
Zu Johann Kirchhauser kommen sie alle. Die Azubis aus der Stuttgarter Wilhelma und den Zoos in Karlsruhe und Heidelberg. Aus dem Wildpark Pforzheim, dem Tierpark Bretten, dem Reptilium Landau und dem Luisenpark in Mannheim. Oder aus Greifvogelstationen im gesamten südwestdeutschen Raum.
Wer in Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz oder im Saarland Zoo-Tierpfleger wird, lernt Aquaristik und Terraristik garantiert bei Kirchhauser. Blockweise in der Bertha-von-Suttner-Schule in Ettlingen. Und praktisch im Staatlichen Naturkundemuseum Karlsruhe am Friedrichsplatz. Dort leitet Kirchhauser das Vivarium.
Wir werden nass und kalt – damit muss man umgehen können.Lucia Rasch
Tierpflegerin in Ausbildung
Zoo-Tierpfleger – ein Traumberuf? „Mittlerweile für mich ja“, sagt Mona Helfmeyer. Man müsse aber realistische Vorstellungen haben, sagt die angehende Tierpflegerin.
Ihre Mitschülerin Lucia Rasch sagt: „Wir werden nass und kalt – damit muss man umgehen können.“ Es sei ein Irrtum, zu glauben, dass der Beruf darin besteht, den ganzen Tag nur Tiere zu streicheln und zu füttern.
Klar, Sternstunden gibt es immer wieder. Zum Beispiel den hautnahen Kontakt zu einer ausgewachsenen Schlange wie dem Tigerpython-Albino im Keller des Naturkundemuseums beim Praxistag.
Mona Helfmeyer ist bei Köln aufgewachsen und erzählt, dass sie sich erst nach gründlicher Recherche für die Ausbildung entschieden hat. Dann hat sie sich überregional beworben. Jetzt arbeitet sie im Wildpark Pforzheim.
Ein Praktikum im Zoo bringt kostbare Erfahrung
Lucia Rasch hat schon viel Erfahrung als Praktikantin gesammelt, in der Stuttgarter Wilhelma, im Karlsruher Zoo, in Freiburg und im Tierpark Hellabrunn in München. „Dabei habe ich gemerkt, dass es tausend Sachen zu wissen gibt“, sagt sie. „Das ist völlig faszinierend.“
Mit Block und Stift in der Hand steigen die Tierpfleger-Azubis über eine steile Treppe in den Keller des Naturkundemuseums. Überall rauscht Wasser durch Filter und Schläuche der Aquarien. Meersalz liegt in großen Säcken bereit.
Zootierpfleger müssen sehr viel lernen
Seit 35 Jahren bildet Kirchhauser Zoo-Tierpfleger aus. „Früher war das ein Beruf“, sagt er, „in den zu 70 Prozent Hauptschüler kamen.“ Heute sind mehr als die Hälfte Abiturienten, „zum Teil“, so der Vivariumschef, „bevor sie Biologie oder Tiermedizin studieren.“
Mit den Erkenntnissen über artgerechte Tierhaltung seien die Anforderungen enorm gewachsen. Heute schaffen Tierpfleger zum Beispiel abwechslungsreiche Abläufe, sagt Kirchhauser, „statt die Tiere am Gitter entlangtigern zu lassen“.
Im Reich der Fische geht es um viel Spezialwissen
Im Reich der Fische, Amphibien und Reptilien ist noch anderes Spezialwissen gefragt. „Wir sind sehr technisch“, sagt Kirchhauser. Das große Einmaleins dreht sich um Härtegrade, Nitrat und Phosphat, Sauerstoff und Temperatur.
Der Karlsruher Experte, der als Meerwasseraquarianer weltweit bekannt ist, stellt seinen Fachklassen außerdem rund 300 verschiedene Fischarten und 140 Terrarientiere vor, von Baumpython bis Stabschrecke.
Ob Schlange, Echse, Frosch, Spinne oder Insekt: Am Ende können Kirchhausers Azubis für alle den Speisezettel gestalten. Sie erkennen Probleme, können angemessen reagieren und typische Krankheiten behandeln.
Ich habe nicht für jedes Problemtier unendlich viel Zeit.Johann Kirchhauser
Ausbilder aller Tierpfleger in Südwest
Beliebte Fernsehserien prägten ein Bild von der Zootierpflege, das falsche Vorstellungen wecken könne, betont der Praktiker. „Da beginnt die Illusion“, so Kirchhauser. „Ich habe nicht für jedes Problemtier unendlich viel Zeit.“
Aktiv sein können auch Neulinge
Damit Jugendliche die Wirklichkeit kennenlernen können, ermöglicht er einwöchige Schulpraktika im Vivarium am Friedrichsplatz. Begleiten und beobachten stehen im Vordergrund, anders wäre es zu gefährlich. Für Mensch und Tier, wie Kirchhauser betont: „Eine Schlange aus dem Terrarium zu holen, das ist etwas für erfahrene Fachleute.“
Trotzdem: Zupacken und aktiv sein darf auch ein Neuling: „Es ist viel Reinigungsarbeit, für alle, bis zum Chef.“
Im Sommer kann jeder diese Arbeit machen.Luca Gonzalez
Tierpfleger in Ausbildung
Als Luca Gonzalez im Tiergarten Worms in seinen Traumberuf einstieg, hat er gewusst, was auf ihn zukommt. „Im Sommer kann jeder unsere Arbeit machen“, sagt der junge Mann, der privat einen Gelbbrust-Ara hält. „Aber die Tiere müssen jeden Tag versorgt sein, am Wochenende, an Weihnachten, im Winter, wenn es regnet und man tropfnass wird. Dann muss man das lieben.“
Sein Blick wandert dabei über die weißen und gelben Schuppen des armdicken Tigerpythons. „So schön“, sagt Gonzalez, „ein tolles Tier.“