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Auflösung des Foto-Rätsels

„Erkennen Sie Karlsruhe?“: Verbotene Zigarettenpausen hinter feudaler Fassade

Die historische BNN-Rätsel-Serie „Erkennen Sie Karlsruhe?“ erweist sich für immer mehr Leserinnen und Leser als spannende Herausforderung.

Städtebauliches Kleinod: Das Markgräfliche Palais am Rondellplatz gilt als besonders markantes Beispiel für den Stil des Klassizisten Friedrich Weinbrenner.
Städtebauliches Kleinod: Das Markgräfliche Palais am Rondellplatz gilt als besonders markantes Beispiel für den Stil des Klassizisten Friedrich Weinbrenner. Foto: Jörg Donecker

Ganz genau: Wir stehen am Rondellplatz und nehmen das Markgräfliche Palais in den Blick. Nicht nur, dass viele BNN-Leser erkannt haben, wo genau diese jüngste Aufnahme in der von vielen mit Spannung verfolgten Reihe „Erkennen Sie Karlsruhe?“ entstanden ist.

Manch einer vermag sogar, das historische Foto zeitlich sehr exakt einzuordnen: Die Fotografie des markanten, aber ruinösen, Weinbrenner-Baus stammt demnach aller Wahrscheinlichkeit nach von 1958.

Dort haben wir verbotenerweise geraucht
Ingrid Albicker-Omidi, Karlsruherin

Wie sich das so akkurat sagen lässt? Mithilfe profunder historischer Kenntnis. BNN-Leserin Barbara Speck beispielsweise hat sich die Foto-Aufnahme genau angesehen und dabei festgestellt, dass die Fensteröffnungen des Palais im Erdgeschoss zugemauert sind. Und zugemauert wurden sie als Erhaltungsmaßnahme erst 1957. Das belegt eine zeitgenössische Druckschrift der Denkmalpflege.

Rätselbild für „Erkennen Sie Karlsruhe?“.
Die Folgen des Krieges: Deutlich sind auf unserem Rätselbild die Zerstörungen zu erkennen. Wo aber ist das Foto entstanden? Foto: Stadtarchiv

Historisches Auto hilft beim Datieren

Und noch ein – mindestens ebenso charmantes – Indiz für die zweite Hälfte der 1950er-Jahre als Entstehungszeit des Fotos kommt aus der BNN-Leserschaft, genauer gesagt von Bernhard Weckenmann. Er hat das Automodell im Vordergrund identifiziert.

Es handelt sich um einen Goliath GP 1100, ein Auto, das 1957 auf dem Genfer Automobilsalon gezeigt wurde. „Bis es um den Karlsruher Rondellplatz fuhr, war es sicherlich schon 1958“, mutmaßt Bernhard Weckenmann.

Weckenmann war damals zehn Jahre alt. Auch 1960, sagt er, standen noch viele Ruinen in der Stadt – darunter das alte Ständehaus und das Hoftheater. Und auch das Schloss war erst in den 1960er Jahren wieder aufgebaut.

Karlsruherin jobbte als Studentin im Palais

Aus dem folgenden Jahrzehnt, den 1970er Jahren, stammen die persönlichen Erinnerungen, die Ingrid Albicker-Omidi mit dem Markgräflich-Hochbergschen Palais verbinden. Als Studentin jobbte die Karlsruherin damals in dem historischen Gemäuer – und zwar als Küchenhilfe in der Kantine.

Selbige gehörte zur SGZ-Bank und versorgte die im Palais tätigen Beschäftigten des damaligen Instituts mit Speisen und Getränken. Während ihrer Pausen und nach Feierabend stieg Ingrid Albicker-Omidi gern zusammen mit einer Kollegin auf den Treppenabsatz vor dem Dachstuhl.“, berichtet sie von damals.

Zwei Jahrzehnte älter sind die ersten Erinnerungen, die Waltraud Noack an das Palais hat. 1950 war die BNN-Leserin sieben Jahre alt; von der Südweststadt aus spazierte sie öfters gemeinsam mit ihrem Opa in die Stadt. Dabei erzählte ihr der Großvater aus der Geschichte der Stadt und zeigte ihr auch die schlimmen Verwüstungen, die der Zweite Weltkrieg im Herzen Karlsruhes hinterlassen hatte.

Fast sieben Jahrzehnte hat das historische Foto des ursprünglich zwischen 1803 und 1814 errichteten und im Krieg übel zugerichteten Weinbrennerbaus auf dem Buckel. Für Susanne Bentin Anlass genug, die Zwischenzeit gedanklich Revue passieren zu lassen.

Schräg gegenüber, wo heute das Ettlinger Tor Center steht, sei früher ein gutes Restaurant gewesen, und an der nächsten Ecke das Wirtschaftsgymnasium. „Das waren alles typische Nachkriegsbauten, da fast das gesamte Areal zerstört gewesen war.“

Nostalgische Erinnerungen werden wach

Für Brigitte Höll weckt der Blick auf das Schwarzweiß-Foto mit dem Palais und der angeschnittenen Verfassungssäule Erinnerungen an die 60er- und 70er Jahre.

Mit Besuchern aus dem Elsass und vom Bodensee unternahm die Familie gern Spaziergänge zwischen dem heutigen Staatstheater und dem Marktplatz. Neben Stadtkirche, Pyramide und dem Marktplatz-Brunnen fand stets auch der Obelisk vor dem Palais Anklang, erinnert sich die BNN-Leserin.

Den städtebaulichen Zustand des Gevierts ordnet Walther Schiek aus der Erinnerung ein. Jahrelang habe sich demnach die Stadt Karlsruhe als Eigentümerin des Palais nicht für den Wiederaufbau des Baudenkmals entschließen können. Auf dem großen Grundstück zwischen Karl-Friedrich- und Kreuzstraße hatten Ökonomiegebäude den Krieg überdauert; genutzt wurden sie von einem Glasmaler-Betrieb und einer Autowerkstatt.

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