoch oben in der prachtvollen Fassade der Kapelle, die seit 120 Jahren auf dem Bergfriedhof Durlach Trauerfeiern einen würdigen Ort bietet.
Die Jesusfigur vor dem versteckten Horst spendet Segen, die ausgewachsenen Falken kommen ihm näher als die Menschen. Sie landen direkt zu seinen Füßen.
Turmfalkenpaar muss bewährten Brutplatz verlassen
Doch das Idyll ist nicht von Dauer. Die Kapelle ist einsturzgefährdet, die Sanierung eilt, gut 215.000 Euro hat die Landesregierung dafür auch schon bereitgestellt. Für die fliegenden Untermieter ist das nicht so toll. Die geplante Baumaßnahme wird die Turmfalken nicht nur „stören“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Faktisch ist es für sie die letzte Saison an dem bewährten Brutplatz.
Der Artenschutz schreibt vor, dass die Stadt Karlsruhe sie nicht ganz im Regen stehen lassen darf. Deshalb sollen Fachleute gleich nach dem Sommer an geeigneten Stellen in der Umgebung künstliche Nisthilfen als Ersatz für die von Jesus behütete Nische aufhängen.
Den alten Nistplatz werden sie so verbarrikadieren, dass die Falken Anfang kommenden Jahres dort nicht wieder brüten.
Kirchen sind wichtige Brutstätten für Falken und Fledermäuse
Die Kapelle hat die Außensanierung bitter nötig, von Kopf bis Fuß. Die Planer gehen von besonders massiven Eingriffen ins Dachgebälk aus. Beginnen sollen die Arbeiten Anfang 2023 – exakt dann, wenn Turmfalken sich an die Familiengründung machen.
Kirchen werden in der Stadt immer wichtiger als Brutstätten für Turmfalken und andere Felsenbrüter sowie für Fledermäuse und Schleiereulen, betont der Naturschutzbund (Nabu). Er setzt sich auch in und um Karlsruhe mit seiner Aktion „Lebensraum Kirchturm“ schon seit 2007 für die Sicherung von Nistplätzen bedrohter Arten ein.