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Promi-Vogel

Fest im Zoo Karlsruhe: Pippi Langstrumpfs Papagei Rosalinda wird 50

Letztes Jahr kam er in den Karlsruher Zoo, jetzt feiert er Geburtstag: Pippi Langstrumpfs Papagei Rosalinda. Der Ara heißt eigentlich Douglas und hat mit 50 Jahren ein Methusalem-Alter für die Art erreicht.

Ein bunter Papagei auf einem Ast
Rosalinda ist noch immer ein Star: Der Ara aus dem Zoo Karlsruhe wirkte einst in einem Pippi-Langstrumpf-Film mit. Foto: Sandbiller

Trallari, trallahey, tralla hoppsasa: So singt Inger Nilsson als Pippi Langstrumpf ihre unbändige Lebensfreude heraus. Gut gelaunte kleine Pippis und ebenso muntere Nachwuchs-Piraten werden am Samstag im Zoo Karlsruhe erwartet.

Dort feiert nämlich ein Schauspielerkollege Nilssons einen runden Geburtstag: Ara Douglas, der einst als Rosalinda in „Pippi in Taka-Tuka-Land“ mitwirkte, wird 50 Jahre alt. Das ist für einen Ara ein Methusalem-Alter.

Abgesehen von ein paar Wehwehchen und seiner nackten Brust geht es Douglas aber gut. Er ist noch immer ein Star beim Publikum. Und für den Zoo Karlsruhe ein ganz wichtiger Botschafter für seine bedrohten Artgenossen.

Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt

Der Geburtstagstermin ist willkürlich gewählt. Wann genau der Hellrote Ara aus dem Ei schlüpfte, weiß man im Karlsruher Zoo nämlich nicht – wie auch manch anderes aus Douglas’ Biografie.

Was dem Karlsruher Promi-Papagei schon einmal fast zum Verhängnis geworden wäre: 2003 wollten ihm die schwedischen Behörden ans Gefieder, weil er keine Herkunftspapiere hatte. 50 000 Menschen setzten sich mit ihrer Unterschrift für Douglas ein, auch Inger Nilsson unterschrieb.

Sein erster Besitzer konnte schließlich nachweisen, dass er das Tier 1967 legal aus Brasilien importiert hatte – und rettete Douglas so den Hals. Zu vermuten sei, dass Douglas ein Wildfang ist – wie viele Tiere in menschlicher Obhut in der damaligen Zeit, meint Zoo-Pressesprecher Timo Deible.

Hey – Pippi Langstrumpf, die macht, was ihr gefällt

Was Douglas gefällt, weiß man im Karlsruher Zoo hingegen sehr genau: Walnüsse und Weintrauben verspeist er mit großem Genuss, und daher wird er zum Geburtstag auch mit einem besonderen Obst-Arrangement verwöhnt.

Auch Kraulen lässt er sich sehr gerne, erklärt Zoodirektor Matthias Reinschmidt. Früher am liebsten von seiner langjährigen Gefährtin Gojan, die mit ihm von Malmö nach Karlsruhe gekommen war, inzwischen aber im Ara-Himmel ist.

Seine neue Gefährtin Rubin bleibt eher auf Abstand – aber der ist zumindest kleiner geworden, meint der Zoochef. „Rubin ist sehr auf Menschen geprägt und war lange alleine“, erklärt er. Offensichtlich aber sei, dass Douglas die neue Dame in seiner Voliere vermisst, wenn sie nicht da ist – so wie am vergangenen Sonntag, als Rubin bei der Tierpräsentation auf der Seebühne zwei Auftritte hatte.

Von hinten sieht sein Gefieder prima aus.
Matthias Reinschmidt, Direktor Karlsruher Zoo

Ob Douglas Rubin gefällt, ist eine andere Frage. „Von hinten sieht sein Gefieder prima aus“, sagt Reinschmidt schmunzelnd. Auch Douglas klare Augen lassen darauf schließen, dass ihn außer seiner altersbedingten Arthrose nichts plagt. Gegen diese Schmerzen erhält er Medikamente, und um seine Füße zu entlasten, legt er sich häufiger mal auf den Ast.

An seiner gerupften Brust sprießt gelegentlich ein flaumiges Federchen, mehr ist aber nicht zu erwarten, sagt Papageienexperte Reinschmidt. Wenn die Federanlagen zerstört sind, wachse eben nichts mehr. Sicher ist, dass Douglas sich in früheren Jahren seine Brustfedern malträtiert hat – vielleicht aus Langeweile.

Festlegen will sich Reinschmidt da nicht. „Wir wissen zu wenige über seine Vorgeschichte“, sagt er. Sicher sei indes: Mit dem Methusalem-Alter des Promi-Aras hat es nichts zu tun. Runzeln an der Haut und Lücken im Schwingen- oder Schwanz-Gefieder seien Alterserscheinungen, prinzipiell wachse das Gefieder aber stetig nach.

Und Jeder, der uns mag, kriegt unser Einmaleins gelehrt

Trotz seines zerzausten Erscheinungsbildes, mögen viele Menschen den in die Jahre gekommenen Filmstar. „Wo geht es denn zur Rosalinda?“, wird das Zoopersonal immer wieder von auswärtigen Gästen gefragt. Dabei weist nach wie vor ein grünes Transparent am Südamerika-Haus auf den prominenten Papagei hin.

Und wer den Zausel schon kennt, schaut bei jedem Zoobesuch bei ihm vorbei. Noch deutlicher wurde die Zuneigung freilich, als vor einem Jahr das schwedische Landwirtschaftsministerium vom Tiergarten in Malmö forderte, Douglas entweder eine größere Voliere zu bauen oder ihn einzuschläfern. Europaweit hagelte es Proteste und Asylangebote für den Ara.

Der Fortgang der Geschichte ist bekannt: Der Karlsruher Zoo mit Papageien-Experte Reinschmidt an der Spitze bekam den Promi-Papagei – und bei dessen Ankunft vor ziemlich genau einem Jahr einen nie da gewesenen Medienrummel. „Sechs Fernsehsender, 20 Printmedien und zig Radiostationen waren live dabei“, wundert sich Reinschmidt noch heute ein wenig.

Hinzu kamen nochmal zwei Dutzend telefonische Interview-Anfragen. Douglas selbst antwortet übrigens nicht: Zwar soll er 50 schwedische Worte in petto haben, in Karlsruhe gab es bislang aber nur sein Krächzen zu hören.

Zweimal drei macht vier, widdewiddewitt und Drei macht Neune

Auch wenn Freigeist Pippi sehr eigenwillig multipliziert: Vervielfacht auf nun 16 Arten hat sich die Zahl der Papageien im Karlsruher Zoo seit Douglas Ankunft. Das Thema Nachwuchs ist für ihn zwar schon seit Jahrzehnten vorbei, aber der Karlsruher Zoo bekommt immer wieder Aras aus Privathaltungen angeboten.

Vier Arten leben nun in den Volieren des Südamerika-Hauses: Neben den Hellroten Aras wie Douglas und Rubin gibt es Rote, Gelbbrust- und Gebirgsaras, die sogar schon Nachwuchs haben. Nur Vögel, die ins Konzept passen, können im Zoo einen neue Bleibe finden, stellt Reinschmidt klar. Weitere Gesellschaft für Douglas und Rubin könnte er sich aber schon vorstellen.

Widdewidde, wer will’s von uns lernen?

Viel Wissenswertes über Aras und allgemein über Papageien kann der Karlsruher Zoo dank Douglas an die Leute bringen. „Er ist der perfekte Botschafter für die ganze Familie der Papageien – die Vogelfamilie mit den meisten bedrohten Arten“, sagt Matthias Reinschmidt.

„Rosalindas“ Popularität nutzen er und sein Team daher unermüdlich, um für den Artenschutz zu werben. „Jeder interessiert sich für unseren Filmstar“, freut sich der Zoodirektor. Auch OB Frank Mentrup, der vor einem Jahr dem Douglas-Empfangskomitee angehörte, erkundige sich immer wieder nach dem Gesundheitszustand des Promis.

Ich hab ein Haus, ein kunterbuntes Haus, ein Äffchen und ein Pferd

Noch hat Douglas im Zoo seine Bleibe im Südamerikahaus, im September wird das aber der Erweiterung der Elefanten-Anlage weichen. Jede Menge Gedankenspiele, wie man die Vögel und Äffchen dann unterbringt, gibt es bereits, lässt der Zoochef durchblicken.

Den Plan, für Douglas und die anderen Pippi-Langstrumpf-Tiere eine „Villa-Kunterbunt“ zu bauen, verfolgt er weiterhin. Mit den Totenkopf-Äffchen aus dem Exotenhaus und dem gefleckten Shetlandpony sind schließlich auch „Herr Nilsson“ und ein „Kleiner Onkel“ im Zoo Karlsruhe zu Hause. Das Pferdchen wird zum Geburtstagsfest Rosalinda übrigens auch seine Aufwartung machen

Alle groß und klein, tralalala lad ich zu mir ein

Vor allem auf viele Kinder, die als Pippi oder Pirat verkleidet freien Eintritt haben, freut man sich im Zoo. Kinder der Schulklassen der deutsch-schwedischen Gesellschaft werden die Feier musikalisch mitgestalten – auch mit dem Original-Pippi-Langstrumpf-Lied auf Schwedisch.

Und aus dem Leierkasten wird die Melodie immer wieder zu hören sein. Moderieren wird Matthias Reinschmidt das Fest auf der Wiese bei den Außenvolieren des Südamerikahauses, los geht es am 20. Mai um 14 Uhr. Douglas wird die Aufwartung vom Kletterast auf der Wiese entgegen nehmen.

Sehen kann ihn so jeder Besucher, der direkte Kontakt ist aber nicht möglich, stellen die Zooverantwortlichen klar. Schließlich wolle man den alten Herrn nicht unnötig in Unruhe versetzen.

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