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Studentin untersucht Verhalten

Mehrere Tausend Jungkröten tummeln sich im Karlsruher Schlossgarten: So werden sie geschützt

Das große Krabbeln herrscht derzeit im Karlsruher Schlossgarten. Dort haben sich Tausende Jungkröten auf die Reise gemacht. Ihr Verhalten wird nun Thema einer Forschungsarbeit.

Eine Jungkröte sitzt auf einer Hand.
Nur wenige Zentimeter groß sind die Jungkröten am Schlossgartensee. Um sie zu schützen, sind große Teile des Areals derzeit für Fußgänger gesperrt. Foto: Peter Sandbiller

„Der Rasen lebt“, sagt Dora Kockel. Tatsächlich, im Gras ist Bewegung. Unzählige Lebewesen, so groß etwa wie Stubenfliegen, krabbeln und springen von Grashalm zu Grashalm, rasen über die trockene Erde, sind quirlig unterwegs. „Das sind Jungkröten, der Nachwuchs der Erdkröten“, erklärt Kockel.

Ein neugieriger Blick durch die Handylupe beweist es: Kröten in Miniaturausgabe. Die 24-jährige Studentin der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PH) hat sich das Verhalten der Jungkröten als Thema für ihre Masterarbeit ausgesucht.

Sie studiert Biodiversität und Umweltbildung. Ein forschungsorientiertes Projekt gehöre dazu. Da das Verhalten der Jungkröten weitgehend unerforscht sei, habe sie sich das ausgesucht.

Sie haben mich interessiert.
Dora Kockel, erforscht das Verhalten der Jungkröten

Erste Berührungen mit Kröten hatte sie während eines Praktikums beim Naturschutzbund (Nabu). „Sie haben mich interessiert.“ Bei ihrem Institutsprofessor habe sie mit der Idee offene Türen eingerannt.

PH und das Institut für Biodiversität und Umweltbildung haben der jungen Frau Stative und Videokameras für ihre Beobachtungen zur Verfügung gestellt.

So trifft man sie nahezu täglich am Schlossgartensee. Sie kniet hinter dem Stativ, schaut durch die Kamera, zückt den Zollstock und wirkt wie gebannt. „Ja“, sagt sie, „das ist sehr spannend.“ Auf den Grashalmen bewegen sich die Jungkröten langsam, doch auf der Erde entwickeln sie Sprinterqualitäten.

Jungkröten sind im Karlsruher Schlossgarten kürzlich aus dem Wasser geklettert

Die Jungtiere, die eine Metamorphose von der Kaulquappe zur Mini-Kröte durchgemacht haben, sind erst vor einigen Tagen aus dem Wasser geklettert und haben den Rasen „geflutet“.

Im Volksmund spricht man von „Froschregen“, weil die Jungtiere alle nahezu gleichzeitig ans Ufer gehen.

„Solange es nicht regnet, bleiben sie in der Nähe des Teiches“, berichtet die junge Frau, „weil sie Feuchtigkeit brauchen, um zu überleben.“

Erst wenn es richtig regnet, wenn es für ihr Wohlbefinden feucht genug ist, dann trauen sie sich, in die Welt zu hüpfen und ein Sommerquartier zu suchen.

Bis dahin ist Kockel dabei, das Verhalten der Jungkröten via Videoaufnahmen zu dokumentieren. Danach erfolgt dann die Auswertung und die Suche nach einem starken Titel für die Masterarbeit.

Große Schilder weisen auf die Jungkrötenwanderung hin

Nach deren Anmeldung bleiben sechs Monate bis zum Abgabetermin. Bei ihren Exkursionen rund um Schlossgartensee wird die junge Frau, die aus der Nähe von Ludwigsburg stammt, immer wieder von Passanten angesprochen.

Wenn sie denen dann erklärt, dass sie, wenn sie unbekümmert über den Rasen flanieren, ein Massaker an den Jungkröten verüben, dann erschrecken die Leute – und geloben, nur noch auf den Wegen zu bleiben, und auch da aufzupassen.

Das Karlsruher Amt für Umwelt und Arbeitsschutz hat bereits große Teile um den See für Spaziergänger gesperrt und große Schilder aufgehängt, mit der Aufschrift „Jungkrötenwanderung“.

Warum Jungkröten bei Gärtnern äußerst beliebt sind

Dora Kockel schildert das Leben der Erdkröte. Diese zählt zu den häufigsten Amphibienarten. An ihren Lebensraum stellt sie wenig Ansprüche, besiedelt Wälder, Wiesen und Gärten.

Sie ernährt sich von Schnecken – und ist deshalb bei Gärtnern sehr beliebt – Asseln, Spinnen und anderen Insekten. Im Frühjahr macht sie sich auf die Wanderschaft zu den Laichgewässern.

Die Männchen werden oft huckepack von den Weibchen zum Laichplatz getragen. Dort legen diese nach der Paarung 3.000 bis 8.000 Eier in Schnüren ab, die mehrere Meter lang sein können.

Die Kaulquappen haben bereits Bitterstoffe gelagert, so dass sie von den Fischen als Nahrung gemieden werden.

Die winzigen Jungkröten sind tagaktiv und daher besonders gefährdet. Nicht nur durch Menschen, sondern auch durch starke Sonneneinstrahlung. Dann besteht Gefahr, dass sie vertrocknen.

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