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Soziales

Gestrandet in Karlsruhe: Für viele in Not ist die Bahnhofsmission erste Anlaufstelle

Rund 30 Ehrenamtliche kümmern sich rund um die Uhr im Karlsruher Bahnhof um Menschen, die Hilfe brauchen. Es geht um vergessene Fahrkarten, aber auch um ganz große Schicksale.

Blick auf die Bahnhofsmission in Karlsruhe, Menschen sitzen auf Bierbänken und reden
Zum Tag der Bahnhofsmission hat die Einrichtung am Karlsruher Bahnhof den Außenbereich bestuhlt und einen kleinen Festakt geplant. Foto: Jörg Donecker

Eigentlich ist jeder Tag ein Tag der Bahnhofsmission. 365 Jahre im Jahr stranden dort Menschen, die Hilfe brauchen. Die von der Gesellschaft „nicht mehr gesehen werden“, wie es freiwillige Helfer schildern. Die Einrichtung ist die erste Anlaufstelle für viele Flüchtlinge und für Menschen, die von Schicksalsschlägen getroffen wurden.

Am 22. April richten sich viele Blicke auf die Bahnhofsmissionen. Unter dem Motto „Offen für Alle“ haben sie deutschlandweit eingeladen. Es geht um Aufmerksamkeit für die oft übersehene Arbeit und die Menschen dahinter.

In Karlsruhe wird die Bahnhofsmission getragen vom evangelischen Diakonischen Werk und dem katholischen Verband „In Via“ – mit finanzieller Unterstützung von Stadt und Landkreis.

Ohne Spenden und freiwillige Helfer geht es nicht

Die Bahnhofsmission präsentiert sich in festlich geschmücktem Gewand und mit „Außenbewirtung“ auf Bänken nahe dem Bahnsteig. Vielleicht – so hofft Leiterin Sabine Höhn – gelingt es so, neue Ehrenamtliche für die vielseitige Tätigkeit mitten im quirligen Bahnhofsgeschehen zu gewinnen. „Je bunter unser Team ist, umso besser.“

Ohne Spenden, junge Leute im Freiwilligen Sozialen Jahr und Ehrenamtliche, sind sich alle Redner des kleinen Festaktes einig, wäre das Hilfsangebot nicht zu stemmen. Da ist etwa Heinz Schneck, der fast schon zur „Familie“ gehört und beinahe jeden Tag zum Kaffee kommt. Und nicht nur er.

Die Bahnhofsmission ist ein Spiegel unserer Gesellschaft.
Tilman Eidt, Vertreter des Bahnhofsmanagements

Denn neben Reisenden, die ihre Fahrkarte verloren haben oder auf dem falschen Gleis stranden, geht es eben um die von der Gesellschaft übersehenen. So führt es der Ehrenamtliche Traugott Maurer aus.

„Die Bahnhofsmission ist ein Spiegel unserer Gesellschaft“, betont Tilman Eidt, Vertreter des Bahnhofsmanagements. Die tatkräftige Hilfe der Bahnhofsmission, etwa im vergangenen Jahr angesichts der Flüchtlingsströme aus der Ukraine, sei unverzichtbar. Respekt und Dank gelte den Helfern.

Jacken aus der Kleiderkammer und Anrufe beim Arzt

Die anwesenden Mitglieder des Gemeinderats, Michael Borner (Grüne) und Thomas Müller (CDU), betonen beide die Bedeutung der Einrichtung. Hier sei „ein niederschwelliger Anlaufpunkt für Menschen in Notsituationen, für Traurige, die sprechen wollen oder einfach nur ihre Tasse Kaffee nicht immer alleine trinken möchten“.

Die Hilfe kann aber durchaus sehr konkret sein. Es geht um eine Jacke aus der Kleiderkammer. Einen Anruf beim Arzt. Den Versuch, einen Übersetzer für einen ausländischen Fahrgast zu organisieren. Die etwa 30 Ehrenamtlichen versuchen immer, eine Lösung zu finden. Auch wenn das bedeutet, eine weitere Kanne Kaffee zu kochen.

Anlaufstelle für Haushaltshilfen aus Osteuropa

Ebenfalls in der Bahnhofsmission hat „In Via“ von der Erzdiözese Freiburg eine Beratungsstruktur für Haushaltshilfen aus Osteuropa aufgebaut, die dort in Notlagen unterstützt werden. Das Projekt „Cosmobile Haushaltshilfe“ wendet sich an die Frauen, die am Busbahnhof ankommen und die aus vielen Gründen keine Beratungsstelle aufsuchen.

Pensionärin Ursula Hagen ist seit 2014 im Team und schätzt die vielen Begegnungen. Doch oft nimmt sie die Schicksale gedanklich mit nach Hause. „Es sind nur Momentaufnahmen, die wir erleben. Und dann müssen wir die Menschen wieder loslassen.“

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